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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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Mittag erneut an der Tür klingelte und ich von einem schwarzen Mann mit langem schwarzen Mantel und einer noch schwärzeren Sonnenbrille Besuch bekam, der mich mit dem Wort »Soundcheck« begrüßte. Er trug zwei CD-Player, einen Plattenspieler und einen Verstärker in die Wohnung und kehrte noch ein paar Mal um, um vier monströse schwarze Lautsprecher zu holen. Der Sound, den er gründlich checkte, überzeugte mich schließlich davon, dass die sogenannte Einweihungsparty wohl weniger für meine Wohnung, als vielmehr für den gesamten Straßenzug gedacht war. Als es am Nachmittag ein drittes Mal schellte, spielte ich schon mit dem Gedanken, mich heimlich vor meiner eigenen Fete zu drücken. Eine halbe Stunde später war das kalte Buffet aufgebaut und der Partyservice wieder verschwunden. Özlem und Tina hatten ganze Arbeit geleistet. Die Party hätte starten können, ohne dass eine von ihnen überhaupt einen Finger gekrümmt hatte, und im Prinzip spielte auch ich als Türöffnerin nur eine Nebenrolle. Gegen Abend wurde ich erneut von der Türklingel gestört. Ich hatte es mir im Jogginganzug auf dem Sofa gemütlich gemacht und im Grunde auch nicht vor, dieses heute freiwillig zu räumen. Aber dann musste ich an meine gestrige Demütigung und Tinas Schnellkurs in »in und out« denken und sprang unter die Dusche, noch bevor Tina und Özlem im fünften Stock angekommen waren.
    Die beiden begutachteten gerade das Buffet, als ich in ein Handtuch gewickelt unauffällig an ihnen vorbeihuschen wollte.
    »Halt!«, rief Tina mir hinterher. »Na, das nenne ich doch perfektes Timing. Du hast den Dreck der letzten Wochen weggespült, und wir können dir jetzt einen neuen Look verpassen.«
    Sie warf Özlem einen verschwörerischen Blick zu, als ich mir nervös die Haare bürstete. »Hände weg! Alles Weitere erledigen wir.«
    Eine Stunde später war ich gefönt, geschminkt und trockengelegt. Zu dem viel zu kurzen schwarzen Lederrock musste ich eine schwarze Strumpfhose und ein ärmelloses eng anliegendes bordeauxrotes Oberteil tragen und durfte erst in den Spiegel gucken, als keine Zeit mehr zum Umziehen blieb.
    Schon kamen die ersten Gäste, und ich musste wieder meiner Pflicht als Türöffnerin nachkommen. Die Begrüßung überließ ich Tina und Özlem, schließlich waren es hauptsächlich ihre Freunde, die auf der Gästeliste standen. Meine Freunde hatten sie rücksichtsvoll übergangen. Die Schnittmenge mit dem Freundeskreis von Frank war einfach zu groß. Es klingelte erneut, und mechanisch drückte ich auf den Türsummer und machte einen Schritt ins Treppenhaus hinaus, wo Tim eine Mikrowelle direkt vor meine Füße stellte und überrascht aufblickte. »Oh, ich hatte gar nicht gekli … O äh, ich äh … « Sein Blick blieb irgendwo zwischen meinen Beinen und meinem Busen hängen und brachte damit auch seine Gehirnfunktionen zum Stillstand. Auf jeden Fall war sein Sprachzentrum erheblich gestört.
    »Hallo. Mein Kopf ist hier oben. Nur für den Fall, dass du ihm etwas mitteilen wolltest.«
    »’tschuldigung«, grinste er mich unverschämt an, »stör ich? Ich wollte dir eigentlich nur ein kleines Dankeschön vor die Tür stellen. Für die kostenlose Reparatur der Dusche.«
    Sein Grinsen wurde noch unverschämter, und daher antwortete ich übertrieben freundlich: »Danke, das wäre aber nicht nötig gewesen, immerhin wurde ich ja schon mit einer kostenlosen Dusche belohnt. Und nein, du störst nicht, falls du damit auf meine Kleidung anspielst. Wir feiern nur heute meine Einweihungsparty, und wenn du wolltest, dann … O Gott.« Diesmal hatte mein Sprachzentrum einen Totalausfall, und das ausgerechnet jetzt, wo eine gekonnte Ausrede von existentieller Bedeutung war. Ich hatte einen Blick über Tims Schulter geworfen und sah eine lange, sich langsam lichtende Rockermähne, die sich auf der Treppe näherte und unverkennbar zu Klaus gehörte, besser bekannt als Köppi. Die einzige Lösung, die mir einfiel, war kindisch und extrem peinlich. Aber noch peinlicher würde es werden, wenn Tina vor versammelter Mannschaft herausfinden würde, dass mein kleines »Interview« mit Klaus die eigentliche Ursache für meine Trennung von Frank war. Und noch schlimmer, dass Klaus unsere Zusammenarbeit noch längst nicht für beendet hielt. Ich schmiss mich also Tim an den Hals und zischte ihm zu: »Okay, du musst mir jetzt mal eben einen ziemlich großen Gefallen tun. Sag einfach gar nichts. Leg deinen Arm um mich, und ich mache den Rest.

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