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Wächter der Dunkelheit

Wächter der Dunkelheit

Titel: Wächter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Biggle jr.
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so entsetzt an. Ich habe auf Jorund direkt verkauft. Es ging gar nicht anders. Ich hatte keine Kreditfähigkeit, nachdem ich von Utuk vertrieben wurde. Die Einheimischen nahmen mir alles weg. Von Jorund vertrieb man mich auch, aber dabei verlor ich nicht viel. Ich bin vielleicht alt, aber ich habe nicht vergessen, daß man lernen muß. Nach der Sache auf Utuk war ich klug genug, meine Gewinne an einem sicheren Ort anzulegen.«
    »Sie haben dreimal die Dunkelheit erlebt?« fragte Biag-n.
    »Viermal. Nach Jorund war ich auf Suur – wo es mir nicht anders erging. Nun ist Quarm soweit. Die Plage oder Dunkelheit, wie man sie auch nennen will, scheint mich zu verfolgen. Aber wie gesagt, ich habe dazugelernt. Auf Quarm verlor ich nichts.«
    »Exzellenz, was ist es?«
    »Wer weiß? Ich bestimmt nicht, aber ich glaube nicht, daß es sich um etwas Faßbares handelt. Es ist ein Zustand des Geistes.«
    »Ah!«
    »Eine Form des Wahnsinns, das kann doch jeder sehen. Und er verbreitet sich in der Galaxis. Diese Idioten glauben, sie könnten nun auf eine nette, ruhige Welt gehen, wo die Dunkelheit sie nicht mehr belästigen wird. Schnickschnack. Intelligente Geschöpfe können überall und zu jeder Zeit die Vernunft verlieren. Die Dunkelheit wird wieder zuschlagen. Und wieder. Es hat gar keinen Sinn, vor ihr zu fliehen. Ich lasse mich auf der erstbesten Welt nieder, die mich aufnimmt. Wenn die Dunkelheit sich weiterbewegt, werde ich mich vor ihr her bewegen.«
    »Aber wenn es Wahnsinn ist, weshalb wurden wir dann nicht davon befallen? Warum erkrankten nur die Eingeborenen?«
    E-Wusk zuckte mit seinem riesigen Körper. »Als Händler gehe ich nur mit materiellen Dingen um. Ich habe das bisher noch nie bereut. Solange ich das Was kenne und das Wann einigermaßen einschätzen kann, überlasse ich das Warum den anderen. Haben Sie viel verloren?«
    »Ich hatte nicht viel zu verlieren. Außer meinen persönlichen Dingen und meiner Mustermappe besitze ich nichts – und die Mappe hat man mir gelassen.«
    »Gratuliere! Dann können Sie sofort wieder mit dem Geschäft beginnen, wenn Sie landen.«
    Biag-n zog sich diskret zurück. Er hatte einen neuen Punkt für seinen Bericht, und er wollte darüber nachdenken. Die Waffe, wenn man es so nennen konnte, rief einen Zustand des Wahnsinns hervor. Soviel war offensichtlich. Und aus irgendeinem unerklärlichen und sicher sehr komplizierten Grund trat dieser Wahnsinn nur bei den Eingeborenen auf. Auch das war bekannt.
    Aber ein Fremder, der die Dunkelheit ein paarmal erlebt hatte, konnte die Waffe erkennen und vielleicht sogar die Ankunft des Wahnsinns vorhersagen. Biag-n hatte das Gefühl, daß der Höchste sich dafür interessieren würde.
     
    *
     
    Miß Effie Schlupe war älter als einundzwanzig und jünger als siebzig. Vor einem Jahr noch hatte sie gesagt, sie sei älter als einundzwanzig und jünger als sechzig, doch damit war nun Schluß. Miß Schlupe log höchstens für Geld. Sie tippte hundertdreißig Worte pro Minute und machte höchstens ein paar Fehler, wenn ihr Schaukelstuhl zu stark in Bewegung geriet. Sie konnte einen Polizisten unschuldig über den Rand ihrer altmodischen Brille ansehen, während sie ihrem Nachbarn die Brieftasche aus dem Anzug holte. Wenn ihr Opfer Trost in einer Bar suchte, konnte sie den Ärmsten unter den Tisch trinken, während er sich an ihrem Busen ausweinte. Drei Handtaschenräuber, die sie sich aufs Korn genommen hatte, erwachten im Krankenhaus mit gebrochenen Knochen aus ihrer Bewußtlosigkeit. Darzek liebte sie, wie er seine Mutter geliebt hätte, wenn sie Jiu-Jitsu-Expertin gewesen wäre und ein unübertreffliches Rezept für Rhabarberbier besessen hätte. Er zahlte ihr mehr, als sie je zuvor verdient hatte, und sie dankte es ihm damit, daß sie versuchte, ihm die ganze Arbeit abzunehmen.
    Aber jetzt hatte er sie entlassen. Ihr Stolz war angeknackst. Sie hatte das Gefühl, daß ihr Arbeitgeber ungerechterweise ihre Treue und ihre Fähigkeiten mit Schmutz bewarf, und das gefiel ihr gar nicht.
    Mit einem Fernglas hinter dem Vorhang stehend, beobachtete sie, wie Jan Darzek im gegenüberliegenden Haus seinen Koffer packte. Er hatte ihre Zähigkeit unterschätzt, und das gefiel ihr noch weniger.
    Sie kannte den Koffer. Er war genau nach Darzeks Anweisungen gemacht worden und gab im verschlossenen Zustand höchstens einem Schweißbrenner nach. Als Darzek einmal den Schlüssel verlegt hatte, arbeitete ein Schlosser fünf Stunden daran – ohne Erfolg.
    Miß

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