Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht
Lieblingskuchen mit extra viel Pflaumen gebacken und achtete außerdem darauf, dass meine Kaffeetasse nie leer war. Matthias sorgte für die passende musikalische Untermalung, und Özlem zeigte uns dazu einen echt orientalischen Bauchtanz, den sie seit kurzem an der Uni lernte.
Nur Tim und ich saßen etwas steif am Tisch. Dabei hätte ich eigentlich froh darüber sein müssen, dass Tina mich nicht zu weiteren haarsträubenden Lügengebilden zwang. Aber komischerweise wäre mir jeder noch so ungerechtfertigte Anschiss lieber gewesen als ihre übertriebene Freundlichkeit. Als Tina wieder in die Küche verschwand, um den Sekt zu holen, folgte ich ihr.
»Tina, kann ich dir helfen?«
»Och nö, Schätzchen. Du willst doch wohl nicht ausgerechnet an deinem Geburtstag damit anfangen, die Küche durcheinanderzubringen. Keine Sorge, ich schaffe das schon alleine.«
»Danke, das ist echt ein schöner Geburtstag.«
»Wirklich? Gefällt es dir? Ich dachte schon, die Lichterketten wären vielleicht’n bisschen too much, aber ich steh so auf diesen Kitsch. Süß, oder? Hab ich vom Flohmarkt. Für zwei Euro. So, hier ist der Sekt.«
Tina wollte sich schon wieder an mir vorbei ins Wohnzimmer drängen, da gab ich mir endlich einen Ruck.
»Tina, wegen vorhin … ich wollte heute Nacht gar nicht schwimmen gehen, aber … «
»Ach Karina, Süße, mach dir doch deswegen keinen Kopf. Ich bin auch letztens nachts ohne dich schwimmen gewesen. So, jetzt ist es raus, und wir sind wieder quitt. Außerdem ist es ja wohl höchste Zeit für die Geschenke!«
Während Tina die anderen im Wohnzimmer lautstark dazu aufforderte, ihre Geschenke hervorzuholen, stand ich völlig perplex in der Küche und überlegte, was an diesem Bild nicht stimmte. Wieso nutzte Tina, der sonst der kleinste Verdacht genügte, um mir eine Szene zu machen, die Gelegenheit, Tim und mich in einer mehr als verfänglichen Situation erwischt zu haben, überhaupt nicht aus? Entweder wollte sie mir den Geburtstag nicht versauen, obwohl sie auf solche Feierlichkeiten noch nie Rücksicht genommen hatte, oder sie hatte schlichtweg resigniert, was auch nicht gerade beruhigend war. Ich blieb noch eine Weile in der Tür zum Wohnzimmer stehen und beobachtete sie. Ihre Freude über die geglückte Geburtstagüberraschung war echt und nicht nur vorgetäuscht.
»Karina, jetzt komm doch endlich, oder trinkst du etwa heimlich den Sekt aus? Wir wollen auf dich anstoßen!«
Tina kam auf mich zugestürzt und zerrte mich ins Wohnzimmer, aber ich hatte immer noch das Gefühl, dass etwas falsch war.
Eigentlich war ja alles richtig. Mein Geburtstag, die Leute, das Wetter, der Urlaub.
Nur ich war falsch.
Und Tim.
»Auf Karina.« Wir stießen an.
»Auf deine Einunddreißig!«
»Und auf die nächsten Einunddreißig!« Dieser Beitrag stammte von Tim, und ich war mir nicht sicher, ob er damit wirklich nur mein Alter meinte.
»Happy Birthday, Karina.«
RÜCKFALL
Die Rückfahrt aus Italien dauerte unendlich lange. Vor allem, weil ich nicht wirklich wusste, worüber ich mit Tim reden sollte. Ich starrte krampfhaft geradeaus auf die Straße, aber meine Gedanken liefen Zickzack. Sie wanderten von Tim zu Tina, dann zu Frank und sogar zu Köppi, bis ich überhaupt nicht mehr wusste, welche Gedanken ich wem zuordnen sollte.
Warum war auch alles so verzwickt? Wenn ich nie mit Köppi fremdgegangen wäre, hätte Frank mich nicht rausgeschmissen. Dann wäre er jetzt nicht mit seiner Praktikantin zusammen, ich hätte Tim nie getroffen, Tina hätte nie ein Auge auf ihn geworfen, und ich müsste mir jetzt keine Gedanken über die beiden machen!
Tim war ebenfalls auffallend still. Wenigstens konnte er sich damit rausreden, dass er sich auf das Fahren konzentrieren musste, denn der große Rückreiseverkehr hatte begonnen. Die Einzigen, die sich in diesem Auto angeregt unterhielten, waren die zwei Wackelenten auf seinem Armaturenbrett. Die waren mir schon auf dem Hinweg auf die Nerven gegangen. Wackeldackel waren schon schlimm genug, aber Tim klebte sich auch noch zwei quietschgelbe Enten vor die Nase, die ihre Köpfe im Rhythmus der Straße auf und ab bewegten und sich stumm anquakten. Irgendwann hatte ich das Gefühl, ihr unentwegtes Nicken war ein einziger Kommentar zu meiner ausweglosen Lage. Ente Nummer eins erklärte Ente Nummer zwei besserwisserisch: »Hab doch gleich gewusst, dass das nicht gut geht.« Und Ente Nummer zwei stimmte ihrer Kollegin zufrieden zu: »Natürlich nicht, so eine wie
Weitere Kostenlose Bücher