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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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Variante einer Entschuldigung entschieden, aber die schien überflüssig zu sein. Mary begrüßte mich und das gesamte Büro lautstark und fröhlich wie immer. Erste Anzeichen für eine mögliche Verstimmung ihrerseits wurden erst deutlich, als sie mir keinen Carokaffee anbot und auch sonst außergewöhnlich schweigsam blieb. Eigentlich war die Arbeit so viel angenehmer, und gerade als ich mich dazu durchgerungen hatte, gar nichts zu der Schlägerei zu sagen, klingelte das Telefon.
    »Hi, Schätzchen, ich bin’s. Du hast mir ja noch gar nichts von deinem Date neulich erzählt. Also entweder es war der totale Reinfall, oder du bist immer noch mit dem Kerl zugange, sonst verzeihe ich dir nämlich nicht, dass du dich das ganze Wochenende nicht gemeldet hast. Gib zu, der Kleine war ein absoluter Volltreffer, so wie ich dich kenne. Du hast doch immer Glück mit Männern, selbst wenn es ein Blind Date ist.«
    Tinas Redestrom versiegte völlig abrupt, und plötzlich war es so still in der Leitung, dass ich dachte, sie hätte schon wieder aufgelegt.
    »Hey, Karina, ich rede mit dir!«
    Ach so, aber dummerweise konnte ich nicht mit ihr reden, jedenfalls nicht, wenn Mary so betont beschäftigt tat.
    »Ja, äh, natürlich, das tut mir leid, aber zu Juli kann ich Ihnen noch keine Auskunft geben!«
    »Was? Was redest du da für einen Blödsinn?«
    Mist, ich schrieb ja Buchrezensionen. »Ich meine, das Buch über die Auswirkung interstellarer Atmosphärenverschiebung auf zwischenmenschliche Beziehungen kommt erst im Juli raus. Also kann ich Ihnen unter diesen Umständen leider nichts dazu sagen.«
    »Bist du betrunken?«
    »Nein, quatsch, äh, natürlich nicht. Ich kann Ihnen nur leider im Moment keine Auskunft darüber geben.«
    »Verstehe, du kannst gerade nicht reden. Hört der Kerl etwa mit?«
    Ich blickte kurz zu Mary hinüber, die äußerst fürsorglich unseren Hibiskus goss. »Nein, nicht ganz. Aber seine Vertretung ist … zur Zeit damit beschäftigt. Wenn Sie mir Ihre Nummer hinterlassen, melde ich mich bei Ihnen, sobald ich das Buch gelesen habe.«
    Ich wollte auflegen, aber Tina blieb hartnäckig. »Verstehe. Du brauchst auch nur mit Ja oder Nein zu antworten. Du hast dich mit Marys Sohn getroffen?«
    »Ja!«
    »Aber er ist klein, dick und hässlich?«
    »Nicht ganz.«
    »Trotzdem ist er nicht dein Typ, und jetzt ist Mary sauer?«
    Ich versuchte, Mary unauffällig im Blick zu behalten.
    »Ich weiß nicht genau. Der … zuständige Redakteur konnte sich von dem Material noch kein richtiges Bild machen.« O Gott, hoffentlich schöpfte sie keinen Verdacht.
    Für Tina entwickelte sich unser Gespräch zu einer regelrechten Herausforderung an ihre kombinatorischen Fähigkeiten. »Oder du hast ihn vernascht, und das ging seiner Mami zu schnell!«
    »Nein, ach was. Ich meine, da können schon mal unvorhergesehene Mächte mit reinspielen, die einen ziemlich umhauen.«
    »O nein, es gab eine Schlägerei? Mit wem, Karina, hast du etwa wieder Mist gebaut? Hat Frank sich eingemischt?«
    »Nein, in dem Fall war die Sportredaktion dafür zuständig.« Ich biss mir auf die Lippen, denn dass ausgerechnet Tim sich in mein Date eingemischt hatte, war vielleicht nicht unbedingt das, was Tina hören wollte.
    »Was? Was hatte Tim denn damit zu tun? Kannst du mir das vielleicht mal erklären?« Tina war der Spaß am Detektivspielen eindeutig vergangen.
    »Ähm, nicht wirklich«, sagte ich wahrheitsgetreu. Aber Tina wusste wie immer alles besser.
    »Ach ja? Dann erkläre ich es dir! Kaum habe ich gesagt, dass ich mich für Tim interessiere, hast du schon wieder deine Krallen nach ihm ausgestreckt. So sieht es aus. Echt toll, Karina, vielen Dank!«
    »Was? Ich befürchte, Sie sollten sich nicht zu sehr von den alten Forschungsergebnissen beeinflussen lassen.«
    Aber da hatte Tina längst aufgelegt.
    Na wunderbar. Ein Streit mit Tina hatte mir gerade noch gefehlt. Und das nicht zuletzt, weil sie meine letzte Rettung in Sachen Mietrückstand gewesen war. Aus meinem Bekanntenkreis fiel mir nur Tina ein, von der ich mir ohne Gewissensbisse zwölfhundert Euro leihen konnte. Aber jetzt hatte ich erst mal ganz andere Probleme.
    Unser Hibiskus hatte inzwischen kaum noch Blätter, und Mary setzte sich wieder an ihren Schreibtisch, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Entweder sie hatte mein Gespräch durchschaut, oder sie hielt mich jetzt für eine Koryphäe auf dem Gebiet der Astrologie. Wie auch immer, irgendwie mussten wir die Sache aus

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