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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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nicht so, und das , mein Junge, wirst du lernen müssen. Egal wie. Aldo? «
    Miiau .
    »Die Welt ist ein grausamer, bitterer Ort«, fuhr sie im Tonfall ihres Vaters fort und spreizte Ellbogen und Füße. »Ein verdammt grausamer und bitterer Ort. Aldo, ich weiß , daß du wach bist.« Ich glaube an Flaherty , den Vater , den Sohn und das Nesthäkchen . »Ich werde dich verlassen, Aldo, mein Entschluß steht fest. Ich nehme die Kinder mit mir nach Shropshire. Mummy hat ein Haus bei Ludlow gefunden. Es ist einfach, aber es wird uns gefallen, wenn du nicht dort sein wirst. Wir leben alle sehr viel einfacher, wenn du nicht bei uns bist. Gewiß müssen die Kinder einen Vaterersatz haben. Ich werde mich in Ludlow danach umsehen. Thisbe und Gillian kommen in einen Zwinger, bis wir umgezogen sind.« Thisbe und Gillian waren die Afghanen. Hündinnen natürlich.
    »Es tut mir sehr leid für dich«, fuhr sie fort. »Du verstehst nichts von der Liebe oder vom Leben und am allerwenigsten von Frauen. Nun ja …!«
    Unter der Decke stimmte Cassidy ihr herzhaft zu.
    Ja, und deshalb fahre ich nach Paris. Und deshalb nehme ich dich nicht mit. Ich werde mich nach dem umsehen, was du immer zu haben behauptest, also scheiß drauf. Nun ja!
    »John Eidermann sagt, du habest unbewußt gelobt, dich an deiner Mutter zu rächen. Du haßt sie, weil sie mit deinem Vater geschlafen hat. Aus dem gleichen Grund haßt du auch mich . Nun ja!«
    Himmel , sag nur nicht , du hast was mit Old Hugo gehabt . Ja , ja , ja , dies ist ein schmutziges Haus .
    »Deshalb tut es mir sehr leid für dich«, wiederholte sie. »Es ist nicht deine Schuld, du kannst nicht dagegen an. Ich habe versucht, dir zu helfen, aber es ist mir nicht gelungen.«
    Genau , dachte er und hob im Geist eine Hand. Das ist der springende Punkt . Nichts ist dir gelungen . Es ist dir nicht gelungen , mich zu verstehen , meine Äußerungen und meine erdrückende Verzweiflung in deiner Gesellschaft . Du glaubst , in diesem Hause das metaphysische Gespür gepachtet zu haben , ich aber sage dir , Weib , du würdest selbst Gott nicht erkennen , und wenn ER dir höchstselbst eins in die Fresse hauen würde .
    Offenbar aus Ärger, weil er noch immer nicht gesprochen, geschweige ihr widersprochen hatte, wurde sie deutlicher.
    »Deine Reaktionen sind ausgesprochen homosexuell«, erklärte sie und nahm einen früheren Anklagepunkt wieder auf. »Sowohl deinem Vater wie deinen Söhnen gegenüber. Du liebst sie nicht als Angehörige –«
    Wem angehörig? Warum kannst du nicht Verwandte sagen? Warum beendest du jeden Satz mit › nun ja! ‹ Sehr bald , junge Frau , wirst du mich zu weit treiben , und ich werde gezwungen sein , in tiefen Schlaf zu fallen .
    »Du liebst sie nicht als Angehörige, du liebst sie als Männer.«
    Nun ja , dachte Cassidy, trotzdem krallst du dich hier ein , oder?
    »Und die ganze Zeit kommst du mir mit diesen Lügen von deinen albernen Wohltätigkeitsprojekten. Ich weiß, daß du lügst. Mummy weiß, daß du lügst, jeder weiß es. Sie sind nur eine alberne Ausrede. Bristol! Glaubst du wirklich, Bristol sei auf deinen Sportplatz angewiesen? Sie würden ihn nicht einmal geschenkt wollen. Fußgängerbrücke . Pavillon . Planieren . Ha! «
    Sie ging zurück in ihr Zimmer.
     
    Leer , wiederholte er. Leer, leer, leer, leer, leer. Gehirnwäsche machen. Cassidy wäscht am leersten. Keine Lügen, keine Wahrheiten, nur ein Zustand, nur Überleben, nur Glauben. Flaherty, wir brauchen dich. ›Wenn ich nicht leer wäre‹, dachte er und schirmte die Augen vor der Dunkelheit mit den hohlen Händen, ›würde ich dich eine unerbittliche Langweilerin nennen. Du blockierst mich. Ich könnte Schriftsteller sein, wenn du nicht wärst. Deinetwegen bin ich in meinen verdammten Kinderwagen steckengeblieben.‹
    Da waren die Tränen wieder, sie glitten durch seine Finger. Er benannte jede einzelne; Reue, Zorn, Hilflosigkeit, die Heilige Dreifaltigkeit. Ich taufe dich im Namen der Apathie. Er hatte gute Lust, zu Sandra zu gehen und sie ihr zu zeigen, schließlich war genau das ihr alter Trick, sie wartete, bis sie genügend Dampf angesammelt hatte, dann ließ sie es ihn ausbaden, tropf, tropf, buh-buh. ›Schluß mit deinen Scheißtränen‹, würde er brüllen. ›Schau dir meine an.‹
    »Gute Nacht, Daddy«, sagte Hugo.
     
    Beim Frühstück benahm Sandra sich, wie immer nach solchen Szenen, besonders reizend. Sie küßte ihn mütterlich, schenkte ihm Blicke tiefsten Einverständnisses, hielt

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