Wächter der Macht 02 - Blutlinien
Zellen. Der Mann war ein unbedeutender corellianischer Agent - möglicherweise hieß er Buroy, möglicherweise auch nicht -, der anhand der Datenbank des NPJ identifiziert worden war. Bei der Frau handelte es sich ihren Gesichtstätowierungen nach vermutlich um eine Kiffar, und ihr Name war Ailyn Habuur. Shevu hatte ihr ein Komlink abgenommen, und seit sie festgenommen worden war, waren drei Nachrichten darauf eingegangen, alle von jemandem namens Mirta Gev.
Shevu kam in seine Richtung. Girdun trollte sich.
»Du musst nicht hierbleiben«, sagte Shevu und tippte den Sicherheitscode in das Zellenschloss.
Ben fürchtete, dass, wenn er zum Apartment zurückging, sein Vater ihn finden und zur Rede stellen würde und dass er dann nicht die Entschlossenheit aufbringen würde, ihm Paroli zu bieten. Entweder das - oder sie würden sich streiten, und Ben hasste es, sich zu streiten. »Vielleicht kann ich behilflich sein.«
Die Türen glitten auf. Shevu warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Das hier ist bloß ein gewöhnliches Verhör, auf die Art und Weise, wie wir das bei der CSK machen. Wenn du ihre Gedanken beeinflussen kannst, großartig. Falls nicht, mach dir keine Sorgen.«
»Sie wissen, dass wir das können?«
»Ich glaube nicht, dass diese Information in irgendeiner Form geheim ist.«
Ailyn Habuur saß an einem Tisch, die Hände vor sich auf der Platte. Sie trug Handschellen, und ihr Gesicht zeigte noch immer die Male des Kampfes, als sie verhaftet worden war. Ihr linkes Auge umgab eine auffällige Tätowierung, und sie war die am härtesten aussehende Frau, die Ben je gesehen hatte: drahtig und ernst, mit dünnen, sehnigen Unterarmen, die sie wirken ließen, als würde sie ihre Zeit damit verbringen, Leute
zu erwürgen.
»In Ordnung, Ma'am«, sagte Shevu und nahm ihr gegenüber Platz. »Sie gehen einer geschmacklosen Beschäftigung nach.«
»Es ist nicht illegal, Kopfgeldjägerin zu sein.«
»Hängt davon ab, was Sie jagen.«
»Es ist auch nicht illegal, sich im selben Apartmentblock aufzuhalten wie Corellianer. Aber offenbar arbeiten Sie daran, das zu ändern.«
»Sehen Sie, Ma'am, so packen wir hier solche Dinge an.« Shevu war ruhig und höflich. »Sie nennen mir einen guten Grund, warum Sie sich zusammen mit einem corellianischen Agenten verschanzt haben und einiges an gewichtiger Ausrüstung bei sich tragen und warum Sie beschlossen haben, das Ganze mit der Neun-sechs-sieben auszufechten, und ich lasse Sie gehen. Andernfalls könnte ich denken, dass Sie eine Bedrohung für unsere innere Sicherheit sind. Und in diesem Fall bleiben Sie hier, bis Sie verrotten - wenn Sie Glück haben.«
Habuur rutschte auf ihrem Stuhl zurück, vollkommen eiskalt, und blickte dann zu Ben hinüber.
»Warum ist das Kind hier?«
»Ausbildung.«
»Ihr auf Coruscant fangt ja früh an, euch eure Schläger heranzuziehen.«
Shevu legte Habuurs Komlink und ihren Datenpad vor ihr auf den Tisch. Ben spürte, wie angespannt sie war. Sie hatte irgendetwas Vages an sich, als wären ihre Feindseligkeit und ihr Unbehagen auf jemanden gerichtet, der gar nicht im Raum war.
»Gibt es irgendeinen Grund für Ihr Interesse an Raumschiffen?«
Habuur zuckte mit den Schultern. »Ist besser, als zu Fuß zu
gehen.«
»Sie haben eine Menge Bilder davon auf Ihrem Datenpad.« Shevu schaltete das Pad ein, aber von Bens Blickwinkel aus war alles ganz verschwommen.
Shevu fuhr fort, noch immer mit diesem Tonfall gelangweilter Geduld. »Lassen Sie den Poodoo einfach, und sagen Sie mir, warum Sie hier sind. Wenn es bloß um irgendwelchen Abschaum geht, den hopszunehmen man Sie geschickt hat, bin ich derzeit zu beschäftigt, um mich auch noch damit zu befassen.«
»Bekomme ich keinen Anwalt?«
»Dank der Notstandsbefugnisse, mit denen ich ausgestattet bin, nicht. Sie kriegen gar nichts.«
»Dann werden Sie ziemlich bald meinen Kopf auf den Tisch donnern.«
»Soll ich Ihre Freundin für Sie anrufen?«
»Ich habe keine.«
»Die, die Sie die ganze Zeit über zu kontaktieren versucht.«
»Wer?«
»Mirta Gev«, sagte Shevu.
Habuurs Gesicht war vollkommen reglos, aber Ben spürte das kleine Aufflackern starker Emotionen - Furcht, Bestürzung, Sehnsucht -, das an die Oberfläche stieg und sie wie ein Kraftfeld umgab. Auch Shevu entging es nicht. Ben fragte sich, wie Leute, die nicht mit der Macht gesegnet waren, Dinge spüren konnten, die so gut verborgen waren.
»Sie hat Schmuck für mich wiederbeschafft.« Und das klang wie die Wahrheit. Das
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