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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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einfach den Deckel abmacht, kommt mein Barnachbar herüber.
    »Jake.« Er stellt die zwei vollen Gläser ab und reicht mir die Hand.

    »Ich weiß«, sage ich und schüttele sie.
    »Und Sie?«
    »Oh, Entschuldigung. Alex.«
    »Wissen Sie, das hört sich jetzt zwar bestimmt wie ein weiterer dummer Spruch an, aber Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.«
    »Da haben Sie recht. Ich muß lachen. Und ich mag seinen festen, warmen Händedruck. »Das klingt wirklich wie ein weiterer dummer Spruch.«
    »Sollte es allerdings nicht sein. Aber ich war ja auch an der Reihe. Sie haben damit angefangen.« Er läßt sich auf einen Hocker neben mir gleiten. »Aber jetzt mal Scherz beiseite, Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor.«
    Ich erlebe es manchmal, daß Leute so etwas zu mir sagen. Das mag an der Tatsache liegen, daß in jeder Ausgabe von Sunday Best neben meiner Kolumne ein unverschämt schmeichelhaftes Foto von mir prangt. Weil es sich dabei um ein solch erstaunliches Bild handelt – kunstvolles Profi-Make-up, gut inszeniertes Licht, Nachbearbeitung am Computer -, sieht es mir ähnlich, gleichzeitig aber auch nicht. Im Vergleich zu dem Foto von der Reisejournalistin Alex hat die echte Alex, also ich, etwas von einem Doppelgänger von George Michael oder Liz Hurley: Die Ähnlichkeit ist groß genug, damit die Leute zweimal hinsehen, aber bei näherem Hinsehen ist man enttäuscht. Und trotzdem, eben weil eine gewisse Ähnlichkeit besteht – ich meine, unter all diesen Schönheitskorrekturen bin das ja immer noch ich – und weil unsere Auflage ziemlich hoch ist, bekomme ich manchmal solche Fragen zu hören. Man darf das jetzt nicht mißverstehen. Ich werde nicht auf der Straße angefallen oder bei Sainsbury’s von Autogrammjägern belagert wie etwa Max, der einst einen richtigen Fanclub hatte, nachdem er in einem TV-Mehrteiler, der Sonntags abends lief, einen besonders schneidigen Offizier gespielt hatte. Eingebildet, wie er nun mal ist, hat er jede einzelne Minute
seiner kurzen Berühmtheit genossen. Er hat seine Koteletten noch mindestens acht Monate nach Ausstrahlung der letzten Folge stehenlassen. Bei mir kommt es nur ab und an zu einem beinahen Erkennen.
    »Ich kriege immer zu hören, daß ich Elle Macpherson wie aus dem Gesicht geschnitten bin«, witzele ich.
    Aidan kommt grummelnd aus dem Keller zurück. Er hat sich einen seiner gut gepflegten Fingernägel abgebrochen, als er das Faß ausgetauscht hat.
    »Also habt ihr zwei euch gefunden?« Er hält mir die Hand hin, damit ich den besagten Nagel inspizieren kann. Mitleidig puste ich darauf. »Sehr gut, ich wollte dir sowieso sagen, daß du Alex ein bißchen Gesellschaft leisten sollst, Jake. Sie ist nämlich allein, und wir wollen doch nicht, daß dieser traurige, erbärmliche Haufen da ihr auch noch das Leben schwermacht, stimmt’s?« Er deutet mit einem Kopfnicken in Richtung der lautstarken Geschäftsleute und zwinkert mir verstohlen zu.
    Ich glaube, da versucht jemand zu kuppeln. Aidan, der sehr wohl weiß, daß jedwede Anwandlung von Liebe oder Lust auf seiner Seite von diesem speziellen Mann nicht erwidert werden wird, scheint ganz offensichtlich Großmut walten lassen zu wollen.
    »Mach dir mal keine Sorgen, Alex, Schätzchen, Jake wird sich schon um dich kümmern. Laß dich doch von ihm ein bißchen rumführen, wie wär’s? Die Parkanlagen sind um diese Uhrzeit ja sooo schön.« Wieder zwinkert er mir zu, dieser durchtriebene Kerl. »Wahnsinnig romantisch – Mondlicht, Rosenduft und was sonst noch so dazugehört.«
    Jake, der sich über Aidans knallharte Kupplermasche fast genauso amüsiert wie über Tatter-Toupets Tändeleien mit unserem Frettchengesicht, versucht, eine unauffällige Miene zu machen, und fragt mich, wie mir das Hotel gefällt.
    »Es ist bezaubernd«, begeistere ich mich. »Genau die Art Haus,
in der ich immer wohnen wollte, als ich noch ein Kind war. Sie wissen schon, man hat diese Phase, in der man felsenfest davon überzeugt ist, adoptiert worden zu sein. In Wirklichkeit hat man reiche adelige Eltern, die zudem noch genug Platz für ein Pony haben.«
    Er lacht. »Ich bin froh, daß es Ihnen gefällt.«
    »Das hört sich ja beinahe so an, als hätten Sie ein berechtigtes Interesse daran?«
    Er nickt. »Ein Familienunternehmen.«
    »Ah, ich verstehe.« Das erklärt das übereifrige Verhalten des Barpersonals. »Also arbeiten Sie hier?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Nein, ich habe im Ausland gearbeitet. Das Hotel gehört meinen Eltern, aber

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