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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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(und dort ist er noch) und wartete das Ende seiner Dienstzeit ab. Bei der bloßen Erwähnung seines Namens wurde Mummy sehr ärgerlich. »Er ist so dumm «, sagte sie und stampfte mit dem Fuß auf den Treidelweg. »Und Mummy ist auch dumm«, womit sie Omi meinte. Am meisten verachtete sie den Besitz. Opa Groat, sagte sie, denke nur an seine Pension und Omi Groat nur an ihre Dienstboten, und keiner von ihnen habe sich je Zeit genommen, zu überlegen, worum es im Leben wirklich gehe. Mummy hoffte, sie blieben für immer in Afghanistan, es würde ihnen recht geschehen, allein schon, weil sie überhaupt hingegangen waren.
    Daddy, um nicht zurückzustehen, erzählte Mummy von Opa Cassidy, wie Daddy sein ganzes Leben lang in Wohnungen kampiert und nie gewohnt hatte, immer auf der Flucht vor Opas zornschnaubenden Gläubigern; wie sein Schulvorsteher in Sherborne zu ihm gesagt habe, Opa Cassidy sei der Teufel, und wie Opa Cassidy genau das gleiche über den Schulvorsteher gesagt habe; und wie Daddy es sehr schwierig gefunden habe, herauszubringen, wem von beiden, wenn überhaupt einem von beiden, er glauben dürfe.
    »Ich meine, mein Gott , wie kann man ein Kind so aufziehen«, protestierte Daddy.
    »Besonders dich«, sagte Mummy, und sie kamen überein, daß ihre eigenen Kinder eine bessere Chance bekommen sollten, also du und Hugo. Du siehst also, Mummy und Daddy waren die kindlichen Märtyrer einer erwachsenen Welt, und das sollst du nie und nimmer werden, wenn ich es verhindern kann, das verspreche ich. Sie wollten besser sein, und das wollen sie eigentlich noch immer. Die Sache ist nur, daß sie nie dahinterkamen, wie, denn man kann niemals wirklich viel Liebe um sich verbreiten, wenn man nicht, so komisch es klingt, auch sich selber liebhat. Verzeih die Predigt, aber es ist so.
    Und so beobachteten Mummy und Daddy einander sehr, sehr scharf, und jeder wartete darauf, daß im anderen die Narrheiten seiner Eltern zum Vorschein kämen, und am Ende kamen sie bei uns beiden zum Vorschein, weil wir Erben sind wie alle Menschen, und weil man manchmal die Eltern nur auf eine Weise bestrafen kann: indem man es ihnen nachtut. Aber das alles kam erst später.
    Weiter im Text.
    Also, eines Tages kam Omi Groat mit einem Riesenkoffer den ganzen weiten Weg aus irgendwelchen dunkelsten Fernen angereist, und sie sah überhaupt nicht der kleinen alten Dame in den Babarbüchern ähnlich, so wie heute; o nein. Sie erschien in dieser stillen, müden Schönheit, die Daddy immer fälschlich für große Intelligenz gehalten hat, und Daddy liebte Omi Groat auf der Stelle, liebte sie sogar mehr, als er Mummy liebte, weil sie nicht böse war, und ernannte sie zur Mutter seines Lebens, was sehr, sehr unklug war. Mummy wußte, daß es unklug war, aber Daddy wollte nicht auf sie hören, weil er Liebe um sich haben wollte, auch wenn sie noch so entfernt war. Und natürlich war Omi ganz hingerissen, denn sie hatte nie einen Sohn gehabt, und sie war besonders angetan, daß Daddy blond war, nach all den schwarzen Kindern, die sie so lange hatte ansehen müssen.
    »Sind Sie ganz sicher , daß Sie sie heiraten wollen?« fragte sie ihn mit einem schrecklich intelligenten Kichern. »Sie ist ein so komisches kleines Ding.«
    »Ich liebe sie«, sagte Daddy, was bei einem jungen Mann eine Art Großspurigkeit ist und ihm ein sicheres Gefühl gibt, besonders, wenn er seiner Sache durchaus nicht sicher ist.
     
    »Raus hier, Flaherty.«
    Flaherty rührte sich nicht vom Fleck.
    » Raus hier!« Cassidy setzte sich mit einem Ruck auf. Jemand schlug mit der Faust gegen die Wand.
    »Raus hier!« schrie er ein drittes Mal, und die Gestalt verschwand.
     
    Mark, entgegen allem, was du darüber gehört haben magst, war die Hochzeit kein Erfolg.
    Mummy wollte in der Sankt-Soundso-von-Dingsda-Kirche getraut werden, an dem Weg, auf dem sie und Daddy soviel von Liebe gesprochen hatten. Sie wollte niemanden von ihrer Seite dabei haben, nur einen Samenhändler namens Bacon, der in Bagshot wohnte und in ihrer Kindheit ihr Gärtner gewesen war, und sie wollte auch für Daddy niemanden außer A. L. Rowse und nur gewöhnliche Zeugen, die man von den Feldern hereinrufen würde. Schließlich heirateten wir in Bournemouth, wo Omi Groat eine Wohnung gemietet hatte, in einer maurischen Backsteinkirche, noch größer als Sherborne Abbey, mit einem uralten Organisten, der So nimm denn meine Hände spielte. Mr. Bacon tauchte leider nie auf. Vielleicht konnte er seine Samen nicht allein

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