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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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ankleidete, war er jedoch so weit wieder genesen, daß er Cassidy ein paar nützliche Winke zur Führung seines Privatlebens erteilen konnte.
    »Die Leitkuh.«
    »Ja, Shamus.«
    »Weißt du, Lover, du verkennst diese Dame. Sie ist eine sehr konstante und wichtige Größe in deinem Leben. Du solltest sie wieder zurückholen ins Team.«
    »Ich will’s versuchen.«
    Nicht versuchen , sagte Mrs .  Harabee , tun sollst du’s .
    » Ehrlich sein, Lover, Du bist ein solcher Scheißkerl. Aufrichtig sein.«
    »Okay.«
    »Ein Haufen Weiber hier, Junge.«
    »Klar.«
    »Und nicht lesen. Schluß mit dem Lesen.«
    »Kein Problem.«
    »Und halte dich fern von Dostojewskij. Der Mann war ein Verbrecher.«
    »Ein Irrer.«
    »Ich brauche Konstante, Lover. Nicht diesen Treibsand. Wie kann ich schreiben, wenn jeder Prolet sich lange Haare wachsen läßt?«
    »Ausgeschlossen«, sagte Cassidy.
    »Hör zu, Lover, du mußt frustriert bleiben. Alle Ordnung liegt im Gleichgewicht. Versprich mir’s.«
    »Geht es dir jetzt besser?« fragte Cassidy, als sie gingen.
    »Scheiß drauf«, sagte Shamus. »Auf dein Mitgefühl pfeife ich.«
     
    Sie spazierten die Rue de Rivoli entlang, kauften eine zweite Garnitur Kleidung, terrines für Helen, eine Handtasche für Sandra, und Shamus beriet ihn über die Taktik, wie man Leitkühe zu einer großzügigen Geisteshaltung herlocken könne.
    »Sag ihr, du bist pleite«, drängte er. »Wird sie aufheitern. Christopher Robin in der Carey Street. Alles, was mir geblieben ist, bist du.«
    »Ja, gut«, sagte Cassidy.
    »Die Überschwemmung, die Flut hat alles fortgerissen, kein Nerz, keine Brillanten, keine Breughels mehr …«
    »Keine Simse«, warf Cassidy ein. »Keine Kamine aus dem achtzehnten Jahrhundert …«
    »Es gibt nichts , was eine Dame schneller verjüngte, mehr bauchkitzelte, stimulierte, aufpulverte … als eine Katastrophe. Menschenskind, Lover, ich muß es wissen.«
    »Und du wirst dich an den Mittelteil machen, ja?« sagte Cassidy. »Und du wirst ein kleines bißchen ruhiger werden?«
    »Niemals«, sagte Shamus.
    Für ihr letztes Abendessen wählte Cassidy wiederum Allard . Als er mit Elise dort gegessen hatte, war ihm aufgefallen, daß am Nebentisch eine Ente verzehrt worden war, und er hatte beschlossen, sie nächstens zu versuchen.
    Shamus’ Heilung war vollkommen.
    »Also, das erste, was du tun mußt, Lover, ist Angie Mawdray vögeln, ja? Frisch, fromm, fröhlich, frei.«
    »Richtig«, sagte Cassidy.
    »Und dann diesen anderen Vogel, den du auf dem Korn hast.«
    »Ast.«
    »Stimmt. Phase zwei. Fall Ast.«
    »Richtig.«
    »Aber nicht fragen . Nehmen. Diese ganze Suche nach der Idealkuh. Hat keinen Sinn. Ein bißchen was davon ist in jeder, und in keiner sehr viel. Man muß überall die Einzelteile sammeln und sie selber zusammensetzen.«
    »Ganz recht.«
    »Und was dein Biest von einem Eheweib betrifft …«
    »Ja?«
    »Ich hasse sie, Lover.«
    »Das weiß ich, Shamus.«
    »Und sie haßt dich, warum, in drei Teufels Namen, stößt du sie nicht in ein Loch?«
    »Ich weiß. Ich tu’s. Ich tu’s.«
    »Ja. tu’s. Nicht nur herumfingern. Richtig tun.«
    »Ich tu’s. Ehrenwort.«
    »Weißt du, was wir vergessen haben?« sagte Cassidy im Bett im St . Jacques .
    »Was?«
    »Wir wollten Flaherty ein Grabdenkmal errichten. Haben wir aber nicht.«
    »Ein andermal«, sagte Shamus.
    »Gut«, sagte Cassidy.
    »Gute Nacht, Lover.«
    »Gute Nacht«, sagte Cassidy.
    »Vielleicht mache ich doch statt dessen den Mittelteil.«
    »Großartig.«
    »Ich liebe dich«, sagte Shamus, ehe sie einschliefen. »Ich liebe dich. Und eines Tages werde ich dir deinen Glauben wiedergeben, wie du mir den meinen wiedergegeben hast.«
    Cassidy lächelte im Dunkeln und faßte nach seiner Hand.
    »Bourgeois«, sagte Shamus. »Vandale. Tücke.« Und fauchte wie ein Zug, tuck, tuck, tuck.
     
    Sandra sah in der hellen Sonne sehr hübsch aus, und sie lächelte, als er zurückkam.
    »Hallo, Leitkuh.«
    »Armer Liebling. Du siehst abgespannt aus.«
    »Kommt von den flinken Pariser Flittchen«, sagte Cassidy mit magerem Lächeln und sog den Duft des häuslichen Herdes ein.
    »Wie war die Messe?«
    »Eigentlich recht gut. Wir haben eine hübsche Anzahl von Aufträgen bekommen, verhältnismäßig.«
    Der Mann einer Putzfrau tauchte aus der Küche auf und nahm seinen Koffer. »Weißt du«, fügte er pfiffig hinzu, schürzte die Lippen und senkte den Blick, »die Aufwertung der Mark hat uns viel geholfen. Die Deutschen sägen den Ast

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