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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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wieder Özlem und Tina, die mich vor dem sicheren Tod retten wollten, oder ein halbnackter Nachbar, der dringend bei mir duschen musste. So etwas passierte hier ja ständig. Ich wickelte mich genervt in mein Badetuch ein und taperte zur Tür. Doch zu meiner Überraschung stand ich niemand anderem als Ecki gegenüber, der mich kopfschüttelnd anstarrte und mir einen weißen Briefumschlag entgegenhielt. Er hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht, sich und seinen altersschwachen Dackel die Stufen bis in die fünfte Etage hochzuhieven, nur um mir die Post zu bringen.
    »Öffnen Sie immer in diesem Aufzug die Tür?«, fragte er mürrisch.
    »Nein, ich variiere da durchaus. Für beliebtere Gäste als Sie ziehe ich auch schon mal meinen Bikini an. Was gibt’s? Wirft ihr Kiosk so wenig Gewinn ab, dass Sie einen Nebenjob als Briefträger annehmen mussten?«
    »Nein, ich wollte nur sichergehen, dass das Schreiben auch bei Ihnen ankommt.«
    »Danke, sehr freundlich.« Ich riss ihm den Umschlag aus der Hand und schlug die Tür vor seiner Nase wieder zu. Nur weil ihm meine Post so am Herzen lag, musste er mich doch nicht gleich aus der Wanne klingeln. Auf dem Weg ins Bad riss ich den Brief auf, überflog den Inhalt und erstarrte. Mein Blick blieb wie gelähmt an dem Wort »Kündigung« hängen. Mein Vermieter maßte sich tatsächlich an, mir die Wohnung bis zum Ende des Monats zu kündigen. Genauer gesagt, bis zum Ende der Woche, weil er mich freundlich darauf aufmerksam machte, dass wir noch nicht einmal einen Mietvertrag unterschrieben hatten und es demnach keine gesetzlichen Kündigungsfristen gab, die er einhalten musste. In anderen Worten, die Kündigung war nur ein etwas umformulierter Rausschmiss. Wow, zwei Kündigungen innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Das war selbst für mich ein neuer Rekord.
    Ich las den Brief noch einmal in Ruhe durch. Vielleicht war das Ganze ja nur ein übler Scherz. Oder vielleicht gab es irgendwelche Gesetzeslücken, Formulierungen oder Rechtschreibfehler, die die Kündigung ungültig machten. Aber ich hatte schon genug Briefe dieser Art in meinem Leben erhalten, um zu wissen, dass die Kündigung wasserdicht war. Schließlich hatte ich meinen Aufenthalt in dieser Wohnung nur einer Abmachung mit Chris zu verdanken, und selbst die hatten wir nicht einmal schriftlich festgehalten.
    Ich musste diese Bude in ein paar Tagen räumen. Daran gab es nichts zu rütteln. Kein Wunder, dass Ecki nur zu gerne fünf Etagen und einen drohenden Herzinfarkt in Kauf nahm, um mir diese Nachricht persönlich zu überreichen. Während ich mich allerdings noch fragte, woher Ecki von dem Inhalt wusste, und überlegte, ihn wegen Missachtung des Briefgeheimnisses anzuklagen, fiel mein Blick auf die Unterschrift des Vermieters. Es dauerte eine Weile, bis es Klick machte. Aber als sich eins und eins endlich zusammenfügten und das Ergebnis zu meiner Überraschung bei eins blieb, war mein Aufschrei mit Sicherheit noch über die Stadtgrenze hinaus zu hören. Wieso hatte ich meinen Vermieter Hans-Eckhart Bräuer bisher eigentlich nie mit dem Spitznamen Ecki in Verbindung gebracht? Und wieso konnte sich ein einfacher Kioskbesitzer ein Mehrfamilienhaus in Köln-Ehrenfeld leisten? Und wieso war er dann als reicher Schnösel nicht schon längst in den Vorruhestand nach Mallorca aufgebrochen, anstatt mir hier das Leben schwerzumachen?!
    Ich rannte empört die Treppen hinunter auf die Straße, und erst als der Regen mein Badehandtuch innerhalb von Sekunden komplett durchnässte, fiel mir auf, dass für ernsthafte Gespräche mit meinem Vermieter vielleicht ein anderes Outfit von Nutzen gewesen wäre. Zu spät. Ich stürmte wütend in Eckis Kiosk, wo Ecki schon wieder hinter einer Zeitung verbuddelt an seinem Tresen saß und so tat, als hätte er nicht soeben mit einem einzigen Brief die ganze Existenz einer jungen, aufstrebenden Journalistin zerstört.
    »Was haben Sie sich verdammt nochmal dabei gedacht?«
    Ich fuchtelte mit dem Brief vor seiner Nase herum, was etwas schwierig war, weil seine Zeitung dabei im Weg war.
    »Geht das aus dem Brief nicht hervor?«, fragte er ruhig und ohne eine Miene zu verziehen. Nicht mal mein ungewöhnlicher Aufzug schien ihn aus der Ruhe zu bringen.
    »Und wie das aus dem Brief hervorgeht. Können Sie mir vielleicht mal erklären, was das soll?«
    Konnte er nicht, stattdessen hatte er sich offenbar vorgenommen, mich zur Weißglut zu treiben, indem er wieder einmal seine dämlichen Statistiken

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