Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
Vom Netzwerk:
Verstanden?«
    Tim starrte mich verwirrt an. Lange Beine im Minirock, hochgepushte Brüste und eine aufdringliche Anmache entsprachen ganz offensichtlich nicht dem Bild, das er sich von mir gemacht hatte. Aber ich hatte keine Zeit, ihm meine plötzliche Wandlung zu erklären.
    »Hi, Süße«, begrüßte Klaus mich. »Hast mir ja gar nicht gesagt, dass du umziehst. Hätte dir doch helfen können. Mann, hab dich echt vermisst. Siehst ja megasexy aus.«
    Klaus nahm gerade die letzten Stufen, und in einer anderen Situation hätte ich mich darüber aufgeregt, dass er in seinen Sätzen grundsätzlich das Subjekt wegließ. Das hatte mich bei der Korrektur des Interviews viel Zeit gekostet. Aber jetzt schlang ich meinen Arm etwas unbeholfen um Tim und versuchte, Klaus möglichst arglos anzulächeln. Als wäre es das Normalste von der Welt, dass ich drei Wochen nach unserem letzten Treffen bereits mit einem anderen flirtete.
    »Oh, hi Klaus. Cool, dass du auch kommst. Hab leider deine Telefonnummer verloren, sonst hätte ich mich mal gemeldet. Ach, das ist übrigens Tim, mein neuer … «
    »Nachbar«, fiel Tim mir ins Wort und streckte Klaus höflich die Hand entgegen, die ich eben noch krampfhaft um meine Hüfte gelegt hatte. Damit war meine Strategie dahin, und Klaus konnte mich ungehindert umarmen. Den stürmischen Kuss, der diese Umarmung begleiten sollte, konnte ich gerade noch in einen einfachen Schmatzer umwandeln, indem ich meinen Kopf zur Seite drehte. Zum Glück, denn schon näherte sich Tina, die Klaus’ Stimme vernommen hatte. Ich nutzte den kurzen Moment, den sie durch Tim abgelenkt war, und löste mich unauffällig aus Klaus’ Umarmung. Dann flüchtete ich ins Wohnzimmer auf die Tanzfläche und tanzte zu irgendeinem mir unbekannten Technorhythmus. Ich hasste Techno, aber der Vorteil daran war, dass ein Lied nahtlos in das andere überging und man so ewig weitertanzen konnte. Und dass Klaus als eingeschworener Kölner Nachwuchsrocker bei Techno bestimmt nicht auf der Tanzfläche erscheinen würde. Dachte ich. Aber nach einer halben Stunde bahnte er sich zielstrebig seinen Weg durch die Menge zu mir. Er wollte mit mir tanzen. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass Tina auf dem Balkon in ein Gespräch mit Tim vertieft war, bei dem sie all ihre Reize ausspielte. Das erforderte zum Glück immer ihre ganze Konzentration, und so tanzte ich ein paar Takte mit Klaus. Gott sei Dank machte die Lautstärke der Musik jede Unterhaltung unmöglich. Aber als ich mich nach einer Weile wieder zum Fenster drehte, stellte ich mit Schrecken fest, dass Tim sich nun mit jemand anderem unterhielt und von Tina nichts mehr zu sehen war. Sie konnte jeden Moment hereinkommen, denn Techno war ihr Leben. Schnell machte ich eine unverfängliche Handbewegung zu Klaus, die so viel bedeuten sollte, wie: »Ich hol uns mal was zu trinken« oder »Mir ist es hier drinnen zu heiß« oder »Ich hab die Nase voll vom Tanzen, von dir und dem Rest der Welt. Ich hau ab und werde nie mehr wiederkommen.«
    Oder so ähnlich.
    Ich ging auf den Balkon, nahm mir ein Bier und wollte mich unauffällig in eine Ecke stellen, als Tim auf mich aufmerksam wurde.
    »Nette Fete.«
    »Da musst du dich bei Tina und Özlem bedanken.«
    »Ach so, ja, ähm. Was ich dich noch fragen wollte … «
    »Ja, ich weiß«, unterbrach ich ihn. »Vergiss es einfach. Das vorhin ist gar nicht passiert, okay?!«
    »Was? Äh. Das meine ich doch gar nicht. Ich wollte nur. Das ist jetzt echt ein bisschen kindisch, aber … ich … « Tim fing an zu stottern und verstummte.
    Ich fragte mich wirklich, wie Tina in diesen kurzen Röcken Männer aufreißen konnte. Ich hatte eher das Gefühl, es schüchterte sie ein – abgesehen von Klaus.
    Tim riss sich endlich zusammen: »Du kennst Tina ja schon etwas länger. Ich finde sie wirklich nett. Meinst du, ich könnte sie mal fragen, ob … Ich meine, hat sie zur Zeit einen Freund?«
    Bei Tina jedenfalls funktionierte es, und wenn ich nicht schon allein aus Rache so viel Schadenfreude darüber empfunden hätte, dass Tim jetzt rot wurde, hätte mich seine Schüchternheit vielleicht sogar ein wenig gerührt. Ich hatte wohl etwas zu schadenfroh gegrinst, denn Tim winkte ab: »Schon klar, war echt eine blöde Frage.«
    »Nein, nein, überhaupt nicht. Ich habe nur gar nicht damit gerechnet.«
    Ich gönnte es Tina wirklich, denn sie hatte bisher nur Pech mit Männern gehabt. Bei ihr war es wirklich die klassische Geschichte – die, die sie

Weitere Kostenlose Bücher