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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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kommt Frettchengesicht zuvor, die prompt von Mister Tatter-Toupet zurückgehalten wird, der, dem Rat seiner angesäuselten Kumpane folgend, eine Flasche vom Besten aus dem unteren Regal ordert.
    Gereizt seufzt sie auf und verfolgt nun an meiner Stelle Aidan mit ihren dolchgleichen, giftigen Blicken. Dann beugt sich Frettchengesicht nach unten, um eine Flasche Budweiser für Tatter-Toupet zu holen. Er erhascht einen Blick auf den knappen, wei-βen Schlüpfer, verfällt daraufhin in einen Zustand der totalen, hemmungslosen Gier, und jede einzelne Vene in seinem aufgeschwemmten, grauen Gesicht droht zu platzen, als er sie anbaggern will.
    »Was macht denn so ein nettes Mädchen wie du an einem Ort wie diesem?« lautet sein erster erbarmungswürdiger Versuch.

    »Ich arbeite hier, klar?« antwortet sie in einem gleichgültigen, flachen, sarkastischen Ton. »Hier.« Sie zerrt das Namensschild, das an ihrem Oberteil befestigt ist, hervor und läßt einen Finger über die eingravierten Buchstaben gleiten wie ein Blinder, der die Braille-Schrift entziffert. »Da steht Baaar Staaaff« Sie betont die Worte wie eine Grundschullehrerin, die mit einem besonders schwierigen Dreikäsehoch spricht. »So ähnlich wie Bastard, nur mit einem D anstelle von dem F. F wie in uff.«
    Ich frage mich, welche Benimmschule sie wohl besucht hat. Tatter-Toupet hört aber gar nicht hin.
    »Helen«, sagt er und wendet seine Augen mühsam von dem Ausschnitt ab, den sie ihm gerade vors Gesicht gehalten hat, um den Namen über der Bezeichnung zu lesen. »Ein hübscher Name für ein hübsches Mädchen. Wußtest du schon, Mädel, daß du eine ganz Flotte bist? Süße Belle Hélène , dich würde ich gerne zum Nachtisch vernaschen.«
    Ich kann mich nicht mehr halten und kichere hinter vorgehaltener Hand. Ich kann nichts dafür, aber ich habe noch nie in meinem Leben solch grobe Plattheiten gehört.
    Tatter-Toupet versucht, seinen Ellenbogen lässig und cool auf den Tresen zu stützen, langt daneben und reißt schnell den Kopf hoch, als er merkt, daß sein Kinn nichts hat, auf das es sich stützen kann. Das Nagetier aus dem Autounfall rutscht über seinen Glatzkopf, bis es in einem Fünfundvierziggradwinkel zur Spitze seines Kopfes zum Stillstand kommt. Er bemerkt es gar nicht, starrt blöde auf das Frettchen und fängt an, ziemlich falsch einen Song über hübsche Mädchen zu summen.
    Zu diesem Zeitpunkt ertrinke ich schon fast in meinem Weißweinglas, und der Alkohol blubbert mir in der Nase, weil ich ein schallendes Lachen kaum noch zu unterdrücken vermag.
    »Unser süßer Jake« bricht auch fast über seinem Bier zusammen, die Schultern zucken vor Vergnügen. Unsere lachenden, strahlenden Augen treffen sich.

    Dieses Mal schaue ich weg. Ich weiß auch nicht warum, aber ich fühle mich plötzlich ein bißchen linkisch.
    »Sag ihr, daß ich sie liiiiiebe, sag ihr, daß ich ihren Körper wiiiiil...« , fährt Tatter-Toupet jaulend fort, wobei er anfängt, den Text zu improvisieren.
    Ich sehe wieder hinüber, Jake erwidert meinen Blick, wir verdrehen die Augen in spöttischem Einverständnis. Er schüttelt den Kopf und verzieht den Mund.
    »Wenn ich Ihnen verspreche, daß das keine plumpe Anmache sein soll, darf ich Ihnen dann einen Drink spendieren?« Ich will mich schon umsehen, um sicherzugehen, ob wirklich ich diejenige bin, mit der er redet, aber Blondie hat Tatter-Toupets Tändeleien abgewürgt, die Dolche fallen gelassen und mäht mich jetzt sprichwörtlich mit einem imaginären Maschinengewehr platt.
    »Und wenn ich Ihnen sage, daß ich es enttäuschend fände, wenn dem nicht so wäre, wollen Sie mir dann immer noch was zu trinken spendieren?« antworte ich scherzhaft und mit einer plötzlichen Kühnheit, die ich fast sofort bereue. Glücklicherweise bringt ihn das wieder zum Lachen.
    »Na, wenn das nicht eindeutig eine Anmache war.« Er grinst, als ich so rot werde wie das glühende Holzfeuer, das im Kamin auf der anderen Seite des Raums fröhlich vor sich hin knistert. Er gibt Frettchengesicht ein Zeichen, die sich bis vor kurzem noch darum geschlagen hätte, ihn zu bedienen, jetzt aber so widerwillig ist wie ein Pferd, das nicht durstig ist, aber zur Tränke geführt wird. Wenn niemand hinsehen würde, würde sie bestimmt in mein Glas spucken, da bin ich mir sicher.
    Aidan ist im Keller, um ein Bierfaß auszuwechseln. Als Frettchengesicht schließlich begriffen hat, was die Grundlagen des Getränkeservierens sind, und daß man nicht nur

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