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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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Jahresvertrag mit Gehaltserhöhung, Urlaubsgeld und dreizehntem Monatsgehalt unter die Nase zu reiben. Denn wer konnte eine zukünftige Großverdienerin jetzt noch zwangsräumen wollen?
    »Lieber Herr Bräuer«, begrüßte ich ihn, um meine Chancen noch etwas zu erhöhen. »Wenn ich Sie einmal kurz bei Ihrer Zeitungslektüre stören dürfte und Sie einen Blick auf diese Zahl hier werfen könnten?«
    Ich deutete auf mein Monatsgehalt.
    »Sparen Sie sich Ihr albernes Geschwätz«, brummte er. »Ich weiß zwar nicht, was der Kerl an Ihnen findet, aber bezahlt ist bezahlt. Sie können bleiben, auch wenn Sie es nicht verdient haben!«
    Er machte eine Handbewegung, die keinen Widerspruch duldete, und scheuchte mich mehr oder weniger aus seinem Kiosk. Ich war perplex. Übertrieb es Tim nicht allmählich mit seiner Hilfsbereitschaft? Oder hatte ich etwa mit meinen Horoskopen übertrieben?
    »Ja also, ich werde es dir so schnell wie möglich zurückzahlen«, stammelte ich, nachdem ich Tim wie beiläufig vor meiner Tür abgefangen hatte, um mich bei ihm zu bedanken. Ich hatte es irgendwie einfacher gefunden, mit ihm zu reden, als er noch nicht so entgegenkommend gewesen war.
    »Kein Problem, lass dir Zeit«, lächelte er mich an, und jetzt wusste ich erst recht nicht mehr, wie ich reagieren sollte.
    »Ähm, tja, ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken kann«, stotterte ich weiter.
    »Ich hätte da vielleicht eine Idee.«
    »Wie jetzt?« Ich sah ihn irritiert an, und auf der Stelle wurde Tim rot.
    »Na ja, das hat sich jetzt vielleicht blöd angehört. Aber ein Freund von mir schmeißt demnächst eine Party, zum Länderspiel. Mit Beamer und allem. Vielleicht hast du ja Lust mitzukommen?«
    »Zum Fußballgucken?«
    Tim zuckte mit den Schultern. »Na ja, … «
    Nachdem er Ecki gerade zwölfhundert Euro für mich auf den Tisch geblättert hatte, konnte ich die Einladung wohl kaum ausschlagen. Egal, ein paar Stunden Fußball waren schon irgendwie auszuhalten, und wenn er unbedingt eine Begleitung dafür brauchte … »Okay, warum nicht. Hört sich witzig an«, sagte ich und verabschiedete mich, bevor es noch peinlicher werden konnte. Aber kaum stand ich in meinem dunklen Flur, hatte ich schon wieder ein schlechtes Gewissen. Dieses Mal Tina gegenüber. Hektisch riss ich meine Tür wieder auf, vor der Tim immer noch merkwürdig lächelnd stand und jetzt erschrocken zusammenzuckte.
    »Ich meine, Tina und Özlem sind doch bestimmt auch eingeladen, oder?«, fragte ich nervös, denn wenn sie es nicht waren, hätte seine Einladung doch deutliche Ähnlichkeiten mit einem Date. Und das verstieß nicht nur in Ansätzen gegen meinen Punkt drei, es fühlte sich auch mit einem Mal ziemlich komisch an.
    Das Lächeln verschwand von Tims Gesicht. »Ähm, klar. Warum nicht?«
    Gott sei Dank. Wenigstens konnte Tina mir nicht schon wieder vorwerfen, ich würde ihr den Typen ausspannen. In dem Moment machte es hinter mir Klick, und sämtliche Lampen in meiner Wohnung fingen gleichzeitig an zu leuchten. Ich blinzelte überrascht, meine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt.
    »Sieht so aus, als wäre der Wackelkontakt endlich vorbei«, erklärte Tim diskret.
    Ich nickte. »Ja, sieht so aus.«
    Er lächelte mich an, und ich schloss eilig die Tür. Verdammt, was hatte ich mit meinen Horoskopen bloß angerichtet!

TREFFERQUOTE
    Ein paar Wochen später kam ich also dank Tim zum zweiten Mal in meinem Leben mit Fußball in Berührung, mit dem Unterschied, dass ich diesmal tatsächlich etwas vom Spiel sah. Das Wetter hatte sich nach langem Zögern dazu entschlossen, genau heute den Sommer einzuläuten, und Tims Freund daraufhin seine komplette Beamer-Leinwand-Konstruktion in den Garten verlegt, nur um die Sonne dann wieder mit vielen Bettlaken und Sonnenschirmen auszuschließen, damit man überhaupt etwas erkennen konnte. Ich fragte mich, wie viel Aufwand er erst bei einer Weltmeisterschaft betrieb, wenn er schon bei einem einfachen Länderspiel seine halbe Wohnung umräumte. Aber für echte Fußballfans ging es natürlich immer um etwas, und in diesem speziellen Fall ging es um irgendeine Qualifikation für irgendein wichtiges Turnier. Das wusste ich, weil ich meine Mittagspausen neuerdings mit Udo, einem unserer Sportredakteure, verbrachte, seitdem Mary das abrupte Ende meines erzwungenen Rendezvous mit ihrem Sohn so schlecht aufgenommen hatte. Mit Udo konnte ich wunderbar über meine Tischnachbarin lästern, musste mir dafür

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