Wachsam
leichter zu machen. »Das hat mich eigentlich zuerst dafür eingenommen.«
»Und das Wasser«, sagte Helen verständnisvoll.
Eine lange Kette von Schleppern zog vorüber, langsam und ungeordnet, sie überholten einander und reihten sich wieder ein, als sie verschwanden.
»Nun ja«, sagte Cassidy, »fürs nächste mag es hingehen.«
»Wir wollen nichts Hinlängliches, nicht wahr, Lover«, erinnerte Shamus ihn gelassen. Er hatte lange nicht gesprochen. »Haben wir noch nie gewollt. Wir wollen die Sonne, nicht das schisserige Zwielicht.«
»Ja, hier gibt’s eine Menge Sonne«, sagte Helen strahlend und mit einem weiteren vertraulichen Blick zu Cassidy. »Ich liebe Panoramafenster. Sie sind so modern .«
»Und frei«, sagte Cassidy.
»Genau«, sagte Helen.
»Die Bewegung fehlt«, sagte Shamus.
In der Annahme, er meine den Fluß und habe sich mit einem ästhetischen Einwand ihrer Unterhaltung angeschlossen, legte Cassidy den Kopf schief und sagte:
»Oh … meinst du …?«
»Uns dreien«, sagte Shamus. »Oder wir versumpfen glatt.«
Er wandte sich Cassidy zu und umarmte ihn.
»Du lieber Lover«, sagte er sanft, »du hast hier etwas sehr Liebes und Unschuldiges getan. Gott segne dich. Liebe dich. Verzeihung.« Über Shamus Schulter hinweg sah er Helens Achselzucken. Eine seiner Anwandlungen , sagte ihr Lächeln, wird bald vorbei sein . Sie rückte näher und küßte ihn ebenfalls, dort wo er stand, in den Armen ihres Mannes.
Nach dem Schampuh, den Cassidy im Gaskühlschrank bereitgestellt hatte, entschuldigte er sich taktvoll und verließ sie, damit sie auspacken könnten. Mit demselben feinen Takt ließ Helen die beiden Freunde allein, damit sie sich verabschieden könnten. Shamus begleitete ihn die Treppe hinunter.
»Du weißt nicht, wo ich einen Fußball kaufen kann, wie?« fragte er und blickte hinüber zum Sportplatz.
Es war ein trüber, düsterer Tag, das Gras war sehr grün, und viel Rosa war hinter dem Kraftwerk zu sehen, als hätten die Ziegelmauern auf den Himmel abgefärbt. Eine Gruppe schwarzer Kinder spielte Himmel und Hölle.
»Du könntest es bei Army and Navy versuchen«, sagte Cassidy und war ein wenig enttäuscht, daß er etwas vergessen haben sollte. »Shamus, ist irgend etwas nicht richtig? Ist etwas schlecht …«
»Moralisch gesehen?«
»Großer Gott, nein –« sagte Cassidy schleunigst, denn er kannte die Spielregeln.
Wiederum verharrte Shamus schweigend.
»Gott brauchte sechs Tage, Lover«, sagte er schließlich lächelnd. »Nicht einmal Butch schafft es an einem Vormittag.«
Ein Taxi kam.
»Und du bist wirklich fest drin in dem Mittelteil?« fragte Cassidy in dem Bestreben, mit einem optimistischen Ton zu schließen.
»Alles dir zuliebe. Ich bin in letzter Zeit ein sehr gehorsamer Lover. Kein Fusel, keine Nutten. Hinlänglich ist die Parole. Frag Helen.«
»Sie hat es mir erzählt«, sagte Cassidy vorschnell.
»Wiedersehen, Lover. Famoses Nestchen. Gott befohlen. He, wie geht’s der Leitkuh? Dachte, ich will sie gelegentlich anrufen.«
»Leider verreist. Haust eine Weile bei ihrer Mama …«
Helen schaute vom Balkon aus zu, wie sie einander umarmten, eine Prinzessin in ihrem neuen Turm, hinter ihr der breite Burggraben.
Ein letzter Blick zeigte ihm Shamus, der mit den Kindern zum Himmel-und-Hölle-Spiel Schlange stand und wartete, bis er an die Reihe käme.
Zu Hause war indessen entgegen Cassidys kunstreicher kleiner Notlüge alles Jubel und Trubel. Cassidys Aktien waren beträchtlich gestiegen; seine Krankheit habe ihm gutgetan, hieß es; John Elderman sei ein Genie. Aldo ißt tüchtig. Aldos Auge glänzt wieder, er gewinnt an Entschlußkraft: Das Wort ging von Frauenmund zu Frauenmund, mit Abstufungen, je nach dem häuslichen Status. Die Putzfrauen steuerten zusammen und kauften ihm eine Rückenstütze für den Bentley; die Hunde erkannten ihn wieder, Hugo zeichnete ihm Jubelkarten und kolorierte sie mit Malstiften. Heather Ast kam fast täglich und verfolgte Aldos Genesung, während sie mit Sandra die Wiederaufrichtung menschlicher Wracks besprach. »Wir sollten ein Heim auf dem Land errichten«, sagten sie, weil der Sommer so schön war. »Ein Platz, wo sie richtig austrocknen könnten.«
Diese Aufheiterung von Cassidys häuslichem Himmel geschah nicht ohne Grund; denn Cassidy hatte endlich seine wahre Berufung erkannt, und insbesondere Sandra war entzückt darüber. Sportplätze seien ein glatter Verlust, sagte sie; man könne ganze Jahre darauf
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