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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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nicht nötig. Eigentlich finde ich es ganz gemütlich … mit Kerzen.«
    Tim wirkte nicht sehr überzeugt. »Du solltest aber unbedingt Herrn Bräuer Bescheid sagen.«
    »Ich glaube, der weiß es schon.«
    Tim musterte mich skeptisch, und ich hatte allmählich das Gefühl, dass er mich durchschaute. »Und was hat er gesagt?«
    »Ähm, nichts, zumindest nicht so direkt.« Schließlich hatte er mir die Kündigung schriftlich mitgeteilt. »Aber unser Verhältnis war ja noch nie das beste. Also hast du nun Chris’ Telefonnummer?« Ich wollte ja nicht drängeln, aber allmählich wurde mir Tims Freundlichkeit fast ein bisschen zu viel.
    »Tut mir echt leid, aber Chris ist gerade umgezogen. Keine Ahnung, wie man den zur Zeit erreichen kann.«
    »Oh.« Es sollte locker klingen, aber tatsächlich war mir das Oh mit mehr Verzweiflung herausgerutscht, als ich vor Tim zur Schau stellen wollte. Es war mehr ein »O Gott, wie schrecklich« geworden, als ein »Oh, dumm gelaufen«, und dementsprechend irritiert schaute Tim mich auch an.
    »Soll ich vielleicht mal mit Ecki reden?«, schlug der neue, hilfsbereite Tim vor. Aber ich winkte ab.
    »Wenn ich dir sonst irgendwie helfen kann … «
    Jaja, ich hatte ja schon verstanden, Tim war plötzlich zum Superhelden mit Sozialhelfersyndrom mutiert. Wenn er so weitermachte, hätte ich bald kein Material mehr für meine Horoskope. Obwohl, da fiel mir ein …
    »Ja, du könntest Eckis Sternzeichen für mich herausfinden.«
    »Kein Problem. Der feiert immer am Tag der deutschen Einheit Geburtstag.«
    Waage! Ecki war also Waage. Und ganz offensichtlich war das Verhältnis zwischen Waagen und Löwen zur Zeit mächtig gestört. Besonders mein Verhältnis zu einer alten, verstaubten Kioskwaage. Ich hatte nicht vor, Ecki meine Wohnung kampflos zu überlassen. Wenn heute schon der Tag war, an dem ich mal wieder meinen Job und meine Wohnung verlieren würde, dann wollte ich meine letzte Amtshandlung wenigstens dazu nutzen, Ecki das Leben so ungemütlich wie möglich zu machen.
    Waage: Sie sprechen Ihre Drohungen allzu leichtfertig aus. Lassen Sie Ihre Mitmenschen auch gelegentlich an Ihrer Großzügigkeit teilhaben, oder Ihnen selbst steht ein großes Unglück ins Haus .
    Das war jawohl verständlich genug. Dieses Horoskop konnte nicht spurlos an Ecki vorübergehen. Jeder musste eben mit seinen eigenen Mitteln kämpfen.
    Erwartungsgemäß wurde ich am Freitagnachmittag erneut in Klosenbergs Büro gerufen. Ich hatte meinen Schreibtisch schon aufgeräumt und mein weniges Hab und Gut in meine Tasche gepackt, um so schnell wie möglich verschwinden zu können. Das hatte ich zumindest von meiner letzten ruhmlosen Kündigung gelernt, als ich nach dem klärenden Gespräch mit Frank noch stundenlang heulend durch sämtliche Büros laufen musste, um meine persönlichen Sachen zusammenzusuchen. Klosenberg begrüßte mich wie immer überhaupt nicht, sondern starrte minutenlang schweigend in diverse Unterlagen und Zeitungen. Mir war klar, dass er meine Horoskope diese Woche besonders aufmerksam verfolgt hatte, aber das hatte mich nicht davon abgehalten, meine persönlichen Probleme quasi astrologisch zu verarbeiten.
    Endlich blickte Klosenberg auf. Sein Gesichtsausdruck war diesmal extrem freundlich, und ich schloss daraus, dass er mir trotz unseres tiefen gegenseitigen Vertrauens ganz gegen seinen Willen die Kündigung mit sofortiger Wirkung aussprechen musste.
    »Sehr beeindruckend, Frau Schneider. Wirklich sehr beeindruckend. Wie ich sehe, haben Sie mich verstanden und sich meine Ratschläge zu Herzen genommen. Ihre Horoskope sind zwar … recht ungewöhnlich, um nicht zu sagen, erschreckend ehrlich, aber sie sprechen unsere Leser an. Wir haben diese Woche mehr Reaktionen auf Ihre Horoskope bekommen als im gesamten letzten Halbjahr. Ich würde vorschlagen, dass wir bei einer so gelungenen Zusammenarbeit den Vertrag verlängern können.«
    Er nickte mir kurz zu, ich nickte ihm kurz zu, und schon waren unsere minimalen Unstimmigkeiten von letzter Woche vergessen. Am liebsten hätte ich Mary umarmt, als ich zu meinem Schreibtisch zurückkam und meine Sachen wieder auspackte. Ja, ja, ja! Ich hatte es geschafft. Ganz allein. Meine Horoskope waren nicht nur gut, sie stimmten sogar. Ich hatte mich im wahrsten Sinne des Wortes an meinen eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen.

    Die Trefferquote meiner Horoskope wurde mir allerdings etwas unheimlich, als ich nach der Arbeit in Eckis Kiosk stürmte, um ihm meinen neuen

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