Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht
ich, sie und ein bisschen auch mich davon zu überzeugen, dass Horoskope letztendlich nur das Zufallsprodukt abwegiger Hirngespinste irgendwelcher schlechtbezahlter Möchtegernjournalisten waren und überhaupt nichts mit der Realität zu tun hatten. Tina konnte ich schließlich davon überzeugen – mich nicht.
Am nächsten Tag meldete ich mich krank. In gewisser Hinsicht war ich es auch. Ich konnte unter dieser psychischen Belastung auf keinen Fall meinen Beruf ausüben.
Ich ging erst wieder zur Arbeit, als die Entwarnung der Ärzte kam. Tinas Vater würde sich wieder vollständig erholen – und ich war auch noch einmal davongekommen. Von nun an hielt ich meine Prognosen wesentlich positiver, um ja kein weiteres Unheil heraufzubeschwören. Vor allem den Waagen versprach ich das Blaue vom Himmel, denn nach den schlimmen Schicksalsschlägen sollten auch für sie wieder glücklichere Tage kommen.
Und sie kamen. Für Tina kamen sie in Form einer vorgezogenen Erbschaft. Als ich mal wieder müde und nervös aufgrund der möglichen Auswirkungen meiner Horoskope von der Arbeit nach Hause kam, stand sie bei uns im Hausflur und klingelte aufgeregt bei Tim. Sie hatte sich ihre Haare den traurigen Umständen entsprechend wieder schwarz gefärbt.
»Oh, hi, Karina, da bist du ja. Ich wollte gerade zu dir.«
»Und wieso klingelst du dann bei Tim?«
»Weil du nicht da warst, und ich muss euch dringend was erzählen.«
Tim öffnete die Tür, und schon platzte Tina mit ihrer Neuigkeit heraus: »Ich habe unser supergeiles Ferienhaus am Lago Maggiore geerbt. Ist das nicht toll?!«
»Aber dein Vater ist doch gar nicht gestorben, oder?«, fragte ich vorsichtshalber nach, aus Angst vor irgendwelchen unvorhergesehenen Nachwirkungen.
»Nein, aber er hat mir trotzdem schon sein Erbe vermacht. Er meint, er wäre zu alt, um sich jetzt noch um das Haus zu kümmern«, erklärte Tina munter. »Ich habe bei den Mädels im Laden auch schon meinen Urlaub angekündigt, und ihr müsst auf jeden Fall mitkommen.«
Tim und ich schauten uns irritiert an. Wie jetzt? Sollten wir etwa zusammen in den Urlaub fahren?
»Ich dachte, wir fahren in ein paar Wochen, so Anfang August, dann ist das Wetter auch am schönsten. Und vor allem können wir dann Karinas Geburtstag am Lago feiern, oder Karina?« Sie war natürlich nicht ernsthaft an meiner Meinung interessiert, denn so wie ich sie kannte, hatte sie meinen Geburtstag schon wieder von vorne bis hinten durchgeplant.
»Klingt gut«, freute Tim sich, während ich unsere gemeinsamen Urlaubspläne wesentlich zurückhaltender aufnahm.
»Ich weiß nicht, Tina, ich kann jetzt wirklich nicht wegfahren. Ich habe bei der Arbeit so viel zu tun und … «
»Ach, komm schon, Schätzchen. Du hast ja jetzt noch ein paar Wochen, um vorzuarbeiten. Und außerdem kannst du auch mal einen Urlaub gebrauchen, nach dem ganzen Stress mit Frank und seiner Praktikantin.«
Tina wartete ungeduldig auf meine Antwort.
»Na gut, ein bisschen Urlaub könnte mir wirklich nicht schaden«, willigte ich schließlich ein. »Ich frag morgen mal den Klosenberg.«
»Super, ich fahr gleich zu Özlem. Die muss auch unbedingt mitkommen.«
Und damit war Tina wieder verschwunden. Tim und ich blieben beide etwas unentschlossen im Hausflur stehen.
»Ähm, tja, wie es aussieht, fahren wir zusammen in den Urlaub, was?«, stellte Tim überflüssigerweise fest.
»Ähm, ja, sieht so aus.«
»Okay, bis dann also.« Er verschwand wieder in seiner Wohnung, und ich schaute ihm nachdenklich hinterher. Wollte er mir damit irgendetwas sagen?
EINUNDDREISSIG
Also reichte ich bei Klosenberg meinen wohlverdienten Urlaub ein, und er gönnte ihn mir natürlich im tiefsten Einvernehmen. Einige Wochen später ging es Richtung Süden. Da Tina mit Özlem und Matthias schon vor ein paar Tagen vorgefahren war, um das Ferienhaus urlaubsfit zu machen, musste ich wohl oder übel in Tims noblem BMW mitfahren. Aber bis auf einige Unstimmigkeiten über den richtigen Radiosender, die richtige Autobahnausfahrt und die richtige Fahrweise im Allgemeinen, verlief die Fahrt relativ harmonisch. Wir kamen pünktlich zum Abendessen am Lago Maggiore an.
Tina begrüßte uns überschwenglich. Sie konnte es kaum erwarten, uns durch ihr neues Eigentum zu führen. Ich kannte das Ferienhaus schon von unzähligen Urlaubsreisen, aber ich folgte ihr trotzdem interessiert durch die drei kleinen Schlafzimmer, die noch kleinere Küche mit angrenzendem Wohnzimmer und das winzige Bad.
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