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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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übriggeblieben.
    Die Lichter sind aus, und wir sitzen einträchtig Seite an Seite vor dem warmen, flaclcernden, goldenen Widerschein des Feuers, wiegen unsere Gläser und schwätzen wie alte Freunde.
    Aus der Nähe sieht man die feinen Falten um seine Augen, die sich vertiefen, wenn er lächelt. Im Verlauf der letzten Stunden habe ich entdeckt, daß Jake sehr viel lächelt. Und ich habe
entdeckt, daß wir beide gerne reisen, den gleichen Geschmack in Sachen Musik haben und beide gutes Essen und guten Wein schätzen. Wir haben kurz über Politik geredet, die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau diskutiert, mehrere schmutzige Witze erzählt, und nun sind wir beide auf wohlige, glückliche und entspannte Weise reichlich betrunken.
    Jake greift nach der Flasche, die zwischen uns auf dem Boden steht. Sie ist leer.
    »Wie wär’s mit noch einer?«
    »Wenn ich noch ein einziges Glas trinke, mußt du den Arzt rufen!« kichere ich.
    »Wieso? Ist dir schlecht?«
    »Nein, aber du holst dir einen Bandscheibenvorfall, wenn du mich die zwei Treppen zu meinem Zimmer hochschleppen mußt, nachdem ich ohnmächtig geworden bin.«
    »Na, wie wär’s dann mit der Besichtigungstour?« Er sieht mich von der Seite an. Die zuckenden Flammen werfen ein sanftes Licht auf sein Gesicht, als würden sie ihn streicheln. Fragend hebt er die Augenbrauen.
    Ich werfe einen Blick auf die alte Uhr, die friedlich in einer Ecke des Raumes vor sich hin tickt. Es ist Mitternacht.
    »Meinst du wirklich, daß wir das um diese Uhrzeit machen sollten? Was ist mit den anderen Hotelgästen?«
    »Sie sind wahrscheinlich alle bewußtlos, wenn man bedenkt, welche Mengen Alkohol die heute abend hier getrunken haben.«
    »Also, wie steht’s?« fragt er, steht auf und hält mir die Hand hin. »Ich könnte dir den Pavillon zeigen, wo Lady Elizabeth Beauchamp beim heimlichen Stelldichein mit einem hiesigen Mönch ertappt und von ihrem eifersüchtigen Gatten ermordet wurde... und die Allee, wo angeblich jede Nacht ein Geist mit dem Kopf unter dem Arm wandelt, seit ihn sein eigener Bruder abgeschlachtet hat.«
    »Wie könnte ich solchen Verlockungen widerstehen?«

    Der Nachthimmel draußen gleicht einem Überwurf aus schwarzem Samt, an dem die Sterne sich ausbreiten, als hätte jemand mit unsichtbarer Hand funkelnde Punkte über der Oberfläche verteilt. Es ist mild, eine sanfte Brise raschelt in den Blättern der Bäume, so daß sie in der Dunkelheit wispern.
    Jake führt mich zur Rückseite des Hauses. Jedes Geräusch, mag es noch so leise sein, wirkt in der Stille der Nacht geradezu unheimlich laut.
    »Das sind die französischen Gärten«, tuschelt er.
    »Nicht möglich!« bemerke ich voller Sarkasmus.
    »Hör mal zu, ich mache die Führung, klar? Es ist meine Aufgabe, dich herumzuführen, und deine, hingerissen allem zu lauschen, was ich von mir gebe.«
    »Okay. ’tschuldigung.« Ich unterdrücke ein Grinsen und versuche, wieder ein normales Gesicht zu machen. »Ist es so gut?«
    »Was?«
    »Sehe ich für deine Begriffe hingerissen genug aus?«
    Schnell nimmt er meinen Kopf in die Zange und schleift mich auf den Rasen.
    »Ich bin der Geist vom Priory«, kichere ich und atme den zitronigen Duft seines Aftershaves ein.
    »Das sind die französischen Gärten«, wiederholt er und unterbindet jede weitere Unterbrechung durch einen spöttischen Blick. »Angeblich wurden sie von Calamity Jones entworfen...«
    Ich fange spontan an, Whip Crackaway zu singen – im Gedenken an Calamity Jane mit Doris Day.
    Er läßt meinen Kopf los und setzt sich mitten auf den Rasen.
    »Okay, dann eben keine Besichtigung«, mault er und tut so, als wäre er tödlich beleidigt.
    »O bitte, bitte, bitte, bitte, biiiiiitte. Ich verspreche auch, daß ich dich nicht mehr unterbreche. Warum zeigst du mir nicht die Stelle, an der Lady Elizabeth ihr Stelldichein mit dem sexbesessenen Mönch hatte?«

    »Wer sagt denn, daß der Mönch der Sexbesessene war?« murmelt er und tut so, als würde er immer noch schmollen. »Es hätte ja sein können, daß Lady Liz die ganze Anmache gestartet hat.«
    »Komm schon, üblicherweise ist es der Mann, der den ersten Schritt macht.«
    »Stimmt nicht!« behauptet er kategorisch. »Alles Quatsch.«
    »Glaub mir, der Mönch war’s.« Ich lasse mich neben ihm auf den Boden plumpsen. »Er hat ihr dieses unmoralische Verhalten beigebracht... >Wollen Euer Ladyschaft unter meiner Soutane die Kommunion empfangen?<, >O Mann, was hab ich da doch für eine

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