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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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größer.
    »Wo liegt denn hier die Altersgrenze?« tuschelt Damien und streicht sich mit einer Hand durch das fast schwarze, buschige Haar.
    »Ab fünfundzwanzig«, antworte ich und werfe einen Blick auf Jenny, die noch nicht einmal einundzwanzig ist.
    »Ich meine, in die andere Richtung.« Er deutet auf Rodney, der schon wieder mit den Beinen zuckt.
    »Meinst du, die lassen Rentner rein?«
    »Sei nicht so gemein.«
    »Ich bin nicht gemein, ich meine es ernst. Manche Clubs haben strenge Regeln. Beispielsweise bei Peter Stringfellow.«
    »Na ja, ich glaube, da käme sowieso keiner von uns rein. Wir sind alle entweder zu fett, zu alt oder einfach strunzhäßlich.«
    »Schließ bitte nicht von dir auf andere.« Damien begutachtet sich in einer der schwarzgetönten Seitentüren aus Glas. »Ich war schon ganz oft da, und nie hatte ich auch nur das kleinste Problem.«
    »Du warst vielleicht da, aber warst du auch drin?« scherzt Nigel, der ebenfalls überaus wohlgefällig sein Spiegelbild betrachtet.
    Der Große Eric trägt keine Krawatte. Harvey hat Jeans an. Rodney ist alt und betrunken. Aber indem wir uns dicht aneinanderdrängen und als Gruppe auftreten, wobei wir die Zweifelsfälle nach innen nehmen und die halbwegs Normalen außen sind, verschaffen wir uns alle Zugang.
    Rodney, der sehr früh geheiratet hat, hat mir in der letzten Kneipe gestanden, daß er noch nie in seinem Leben in einem Nachtclub war. Er stolpert in den riesigen, verrauchten, klimatisierten Raum, und die Augen fallen ihm fast aus dem Kopf, als er die Scharen spärlich bekleideter Frauen sieht, die heftig zuckend
zum lärmenden Beat der Musik abtanzen, und sich dabei gegenseitig im Licht der Laser rempeln und stoßen.
    Er schnappt sich eine liegengelassene Freikarte von einer nahen Ablage, fächelt sich damit Luft zu, murmelt aufgeregt vor sich hin und grinst breit.
    »O Mann, verdammt!« stammelt er. »Die haben ja alle nur Unterwäsche an!«
    Während Rodney schnurstracks auf die Tanzfläche zustrebt und dabei eine Sabberspur nach sich zieht, gehen die anderen in Richtung Bar. Ich aber gehe zum Klo, um mich frisch zu machen.
    Es kommt mir wie ein Déjà vu vor, so bald wieder hierzusein, aber ich sage mir, wenn dem schon so ist, kann ich ja auch gleich versuchen, meine Nummer eins aufzureißen. Die Küchentür weist unter meinem Namen nämlich immer noch eine traurige Null auf, während die anderen eifrig Striche machen durften. Aber eines ist klar: Auf keinen Fall lasse ich mich wieder vollaufen, um dann mit einem Arschloch nach Hause zu gehen. Ich will nicht, daß sich das »Larry-Abenteuer« noch einmal wiederholt. Doch es scheint, daß alle Männer, die ich treffe, »Larrys« sind. Ich wünschte, ich könnte ein bißchen mehr Begeisterung für meine Mission an den Tag legen. Ich fange allmählich an, mich zu fragen, warum wir diesen blöden Wettbewerb überhaupt begonnen haben. Serena kennt kein Halten mehr, und Emma kommt jedes Mal o-beinig und mit einem breiten Grinsen im Gesicht nach Hause. Ich bin die einzige Untaugliche, weil ich noch immer viel zu sehr durch meine Pleiten und Pannen gehemmt werde.
    Ich muß an Larry denken.
    Ich muß an Emmas Bekannten Mason denken.
    Nummer eins und Nummer zwei.
    Es ist ja schön und gut, in der Hitze des Augenblicks zu geloben, die Spielchen der Männer nachzuahmen, aber wenn es zu
einem Zusammentreffen kommt, in einer etwas anderen Hitze des Augenblicks, dann kann ich es einfach nicht. Ich kann es einfach nicht durchziehen.
    Manchmal vergesse ich völlig, was mich ursprünglich dazu bewogen hat, die ganze Sache anzufangen. Max, der war’s. Max und seine Moralvorstellungen, genauer gesagt, sein Mangel daran. Max, dieses verlogene, betrügerische Schwein. Dieser Ausbeuter. Max, der mich gebeten hat, zu ihm zurückzukehren, um wenige Wochen später um die Hand einer anderen anzuhalten.
    »Fick dich ins Knie, Max«, sage ich etwas zu laut zu meinem Spiegelbild.
    Das Mädchen neben mir, das gerade seinen Schmollmund in dem kalten, harten, klinischen Licht knallrot anmalt, sieht mich an und lächelt ironisch.
    »Fick sie alle, sage ich. Diese Schweine!« erklärt sie und rümpft die Nase.
    Fick sie alle. Das ist doch eigentlich genau meine Aufgabe, oder?
    Sie alle ficken. Rache für das unterdrückte Geschlecht.
    Aufreißen, abschleppen, abhaken.
    Jetzt höre ich Emmas Stimme.
    »Geh hin, und schnapp sie dir, Mädchen.« Genau das würde sie mir jetzt sagen. »Hör auf damit, dich wie ein Schwächling auf

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