Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
Vom Netzwerk:
und ich hörte schnell auf zu reden.
    »Das ist mein Enkel Herbert, unser Jüngster«, erklärte er, während er sich zur Seite drehte und auf eine ganze Sammlung von kinderreichen Familienfotos an der Wand deutete. Ich überlegte, ob ich einfach hinauslaufen und mir in der Damentoilette noch schnell den ekligen Lippenstift vom Mund wischen sollte, bevor ich dieses Gebäude schreiend verließ, oder ob ich trotz allem einen würdigen und höflichen Abgang wählen sollte. Ich entschied mich für die zweite Version, aber nur, weil er der Onkel von Franks unterwäschemodelnder Praktikantin war.
    »Na ja, dann wissen Sie ja aus eigener Erfahrung, dass es mit Kindern nicht immer einfach ist«, versuchte ich tapfer weiter mein Glück, aber Klosenberg war nicht an persönlichen Anekdoten interessiert.
    Er fuhr fort, meinen Lebenslauf zu lesen. Hätte ich geahnt, dass meine Einstellung lediglich von der Lektüre meines Lebenslaufs beeinflusst wurde, hätte ich mir die Klamottenarie bei Tina gespart, meine alte 501 angezogen und Herrn Klosenberg mein Leben als Roman per E-Mail geschickt. Dann wären mir solche peinlichen Fettnäpfchen wenigstens erspart geblieben. Herr Klosenberg war offenbar auch der Meinung, dass meine Anwesenheit nicht weiter erforderlich war, denn er stand plötzlich auf und reichte mir die Hand.
    »Sehr schön, Frau Schneider. Ich sehe, wir verstehen uns.«
    »Äh, ja, das glaube ich auch.«
    Ich wusste zwar nicht, ob es mein abgebrochenes Studium, meine Abneigung gegenüber Kindern oder meine Vorliebe für gründliche Recherche war, die sein stilles Einverständnis geweckt hatten, aber wenn es half, einen Job zu bekommen, war ich die Letzte, die ihm da widersprechen wollte.
    »Sie können nächste Woche bei uns anfangen. Erst mal einen Monat auf Probe. Zweitausend brutto, zwei fünf nach der Probezeit. Ich zeige Ihnen dann mal Ihren Arbeitsplatz.«
    Ich hätte ihn umarmen können und hielt seine Hand immer noch fest, als wir zur Tür gingen. Ich war so glücklich, dass ich mich nicht einmal traute nachzufragen, um welche Art von Arbeitsplatz es sich eigentlich handelte. Klosenberg ging offenbar davon aus, dass ich wusste, wofür ich mich beworben hatte, und blieb stumm, bis wir in ein Großraumbüro kamen. Hier standen sich jeweils zwei Schreibtische gegenüber und waren nur durch Stellwände von den anderen getrennt. Ich schätzte die Zahl der Schreibtische auf etwa dreißig, und dementsprechend laut ging es in diesem Büro zu.
    Wir kamen zu einem leeren Platz, der gegenüber von einem Schreibtisch voller Nacktbilder stand. Ich betete, dass es nicht die »Busenrubrik« war, denn ich hasste diese diskriminierenden Olga-, Elena-, Maja-Fotos, oder wie die Pseudo-Austauschstudentinnen aus Moskau alle hießen. Aber Klosenberg blieb genau hier stehen und deutete auf den leeren Stuhl.
    »Das hier ist Ihr Schreibtisch.«
    In dem Moment kam eine kleine Frau zu uns, bei der nicht einmal mehr die knallrot gefärbten Haare und die zentimeterdicke Schminke, die fast einer Latexmaske glich, über ihr Alter hinwegtäuschen konnten.
    »Hi, ich bin Mary, die Busentante. Aber wenn ich Sie so ansehe, sollten wir vielleicht besser tauschen«, grinste sie.
    »Was?«
    So groß war mein Busen nun auch wieder nicht, er wurde nur durch die Bluse etwas unvorteilhaft betont. Ich zog meine Jacke zu und schaute Klosenberg hilfesuchend an. »Wunderbar, wie ich sehe, kommen Sie gut miteinander klar. Frau Torski wird Ihnen für den Anfang sicherlich hilfreich zur Seite stehen.«
    Irgendwie hatte dieser Mann eine grundlegend andere Vorstellung von gegenseitigem Verständnis, Sympathie und fruchtbarer Zusammenarbeit als ich.
    »Frau Torski entwirft die Biographien zu den Aktfotos und übernimmt hier und da Arbeiten, die bei Kollegen zusätzlich anfallen. Auch da werden Sie sich sicherlich gegenseitig unter die Arme greifen können. Und jetzt stelle ich Sie kurz den anderen Mitarbeitern vor.«
    Und das tat er mit einer Lautstärke, die ich dem stillen, blassen Männchen gar nicht zugetraut hatte. Durch lautes Brüllen quer über sämtliche Stellwände hinweg sicherte er sich die Aufmerksamkeit aller Mitarbeiter, so dass plötzlich eine Totenstille herrschte, die erst deutlich machte, wie laut es sonst war. Meine zukünftigen Kollegen blickten mich an, und ich versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, das professionell und abgeklärt wirkte.
    »Ich möchte euch eure neue Kollegin vorstellen. Das ist Frau Karina Schneider, und sie wird ab

Weitere Kostenlose Bücher