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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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Frühstückstisch aussehen würde.
    Also sagte ich nein und als im nächsten Moment seine Zunge in meinem Mund steckte und seine Hand an meiner Brust klebte, war mir klar, dass Stefan die Sprachschwäche seiner Mutter geerbt hatte. Der Kuss überzeugte mich zwar, dass meine Entscheidung richtig gewesen war, aber jetzt stand ich vor dem neuen Problem, Stefan die wahre Bedeutung von Nein verständlich zu machen. Meine zwischen zwei Küssen gestammelten Worte »Nicht, hör auf« stachelten ihn erwartungsgemäß zu noch mehr Eifer an, aber ich war in dieser Situation nicht in der Lage, mein mühsam erlerntes und jahrelang bewährtes Sprachsystem auf ihn abzustimmen. Also überlegte ich, wie ich ihm mein Knie so zwischen die Beine rammen konnte, dass es möglichst ungewollt und wie ein Unfall aussah, als er wie von magischer Hand von mir abließ und zu Boden glitt. Bei genauerem Hinsehen bemerkte ich, dass die Hand weniger magisch als die von Tim war und das Zu-Boden-Gleiten auch vielmehr ein Fallen, verursacht von einem ziemlich kräftigen Faustschlag.
    »Hast du nicht gehört, dass sie nein gesagt hat?! Hey, ich rede mit dir, Arschloch.«
    Tim hatte sich breitbeinig vor Stefan aufgebaut und brüllte ihn in einem Ton an, den ich gar nicht von ihm kannte. Stefan rappelte sich eingeschüchtert auf.
    »Ganz cool, Alter. Ich wusste ja nicht, dass sie einen großen Bruder hat, okay.« Er hielt sich seine Nase, die etwas mitgenommen aussah, und stolperte eilig davon.
    »Was soll das?«, fauchte ich Tim aufgebracht an. »Du kannst doch nicht einfach so mein Date … also, diesen Kerl niederschlagen!«
    »Wieso? Hätte ich in Ruhe abwarten sollen, bis er dich vergewaltigt, oder was?«
    »Er hat mich doch nur geküsst.«
    »Aus dir soll man mal schlau werden. Hast du nun nein gesagt, oder nicht?«
    »Ja … , nein, … ich meine, immerhin hatten wir einen netten Abend zusammen. Und außerdem ist er der Sohn meiner Kollegin.«
    »Ach, na dann bitte ich natürlich vielmals um Entschuldigung. Habe ich am Ende sogar deine Karriere ruiniert?«
    Wie bitte? War er jetzt etwa eingeschnappt, weil er sich nicht mehr als der große Retter aufspielen durfte?
    »Jetzt reicht es mir aber, Tim. Ja, ich habe nein gesagt. Na und? Das gibt dir noch lange nicht das Recht, ihn zusammenzuschlagen. Und ja, er ist der Sohn meiner Kollegin, aber ich hatte nie vor, mit ihm auszugehen, und ich wollte mit Sicherheit nicht mit ihm ins Bett steigen, um meiner Karriere auf die Sprünge zu helfen.«
    Na gut. Mein letztes Argument war vielleicht nicht so überzeugend, aber mein Gott, Menschen konnten sich auch ändern – eine Tatsache, die Tim offensichtlich fremd war.
    »Natürlich nicht, dann habe ich dich wohl falsch eingeschätzt!«
    Ich war sprachlos. Dabei hätte ich damit rechnen müssen. So eine Vorlage ließ sich keiner entgehen, erst recht nicht, wenn er seit Jahren auf der Reservebank saß. Aber dazu fiel mir beim besten Willen nichts mehr ein. Ich drehte mich wütend zur Eingangstür um und schloss auf.
    »Ja, das hast du wohl«, zischte ich Tim noch zu und verschwand im Treppenhaus. Im Grunde hielt ich das auch für einen den Umständen entsprechenden gelungenen Abgang, wenn Tim mir nicht dummerweise die Treppe hätte hoch folgen müssen. Ich würdigte ihn keines Blickes, als er mich im Laufschritt überholte, mich angrinste und mir in aller Freundlichkeit einen schönen Abend wünschte. Es hatte eindeutig einen Nachteil, wenn man mit seinem zukünftigen Erzfeind auf der gleichen Etage wohnte.

NOCH MEHR
HIOBSBOTSCHAFTEN
    Ich hatte beschlossen, mir das Wochenende weder von Klosenbergs Drohungen noch von Tims voreiligen und völlig überflüssigen Retterambitionen und erst recht nicht von dem draußen herrschenden Dauerregen vermiesen zu lassen. Stattdessen verbrachte ich die eine Hälfte des Samstags im Bett und die andere in der Badewanne, in der ich es mir mit einer Flasche Rotwein und einer Wassertemperatur von vierzig Grad gemütlich machte. Nach zwei Gläsern Cabernet Sauvignon war ich gerade dabei einzuschlummern, als mich meine viel zu schrille Türklingel hochschrecken ließ. Nach dem gestrigen Stress hatte ich heute nun wirklich keine Lust auf Besuch und versuchte daher, möglichst geräuschlos den Lichtschalter im Bad auszuknipsen – aus Angst, man könnte das Licht durch den Türspion sehen. Als sich zu dem Klingeln auch noch ein lautstarkes Klopfen gesellte, gab ich es auf, nicht zu Hause zu sein. Wahrscheinlich warteten draußen

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