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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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ich bin gleich … «
    Tim reichte mir ein Taschentuch, und der Rest meiner Beteuerungen ging im lauten Schnäuzen unter. Tim blieb unbeholfen neben mir stehen und wusste nicht, was er tun sollte. Ich beeilte mich, meine Tränen wegzuwischen, während er mich über den Spiegel beobachtete.
    »Ist nicht so einfach, wenn auf einmal alle Freundinnen heiraten, oder?« Tim gab mir ein weiteres Taschentuch, und ich schnäuzte mir nochmal die Nase. »Aber für Tina und Özlem ist es wirklich unheimlich wichtig, dass du ihre Trauzeugin bist. Und ich bin mir sicher, dass sich für euch auch nach der Hochzeit nichts ändern wird. Also, erst mal nicht. Ich meine, wenn dann vielleicht Kinder kommen, dann hat man ja meist nicht mehr so viel Zeit, aber bis dahin … «
    Unsere Blicke trafen sich im Spiegel, und ich musste trotz Tränen und Panikattacke lachen. Das war so ziemlich der misslungenste Aufmunterungsversuch, den ich jemals gehört hatte. Tim grinste jetzt auch, und ich kam mir ziemlich albern vor mit meinen verheulten Augen. Ich hielt mein Gesicht kurz unter kaltes Wasser.
    »So, wie sehe ich aus?«, fragte ich und zog eine Grimasse.
    Tim lachte: »Wunderschön, bis auf die roten Augen vielleicht, aber ich kann das Schiebedach öffnen, dann kannst du dein Gesicht zum Abkühlen nach draußen stecken.«
    Ich rang mir ein Lächeln ab, und wir verließen plaudernd das Café. Tim hielt mir galant die Beifahrertür auf, aber bevor ich einsteigen konnte, sagte er: »Ach so, noch was, Karina.«
    Ich erschrak. Jetzt bitte keine Liebesgeständnisse, das konnte ich in dieser kritischen Phase wirklich nicht verkraften.
    Tim fuhr fort: »Ich will dich zwar ungern wieder in eine Krise stürzen, aber der Reißverschluss an deinem Kleid ist auf.«
    Ich drehte mich wütend zu ihm um. »Wenn das jetzt wieder einer deiner dämlichen Scherze ist, dann … « Aber dann fiel mir ein, dass ich mir heute Morgen fast die Schulter ausgerenkt hatte bei dem Versuch, den Reißverschluss zu schließen. »Willst du mir damit sagen, dass ich die ganze Zeit mit offenem Reißverschluss durch diesen stinkfeinen Laden gerannt bin und du kein Wort gesagt hast?«
    »Na ja, am Anfang hattest du ja noch einen Mantel an, und danach hattest du irgendwie andere Probleme«, erwiderte Tim grinsend.
    »Würdest du mir dann bitte den Gefallen tun … « Ich drehte ihm meinen Rücken zu, so dass er den Reißverschluss zuziehen konnte.
    »Das Kleid steht dir übrigens ausgezeichnet.«
    »Danke, dein Anzug ist auch ganz passabel. Hast du sonst vielleicht noch irgendetwas bemerkt, das mich zum Mittelpunkt des Gespötts machen könnte?«
    »Meinst du jetzt etwa die Klopapierrolle, die du hinter dir herziehst?«
    Ich stieg entnervt ins Auto ein. Tim sprang gutgelaunt auf den Fahrersitz, und gemeinsam steuerten wir unweigerlich der Hochzeit entgegen.

JA,
ICH WILL
    Das schrille Piepsen meines Weckers beendete meine viel zu kurze Nacht nach der Hochzeit. Und das nur, weil ich vergessen hatte, ihn gestern Abend noch auszustellen. So schreckte ich schon wieder um acht Uhr morgens hoch, stieß dabei heftig mit meiner Stirn gegen mein Nachtschränkchen und schlug daher stärker als nötig auf die Schlummertaste. Ich war total verschwitzt, mein Bett vollkommen zerwühlt, und zu allem Überfluss steckte ich immer noch halb in meinem zerknitterten Marilyn-Monroe-Kleid.
    Mein Schädel fing an zu brummen. Vielleicht hatte ich eine Gehirnerschütterung. Vielleicht hatte ich aber auch nur einen Kater. Ich überlegte, aber es war zu früh, um über gestern nachzudenken. Ich stand vorsichtig auf und ging in die Küche. Während ich darauf wartete, dass der Kaffee durchlief, wagte ich es, einen ersten Blick in den Spiegel zu werfen. Meine Haare standen in alle Richtungen ab. Meine Augen waren geschwollen. Und das Kleid hatte sich wie eine Spirale um meinen Körper gewickelt. Aber ich war zu müde, um mich jetzt schon zu duschen und umzuziehen. Endlich war der Kaffee fertig. Ich schüttete mir eine große Tasse bis zum Rand voll und legte mich, so wie ich war, wieder ins Bett.
    Ich dachte an gestern. Die Hochzeit war wider Erwarten richtig schön gewesen. Als Tim mit seinem BMW vor dem Standesamt vorgefahren war und mir höflich die Tür aufgehalten hatte, hatten mir noch die Knie gezittert und ich war mehr aus dem Auto gestolpert als gestiegen. Aber dann hatte Tina mich glücklich in die Arme geschlossen und so fest umarmt, dass ich mich geschämt hatte, die Flucht durch das

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