Wachgeküßt
und mich anlächeln.
Ich sollte mich doch eigentlich nicht so entspannt und wohl fühlen. Ich kenne diesen Mann schließlich gar nicht. Ich habe ihn vor drei Stunden getroffen, und jetzt stehe ich hier in seinem Zimmer und vibriere vor Leidenschaft, während er mir das Cashmere-Kleid über den Kopf zieht und es zu Boden fallen läßt.
Das alles kommt mir völlig unwirklich vor. Sind das wirklich meine Hände, die da die Knöpfe an seinem tropfnassen Ralph-Lauren-Hemd aufmachen, ist das wirklich mein Mund, der da seinen Nacken entlanggleitet? Und ist das meine Zunge, die da sachte, aber begierig über seine Brust fährt, als ich das Hemd über seine breiten Schultern ziehe?
Schritt für Schritt ziehen wir uns gegenseitig aus, unser Atem vermischt sich, und die Finger gleiten auf der Suche nach nackter Haut unter den Stoff.
Er hat eine breite Brust, starke Arme, kräftige Beine und einen süßen Hintern. Aber was mir sofort besonders ins Auge sticht, ist der Unterschied zwischen ihm und Max. Max war schlank, geschmeidig und hübsch und – ja, jetzt wird es mir klar, Max war ein Knabe.
Jake ist, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Mann.
»Wie schön du bist«, murmelt er, und seine Hände umgreifen zärtlich das volle Fleisch meiner Brüste. Mit den Fingerspitzen umkreist er spielerisch die Brustwarzen, die unter dieser Berührung in Ekstase geraten und ganz hart werden.
Das bist du auch, erwidere ich in Gedanken, fasziniert von seinem muskulösen Körper, hingerissen von dem Kontrast, in dem die weiche Haut dazu steht, über die ich meine Fingerspitzen gleiten lasse.
Zusammen lassen wir uns auf das Bett fallen. Wir wühlen uns in die Laken, Lippen und Glieder streichen übereinander, Hände, Mund und Gefühle explodieren förmlich und kosten alles intensiver aus. Fordernd und zärtlich, verhalten und begierig.
Wie kann sich etwas so Festes so weich anfühlen? Die Haut ist wie Samt und scheint bei jeder Berührung zu glühen. Ich habe ein unstillbares Verlangen danach, ihn in den Mund zu nehmen, ihn zu schmecken, mit der Zunge über jede einzelne Kurve und Linie, jede Erhebung und Vertiefung zu fahren, während seine Zunge genießerisch über die empfindsamsten Stellen meines Körpers gleitet.
Bei Max habe ich mich in der Regel schon gelangweilt, bevor es überhaupt losging. Jetzt will ich nur noch, daß es immer so weitergeht, nie mehr aufhört. Die Berührung seiner Haut, ihn zu riechen und zu schmecken, das alles ist geradezu schwindelerregend erotisch. Ich lege einen Finger unter sein Kinn und ziehe ihn zu mir. Ich kann mich auf seinen Lippen und seiner Zunge schmecken.
Ich wache auf und spüre ihn neben mir. Sein Körper ist an meinen gekuschelt, sein sanfter Atem bläst mir warm in den Nacken. Einen Arm hat er um meine Taille geschlungen.
Es ist noch dunkel, doch draußen singen irgendwo die Vögel.
Und was mache ich jetzt? Was besagen die Regeln über das
Danach? Bleibe ich einfach hier liegen und genieße das Gefühl, seine Haut auf meiner zu spüren, und aale mich in dem wunderbaren, warmen Nachklang, der noch immer in meinem Körper kribbelt wie der Nachhall eines starken elektrischen Schocks? Ich bin erstaunt darüber, wie angenehm es ist, in den Armen eines Quasi-Fremden zu ruhen, wie gut sich seine Haut auf meiner anfühlt.
Langsam schließe ich die Augen wieder, das regelmäßige Heben und Senken seiner Brust lullt mich in den Schlaf
Ich reiße die Augen auf.
So etwas habe ich vorher noch nie gemacht. Ich kann nicht hierbleiben und schlafen. Ich kann morgen früh nicht aufwachen und ihm ins Gesicht sehen. Ganz vorsichtig ziehe ich mich zurück.
Er murmelt im Schlaf und rollt sich auf den Bauch. Plötzlich fällt das Dämmerlicht auf sein Gesicht, das durch den Spalt in den hauchdünnen Vorhängen hereindringt. Die langen, goldbraunen, geschwungenen Wimpern ruhen auf der weichen Haut seiner Wangen.
Wie konnte ich jemals denken, sein Gesicht sei nur hübsch? Sein Gesicht ist schön. Stark, mit ausgeprägten Konturen und wunderschön.
Halt dich an die Regeln, Lex, ermahne ich mich. Aufreißen und abhaken.
Außerdem bin ich wahrscheinlich sowieso nur eine weitere Kerbe im Bettpfosten, der, seiner absoluten Kunstfertigkeit beim Sex nach zu urteilen, einem über und über geschnitzten und geritzten Stück Holz gleichen muß.
O Gott, wenn ich nur an vergangene Nacht denke, schießt mein Magen vor Begierde schon in mein Diaphragma.
Versuchsweise strecke ich die Hand aus und lasse sie zart
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