Wächter der Macht 01 - Intrigen
duckten, auf den Himmel. Die Transparistahlplatte war wesentlich dicker als die Fenster der meisten anderen Wohnstätten, wie es für ein ehemaliges Staatsoberhaupt und ihren gleichermaßen berühmten Ehemann angemessen war. weil beide in der permanenten Gefahr schwebten. Ziel eines Attentats oder eines Entführers zu werden. Die Panzerung war mit der eines Flottenschiffs vergleichbar und stellte eine der kostspieligeren Besonderheiten dieser Quartiere dar. Zugleich war die Scheibe so klar wie jedes gewöhnliche Fenster, und wenn die Jalousien geöffnet waren, konnten sie dadurch die endlosen, glänzend bunten Ströme des Verkehrs beobachten.
»Du warst ziemlich hart zu Zekk«, sagte Leia anklagend. »Den ganzen Abend lang.«
»Findest du?« Han dachte darüber nach. »Ich habe ihn nicht zu irgendwelchen Trinkspielen herausgefordert oder ihn über all seine gescheiterten Beziehungen ausgefragt.«
»Gut.« Leia nickte an seiner Brust. »Aber du hättest, netter sein können.«
»Netter zu dem Mann, der meiner Tochter nachstellt? Wie würde das denn aussehen? Ich bin ihr Vater. Abgesehen davon nutzt er sie aus.«
»Das ist lächerlich.«
»Nein, hör mir zu. Da sie nicht glaubt, dass er hinter ihr her ist, weil sie sich was vormacht und denkt: Trotz allem, was war. sind wir nur gute Freunde, kann er um sie herumscharwenzeln, ohne dass sie sich über seine wahren Absichten im Klaren ist.«
»Er ist ein guter Junge.«
»Soweit es meine Tochter betrifft, ist niemand ein >guter Junge<. Abgesehen davon sollte man niemanden, der so groß ist, als Jungen bezeichnen.«
»Nun. wenn sie größere Männer mag. liegt das wahrscheinlich daran, wo sie aufgewachsen ist.«
»Ach?« Han dachte darüber nach. »Glaubst du. sie findet meinetwegen mehr Gefallen an größeren Männern?«
»Nein, wegen Chewbacca.«
Han schaute zu ihr hinab. Ein Schein blauen Lichts zog draußen vorbei und erhellte ihre Augen. Ihr Gesichtsausdruck war zugleich irgendwie neckisch und gekünstelt unschuldig.
Chewbacca, Hans Wookiee-Copilot und bester Freund, war vor mehr als einem Jahrzehnt gestorben, zu Beginn des Yuuzhan-Vong-Krieges. Es hatte lange gedauert, bevor Han seinen Namen hören oder aussprechen konnte, ohne einen schmerzhaften Stich in seinem Herzen zu spüren. Noch immer empfand er Traurigkeit über diesen Verlust, aber hinzu gesellten sich Jahre voller freudigerer Erinnerungen.
»Du«, sagte Han, »solltest dich nicht über Han Solo, den Helden der Galaxis lustig machen.«
»Das würde ich niemals tun. Ich habe mich über Han Solo, den eigensinnigen Daddy und Egoisten lustig gemacht.«
»Jetzt steckst du wirklich in Schwierigkeiten.«
Sie lachte laut auf.
5.
CORUSCANT
Zwei Tage nach dem Familienessen der Solos und Skywalkers saß Han Solo auf einem der Sofas in seinem Wohnzimmer, auf seinem Schoß einen tragbaren Computer, und starrte den Bildschirm missmutig an. So oft er auch eine Reihe von Befehlen eintippte oder die Stimmerkennung benutzte, letzten Endes führte jeder Versuch, den er unternahm, zu einem roten Schirm, der eine Fehlermeldung anzeigte.
Leia tauchte hinter ihm auf, beugte sich über seine Schulter und las laut den Text auf dem Bildschirm.
»VORGANG FEHLGESCHLAGEN. MÖGLICHERWEISE BENUTZEN SIE VERALTETE VERBINDUNGSPROTOKOLLE.«
Sie fragte: »Versuchst du mal wieder, deine Steuern in Ordnung zu bringen?«
»Sehr witzig.« Han klang nicht belustigt. »Erinnerst du dich an Wildis Jiklip?«
Leia runzelte die Stirn. Wildis Jiklip war ein MathematikWunderkind in Hans Alter; weit gereist, mit einer corellianischen Mutter und einem Vater von Coruscant: Mit Anfang zwanzig hatte sie bereits die amtliche Zulassung erhalten, an der Universität oder vergleichbaren Einrichtungen Unterricht zu erteilen. Dann war sie zwei Jahrzehnte lang verschwunden gewesen, und bloß eine Handvoll Leute wusste, was sie während dieser Zeit gemacht hatte.
Unter dem Namen Red Stepla war sie eine Schmugglerin geworden. Sie hatte ungewöhnliche Routen genommen, ungewöhnliche Fracht transportiert und über die verblüffende
Fähigkeit verfügt, illegale Waren immer dann zu ihren jeweiligen Absatzmärkten zu bringen, wenn sie am meisten wert waren. Ihre Erfolgsbilanz war konkurrenzlos. Während die meisten Schmuggler von der Hand in den Mund lebten und ihre Einnahmen in den Raumhäfen für Spiel- und Saufgelage und für andere Unterhaltung ausgaben, um kaum genug für Treibstoff und das Beschaffen neuer Fracht übrig zu behalten,
Weitere Kostenlose Bücher