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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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lachen. »Wann will er es herausbringen? Das ist der springende Punkt. Wann können wir anfangen, die Bestsellerlisten zu verfolgen?«
    Ehe Helen antworten konnte, erfüllte ein so jähes und höllisches Kreischen das Taxi, daß sie und Cassidy erschreckt in die Höhe fuhren. Shamus hatte eine Lachmaschine in Gang gesetzt. Es war ein kleiner Zylinder aus Japanpapier mit Stahlrippen darin. Sooft er ihn drehte, gab er ein trockenes Kichern von sich, das sich bei entsprechender Einstellung zu einem würgenden, schwindsüchtigen Husten verlangsamte.
    »Er nennt es Keats«, sagte Helen in einem Tonfall, der Cassidy nahelegte, daß selbst mütterliche Erzengel nicht über unbeschränkte Geduld verfügen.
    »Fantastisch«, sagte Cassidy, nachdem er sich von seinem Schrecken erholt hatte. »Wirklich wahr. Fahren Sie weiter«, rief er dem Chauffeur zu. »Alles in Ordnung, wir haben nur gelacht.« Er schloß die Trennscheibe. »Wir werden bald dasein«, sagte er und lächelte Helen beruhigend zu.
    Sie ist müde von der Reise, dachte er. Shamus hat ihr vermutlich sehr zugesetzt.
    Niemand erwähnte Paris.
     
    Es war eine abgeschlossene Etage über einem Lagerhaus, eine eiserne Außentreppe führte zu der roten Vordertür. Eine Seemannswohnung, direkt am Fluß, mit Blick auf zwei Kraftwerke und einem Sportplatz daneben. Cassidy hatte sie für viel Geld möbliert erworben und dann die Möbel ausgetauscht, weil sie zu gewöhnlich waren. Blumen standen in der Küche und Blumen neben dem Bett, und im Besenschrank war eine Kiste Talisker ’54 von Berry Brothers and Rudd . An der Wand hing ein Steuerrad, und ein Tau diente als Treppengeländer, doch als erstes fiel einem das Licht auf, ein umgekipptes Licht, das vom Fluß heraufkam und die Decke erhellte, nicht den Fußboden.
    Während er jede geschmackvoll ausgewählte Einzelheit vorführte – die neue Colston-Geschirrspülmaschine, die bescheiden getarnte Kühltruhe in ihrer unauffälligen Iroboverschalung, die Abzugsvorrichtung, die Warmluftheizung, das rostfreie skandinavische Stahlbesteck, ganz zu schweigen von den massiven Messingriegeln seiner eigenen Erfindung an den Fenstern –, empfand Cassidy den Stolz eines Vaters, der dem jungen Paar einen guten Start ins Leben schenkt. Das hätte Old Hugo für mich und Sandra getan, dachte Cassidy, wenn er nicht in eine geschäftliche Transaktion verstrickt gewesen wäre. Nun, wir wollen hoffen, daß sie sich des Geschenkes würdig erweisen.
    »Cassidy, schauen Sie, hier ist sogar brauner Zucker zum Kaffee. Und Servietten, Shamus. Schau. Irisches Leinen. O mein Gott , o nein, o nein …«
    »Stimmt etwas nicht?« fragte Cassidy.
    »Er hat unser Monogramm draufmachen lassen«, sagte Helen und weinte fast, aus schierer Freude an ihrer Entdeckung.
    Das Schlafzimmer sparte er bis zuletzt auf. Auf das Schlafzimmer war er ganz besonders stolz. Grün, hatte er angeordnet. Blau, hatte Angie Mawdray gedrängt. War blau nicht ziemlich kalt? konterte Cassidy und zitierte hiermit Sandra. Bei Harrods fanden sie die Lösung: verwischte blaue Blumen auf einem Grund von blassestem Grün, genau der gleiche Druck, der ihm seit Jahren in Hugos Kinderzimmer in Abalone Crescent so gut gefiel.
    »Wir wollen auch die Decke damit tapezieren«, drängte Angie in weiblicher Sympathie für Helen, »dann haben sie etwas zum Anschauen, wenn sie auf dem Rücken liegen.«
    Dazu passend hatten sie eine Bettdecke gekauft, das größte Exemplar, das zu haben war, für das größte Bett, das zu haben war. Und Laken mit hinreißendem blauem Muster und hinreißende Kissenbezüge im gleichen ausgefallenen Dessin. Und weiße Gardinen mit grünblauen Borten. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hinreißende weißwollene Polsterbezüge.
    »Cassidy«, hauchte Helen, »das ist das größte Bett, das wir je hatten.« Sie errötete, wie es ihrer Bescheidenheit geziemte.
    »Ins Badezimmer hier durch«, sagte Cassidy, diesmal mehr zu Shamus und in sehr sachlichem Tonfall, als wären Badezimmer vorwiegend Männersache.
    »Groß genug für drei«, sagte Shamus, der noch immer das Bett betrachtete.
     
    Sie standen an dem langen Fenster und beobachteten die Lastkähne, Helen auf der einen Seite, Shamus auf der anderen.
    »Es ist die entzückendste Wohnung, die ich je gesehen habe«, sagte Helen. »Es ist die entzückendste Wohnung, die wir je gehabt haben oder je haben werden.«
    »Ich lege immer Wert auf die Aussicht «, sagte Cassidy und spielte das Lob herunter, um es ihnen

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