Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht
unauffällig in den Wäschekorb.
»Na, Özlems Ehemann begutachten. Schon vergessen?«
Allerdings hatte ich das vergessen. Aber das konnte einem bei einem Beinahe-One-Night-Stand mit Tinas Neuem durchaus passieren. Ich zog mich an und fand dabei die zweite Socke von Tim, die ich beiläufig unter meinem Bett verschwinden ließ.
Die Beweislage spitzte sich langsam zu meinen Ungunsten zu, dabei stand das größte Hindernis noch bevor. Das Treppenhaus. Das kleinere Übel war dabei Tims Jacke, die vielleicht von Tina bisher unbemerkt in einer dunklen Ecke lag. Viel schwerwiegender war die Möglichkeit, Tim selbst über den Weg zu laufen.
Ich öffnete vorsichtig meine Wohnungstür und scannte den Boden nach Bekleidungsstücken ab. Nichts. Ich horchte nach verdächtigen Geräuschen aus seiner Wohnung, aber bevor ich mit meiner Analyse fertig war, hatte Tina mich schon in den Hausflur geschoben und die Tür hinter uns zugezogen. Also blieb mir nur noch die Flucht nach vorn, und ich rannte die Treppe hinunter.
»Na, so eilig haben wir es nun auch wieder nicht, Schätzchen«, rief Tina mir hinterher.
»Ja, aber ich muss noch … , ich … , ich will noch schnell meine Zeitung aus dem Briefkasten holen, die wird nach zehn immer geklaut.«
Eine Minute später saß ich erleichtert und außer Atem in Tinas Auto. Und gerade als ich dachte, die Gefahr wäre gebannt, segelte ein Beweisstück aus meiner Zeitung direkt auf Tinas Schoß – es war ein Brief von Tim.
»Komisch. Was will der denn von dir?« Tina schnappte sich den Umschlag und riss ihn auf.
»Was? Stopp. Warte Tina, bevor du … , ich muss … « Zu spät. Tina hatte den Brief schon gelesen.
»Ach so, du sollst seine Blumen gießen und seinen Briefkasten leeren. Hier ist ein Schlüssel für dich.«
Ich hatte mich eigentlich schon darauf vorbereitet, gleich aus dem fahrenden Auto zu springen, aber offenbar war Tim so schlau gewesen, eine Geheimsprache zu verwenden.
»Ich soll was?« Ich riss ihr den Zettel aus der Hand. Es war gar kein Brief, sondern einfach nur ein verschmiertes Blatt von einem Notizblock, auf dem in krakeliger Schrift nicht mehr und nicht weniger stand, als dass ich bitte seine Blumen gießen und den Briefkasten leeren sollte. Er hatte noch nicht einmal Zeit für eine Anrede oder einen kurzen Gruß gehabt.
War das wirklich eine Geheimsprache? Eigentlich war mir das Vokabular für Sex recht geläufig, aber Blumen gießen und Briefkasten leeren gehörten meines Wissens noch nicht dazu. Der Zettel ergab überhaupt keinen Sinn.
»Ich soll seine Blumen gießen?«
Tina fand die Nachricht dagegen gar nicht verdächtig. »Tja, wenn er deinen schwarzen Daumen kennen würde, wäre er wahrscheinlich nicht so leichtsinnig gewesen. Sorry, was wolltest du eben von mir?«
»Eben? Ach so ja, gar nichts, ich dachte nur, da war glaube ich, eine Taube oder so, vor uns, auf der Straße.« Es ging also wirklich um Blumen!
»O nein, habe ich sie etwa erwischt?«, fragte Tina besorgt.
»Nein, nein, keine Sorge. Also ist Tim schon wieder weggefahren?«
»Ja, er fliegt heute nach Amerika, seinen Freund besuchen, glaube ich. Ich hasse es, wenn ich Tauben überfahre, die kleben immer so blöd an den Reifen!«
»Gott sei Dank! Äh, schön für ihn«, sagte ich mehr als erleichtert. »Also ist er länger weg? Ich meine, sollte ich lieber gleich einen Gartenservice für seine Blumen bestellen?«
»Nö, erst mal nur für ein paar Wochen.«
»Erst mal?«
»Ja, er wollte sich irgendwelche Fußballvereine drüben angucken. Er hat da wohl ein paar Angebote.«
»Was? Und … das sagt er dir erst jetzt?«
Tina warf mir einen kurzen Seitenblick zu, widmete sich dann aber wieder der Straße: »Nein, das hat er mir schon im Urlaub erzählt.«
»Ach, wirklich?!«
»Ja, weil sein Vertrag hier in Köln nicht verlängert wurde«, erklärte Tina weiter. »Hier kriegt er nur noch was in der Regionalliga, oder wie das heißt, und drüben kann er noch richtig Kohle machen.«
Ich schaute Tina verwirrt an. Ich musste mich zwar langsam in Acht nehmen, denn ich hatte sowieso schon viel zu viel Interesse an Tims Reiseplänen gezeigt. Aber es irritierte mich doch ein wenig, dass Tina Tims Zukunftspläne, die sie eindeutig nicht mit einschlossen, so gelassen hinnahm, obwohl es mit ihr und Tim doch »was richtig Ernstes war«. Ich entschloss mich unter diesen Umständen doch dazu, ihr die eine und vielleicht alles klärende Frage zu stellen, die mir schon seit gestern Abend im Kopf
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