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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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Geburtstag einlud. Und wie konnte ich nur so leichtfertig mit meinen Vorhersagen umgehen, spätestens seit meiner ungewollten Verkupplung von Frank mit seiner Praktikantin hätte mir doch die schicksalhafte Kraft meiner Hirngespinste bewusst sein müssen.
    O Gott, Ecki!
    Womöglich lag er jetzt leblos auf seinem Tresen, während der Dackel verzweifelt um Hilfe bellte und keiner ihn hörte, weil alle dieses verdammte Fußballspiel guckten. Ich musste sofort zu ihm. Vielleicht konnte ich wenigstens noch ein Unglück verhindern.
    Mir war vor Schreck immer noch ganz schlecht, und es war nicht schwer, die anderen davon zu überzeugen, dass ich erst mal frische Luft schnappen musste. An der nächsten roten Ampel stieg ich aus und versprach, ins Krankenhaus nachzukommen, sobald es mir besser ging. Als sie um die Ecke gebogen waren, rannte ich los. Ich rannte den ganzen Weg. Ich fing sogar an zu beten und versprach, mich nie wieder in irgendwelche Schicksalsangelegenheiten einzumischen, wenn bloß Ecki und Tinas Vater noch lebten. Ich kam völlig außer Atem in unserer Straße an und stürmte in Eckis Kiosk.
    Er saß da wie immer. Hinter seinem Tresen, mit einer Tageszeitung in der Hand. Aber um sicherzugehen, dass er noch lebte, lugte ich unauffällig hinter die Zeitung. Tatsächlich, seine Augen waren geöffnet, und er atmete. Jetzt reagierte er sogar auf meine Anwesenheit: »Vor Ihnen hat man aber auch nie Ruhe. Können Sie nicht wie jeder vernünftige Mensch Fußball gucken?!«
    »Hab ich ja, aber nach dem Tor … ähm, wie ist es denn ausgegangen?«
    »Zwei null verloren.«
    »O nein, wie schrecklich.« Da gab es wohl kaum noch Hoffnung für Tinas Vater. Und wer weiß, vielleicht konnte es Ecki auch verspätet und ganz unabhängig von einem Fußballspiel treffen.
    »Und, wie geht es Ihnen so?« Mein Bemühen, diese Frage möglichst beiläufig und selbstverständlich klingen zu lassen, war überflüssig – so etwas hatte ich ihn noch nie gefragt. Ecki ließ denn auch völlig überrascht seine Zeitung sinken und starrte mich an. Ich wandte mich schnell dem Weinregal zu.
    »Was hecken Sie denn jetzt schon wieder aus?«, brummte er.
    Ich nahm eine Flasche Rotwein aus dem Regal. »Gar nichts, ich wollte nur eben mal wissen, wie es Ihnen geht. Ich meine, in Ihrem Alter … Waren Sie denn in letzter Zeit mal wieder beim Arzt?« Ich schaute mir interessiert den Rotwein an und wartete auf Eckis Antwort.
    »Natürlich. Ich gehe regelmäßig zum Arzt, und bis auf einen leicht erhöhten Blutdruck und etwas Übergewicht geht es mir gut, leider.«
    Wenigstens brauchte ich mir um Ecki jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Ich wollte gerade erleichtert gehen, als mein Blick auf den leeren Hundekorb fiel.
    »Und wie geht es Ihrem Hund?«
    »Gut.«
    »Na dann … «
    »Der hat es wenigstens hinter sich. Ich habe noch ein paar langweilige Jahre vor mir, und dank Ihnen werden sie noch unerträglicher.«
    Da war es. Das Schicksal hatte voll zugeschlagen. Erst Tinas Vater, jetzt Eckis Hund, und ich durfte gar nicht daran denken, wie viele Waagen in Köln, Deutschland oder sogar weltweit durch mein verfluchtes Horoskop schlimme Schicksalsschläge erlitten hatten.
    »Wollen Sie auch was kaufen, oder reicht Ihnen die Auskunft über meinen Gesundheitszustand?«
    Ecki riss mich aus meinen Gedanken. Ich schnappte mir eine billige Literflasche Rotwein, bezahlte und torkelte aus dem Kiosk. Mir war schwindelig. Ich hatte das Gefühl, dass die Häuser, die Straße, der strahlend blaue Himmel, dass das ganze Universum auf mich einstürzte, weil ich es gewagt hatte, mich in Angelegenheiten einzumischen, für die eigentlich Gott oder der Tierarzt, aber auf jeden Fall nicht ich zuständig war. Ich setzte mich auf den Bordstein und holte mein Handy hervor. Ich musste unbedingt Tina anrufen und ihr die ganze Sache erklären. Aber sobald ich Tinas Nummer gedrückt hatte, verließ mich der Mut. Sie hatte mir während unserer langjährigen Freundschaft wirklich viele Dummheiten verziehen, aber das hier würde alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen.
    Das hatte ich nun von meinen kindischen Rachegedanken. Ich würde nie mit dieser grausamen Schuld leben können. Niemals! Ich hatte Tinas Vater auf dem Gewissen, auf jeden Fall seinen Herzinfarkt, und war definitiv am Ableben von Eckis Hund schuld.

    Ich blieb die ganze Nacht bei Tina. Aber ich brachte es nicht über mich, ihr meine Schuld an dem Herzinfarkt ihres Vaters einzugestehen. Stattdessen versuchte

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