Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
Vom Netzwerk:
begeistert.«
    »Schottland wäre fein«, sagte Cassidy. Er benutzte das Telefon an seinem Bett, um bei Gleneagles zu buchen. Aber nur in seiner Fantasie, denn Schottland reizte ihn nicht. Dort fehlte die Gesellschaft, nach der er sich sehnte.
     
    Auf die dringenden Bitten des Patienten hin erschien Angie Mawdray. Sie brachte die Post und zwölf Röschen in weißem Seidenpapier.
    »Für Sie«, sagte sie leise. »Als Dank für die Blumen, die Sie mir aus Paris geschickt haben.«
    Sie kramte in ihrer griechischen Tasche und zog einen Brief vom Lande heraus, den er unter dem Bettlaken versteckte. Während dieser Transaktion schaute sie ihn nicht an, und ihr Gesichtsausdruck ermutigte nicht zu einem Gespräch.
    »Sie sind von Faulk«, sagte Cassidy zu Sandra, um die zarten Knospen zu erklären. »Genau gesagt, vom ganzen Büro, aber Faulk hat sie ausgewählt.«
    »Die Leute denken wirklich an dich«, sagte Sandra großmütig und schnupperte an dem nicht vorhandenen Duft. »Die Leute mögen dich wirklich, nicht wahr?«
    »Nun ja«, sagte Cassidy.
    »Wir alle mögen dich«, bekräftigte Sandra. Und ließ sich nieder und nahm ihre unbeirrbar anbetende Wache wieder auf.
     
    Während seiner Rekonvaleszenz trug Cassidy einen blauen Kaschmirschlafrock, den Sandra ihm eigens bei Harrods gekauft hatte; Krankheit war ein Ausnahmezustand, man durfte dafür Geld ausgeben. Anfangs aß er mittags im Bett und kam nur eine Stunde herunter, um mit Hugo zu spielen.
    »Das ist kein richtiges Billard«, sagte Hugo verächtlich und verpetzte ihn bei Sandra wegen unlauterer Praktiken.
    »Jetzt hör mir mal zu, Jung-Hugo«, sagte Sandra mit heiterer Nachsicht. »Wenn dein Daddy mit einer Kerze Billard spielen will, dann ist das eben seine Art, Billard zu spielen.«
    »Und die beste Art, nicht wahr, Dad?« sagte Hugo stolz.
    »Es heißt Motte «, erklärte Cassidy. »Wir haben’s beim Militär zum Zeitvertreib gespielt.«
    Als Sandra am nächsten Morgen den Filz inspizierte, wurde sie äußerst ungehalten.
    »Wie, in aller Welt, soll ich das Wachs herausbringen?«
    »Sie ist böse auf dich, weil du aufgestanden bist«, erklärte Hugo. »Im Bett bist du ihr lieber.«
    »Unsinn«, sagte Cassidy.
     
    Der Invalide setzte seine Rückkehr ins normale Leben mit größter Vorsicht fort und tat alles, um sich Konflikte zu ersparen. Um Helen auf dem Lande anzurufen, bediente er sich zum Beispiel seiner Kreditkarte, damit gefahrbringende Einträge auf der Fernsprechrechnung vermieden wurden; für Gespräche mit Miß Mawdray in der South Audley Street wählte er die Zeit, zu der Sandra einkaufen ging. Trotz dieser Umsicht mußte er einige harte Sträuße ausfechten.
    »Aber Cassidy «, protestierte Helen, die zwar noch nicht fleischgeworden war, aber eine vorzügliche Telefonpräsenz bewies und zudem ein Engel war. »Das kann sich doch kein Mensch leisten!«
    »Um Gottes willen, Helen, wozu ist Geld denn da?«
    »Aber, Cassidy, bedenken Sie doch, was Sie das kosten wird.«
    »Hören Sie zu, Helen. Was würden Sie tun, wenn Sie ich wären und ihn so liebten, wie ich es tue? Habe ich nicht recht?«
    »Cassidy«, sagte Helen und streckte die Waffen.
    Aus den gleichen Gründen hatte die Firma Grimble and Outhwaite in Mount Street W. strikte Order, ihn nicht in seiner Privatwohnung anzurufen. Setzen Sie sich ausschließlich mit Miß Mawdray in Verbindung, gebot er; Miß Mawdray weiß genau, was zu tun ist.
    Desungeachtet mußte Cassidy persönlich eingreifen, damit die Sache vorankam.
    »Wasser«, schärfte er dem alten Grimble ein. Er sprach unter der Bettdecke. Das Haus war zwar solide, hatte jedoch seine akustischen Eigenheiten; besonders Kamine waren gefährliche Schalleiter von Stockwerk zu Stockwerk. »Es muß am Wasser sein. Gut, dann schalten Sie Unteragenten ein; ja, natürlich zahle ich die doppelte Provision. Lieber Himmel, es sind Firmenräume, oder? Zahlen Sie, was verlangt wird, und geben Sie Lemming die Rechnung. Also wirklich, so geht’s nicht weiter.«
    Solche Gespräche mahnten ihn daran, daß er noch nicht wieder ganz hergestellt war, denn sie veranlaßten ihn zu unbeherrschten Reaktionen, die er später bedauerte. Manchmal sank er in den Kissenstapel, sein Herz stotterte vor Ärger, sein Gesicht war von Zorn gerötet, und er weinte sich im Spiegel etwas vor. Kein einziger vernünftiger Mensch in der ganzen Stadt, sagte er zu sich selber. Ja, schlimmer: Alle sind gegen mich.
     
    »Die Sache in Chiswick ist nicht schlecht«, sagte Angie

Weitere Kostenlose Bücher