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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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löslichem an, und dazu gibt es Schokokekse, was ihm natürlich sofort mehrere Gummipunkte einbringt.
    Er ist charmant, aber nicht aufdringlich, witzig, aber nicht derb, sehr belesen und man kann sich überraschend gut mit ihm unterhalten.

    Das ist eine Seite an Damien, die ich vorher nie kennengelernt habe.
    Vielleicht stellen die spitzzüngigen Anspielungen und das kindische Verhalten bloß einen Teil seines Charakters dar, der nur gegenüber seinen Kumpanen im Büro ans Tageslicht kommt.
    Es gelingt mir sogar, auch ein bißchen zu flirten. Nicht viel, nur ein bißchen. Aber genug, um vom Kaffee zum Brandy überzugehen, und von Radiohead zu Portishead. Genug, damit Damien sich von dem blaßvioletten Armsessel, in dem er saß, zu dem Sofa vorarbeitet, auf dem ich mich gerade viel zu wohl fühle.
    Er beginnt am anderen Ende des langen Dreisitzers und arbeitet sich behutsam über das weiche Leder, bis sein Schenkel den meinen berührt.
    Er gähnt und reckt sich, und sein Arm gleitet hinter meinen Nacken.
    Ich will ihm gerade eine runterhauen, weil er sich so kindisch wie ein Sechzehnjähriger im Kino benimmt, als ich seine Finger spüre, mit denen er anfängt, meine verspannten Schultermuskeln zu kneten. Widerwillig stelle ich fest, daß es sich unglaublich gut anfühlt. Falsch. Er fühlt sich einfach sagenhaft an. Ich habe so viele Knoten in meinen Schultermuskeln, man könnte fast meinen, sie hätten die letzten paar Wochen bei einer ganzen Schwadron kleiner Pfadfinder verbracht, die eifrig Knoten in Seile machen.
    Damien massiert mich so lange, bis ich vornübergebeugt dasitze und er ganz dicht hinter mir ist. Seine Hände kneten meine Muskeln wie ein Bäcker, der Brotteig bearbeitet, er drückt mit den Daumen, greift zu und bearbeitet die Milchsäure, bis ich nur noch eine weiche, biegsame Stoffpuppe in seinen Händen bin.
    Mein Gott, wie gut er das kann. Unter dem Einfluß des Alkohols und dieser überwältigenden Nackenmassage entschwebe ich in eine andere Dimension.
    Ich bin so abwesend, daß ich ihn noch nicht mal daran hindere,
die Hände von hinten nach vorne gleiten zu lassen und seine Aufmerksamkeit fortan meinen Brüsten zu widmen. Die Hände gleiten unter mein Baumwollshirt, mit den Daumen umfährt er die Brustwarzen und reibt sie mit langsamen, zarten, zielstrebigen Bewegungen, bis sie ganz hart sind.
    Im nächsten Moment küssen wir uns.
    »Ich küsse gerade Damien«, warnt mich eine leise Stimme in meinem Hinterkopf. Die leise Stimme hört sich sehr überrascht und etwas entrüstet an und fügt noch hinzu: »Ich finde wirklich, du solltest aufhören, Damien zu küssen.«
    Mein Körper aber signalisiert meinem Verstand, sich zu verdünnisieren, und macht weiter.
    »Hör sofort auf, Damien zu küssen!« befiehlt die leise Stimme, diesmal in einem entschiedenerem Tonfall. »Er verführt dich. So sollte das eigentlich nicht ablaufen!«
    Unglücklicherweise antwortet der Rest von mir gar nicht. Man muß berücksichtigen, daß es durchaus kein unangenehmes Erlebnis ist, Damien zu küssen. Das überrascht mich sehr. Aber ich komme mir auch immer noch so losgelöst vor, als ob ich mir selber aus einer Zimmerecke oder so zuschauen würde.
    Die leise Stimme, die etwas weiter sieht als bis heute abend, die auch an den morgigen Tag und an den Rest meines Lebens denkt, weiß um den ernsthaften Verdruß und die tödliche Gefahr, in der mein Stolz schwebt. Also rollt sie die Ärmel hoch und bereitet sich auf einen Kampf mit meinem betrunkenen, dümmlichen Hirn vor, das keine Vernunft annehmen will. Mein Hirn beschäftigt sich nämlich viel zu sehr damit, was mit meinem Körper geschieht, und es hat beschlossen, daß es diese Empfindungen genießt und sich überhaupt nicht darum schert, wer sie auslöst. Es erinnert ein wenig an diese alten Cartoons von Warner Brothers. Das gute Gewissen und das schlechte Gewissen veranstalten in meinem Kopf ein Wettrennen. Gerade liegen sie Kopf an Kopf und streiten, was sich etwa so anhört:

    »Das ist doch eine einzigartige Gelegenheit.«
    »Du kannst Damien nicht leiden.«
    »Aber er macht mich an.«
    »Aber du bist doch ein braves Mädchen, du wirst doch nicht bloß Sex haben, nur weil es Spaß macht.«
    »Wenn ich ein Mann wäre, schon.«
    »Wenn du ein Mann wärst, würdest du dann mit dem weiblichen Gegenstück von Damien schlafen?«
    »Gutaussehend. Durchtrainiert. Hat was von einer Blondine. Klar, das würde ich.«
    »Aber du bist kein Mann.«
    »Was zählt, ist die

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