Wächter der Macht 02 - Blutlinien
drangen zu ihm herüber. Jacen hielt inne und winkte Ben zu sich; es war offensichtlich, dass Girdun fürs Erste wegtreten
durfte.
»Ich habe die Nachrichten gesehen«, sagte Ben. »Guter Schuss.«
»Zu schießen ist niemals gut.« Dann wechselte Jacen von einem Moment zum anderen von verärgert zu freundlich. »Aber manchmal notwendig. Hör zu, deine Eltern möchten dich sehen. Wirst du das Diplomatischste machen und sie besuchen?«
»Dad ist sauer auf mich, oder?«
»Warum sagst du das?«
»Das ist er immer. Ich kann ihm nie irgendwas recht machen.«
»Er macht sich Sorgen um dich, und er braucht etwas Beschwichtigung, weil er befürchtet, dass ich dich einen schlechten Weg lehre.« Jacen legte seine Hand auf Bens Schulter. »Es wäre ihm lieber, wenn ich dich überhaupt nicht unterweisen würde, aber deine Mutter ist nach wie vor damit einverstanden. Letztlich kann ich weder für ihn noch für dich eine Entscheidung treffen, aber wenn du mich fragst, solltest du versuchen, dich nicht mit ihm zu streiten.«
Die Bedeutung dieser Worte war für Ben offensichtlich: Man würde ihn auf die Akademie schicken. Damit wollte er sich jetzt nicht abgeben. Er hatte vielleicht noch viel zu lernen, aber er hatte das Gefühl, dass er den Punkt hinter sich hatte, an dem er zu Lichtschwertübungen und Meditation zurückkehren konnte. Er hatte richtige Arbeit verrichtet, hatte wirklich etwas bewirkt, und er wusste, dass er keine Geduld haben würde, sich jetzt wieder mit der Theorie auseinanderzusetzen.
Vielleicht konnte Jacen ihm mehr über Diplomatie beibringen. Es schien, als wäre sie beinahe genauso nützlich wie Macht-Lauschen und seine Gegenwart zu verschleiern,
zwei andere Dinge, die Ben unbedingt lernen wollte.
»In Ordnung«, sagte er, von Kummer erfüllt. »Ich werde sie heute Abend besuchen.«
»Jetzt lass uns sehen, was uns Ailyn Habuur zu sagen hat.«
Die Kopfgeldjägerin war mittlerweile seit fast einer Woche in Haft, und dies war das erste Mal, das Ben sie sah, seit Shevu sie verhört hatte. Sie war von Anfang an keine bezaubernde Frau gewesen, aber jetzt sah sie schrecklich aus. Sie hatte Blutergüsse im Gesicht. Sie lehnte sich mit auf dem Tisch verschränkten Armen vor und hatte Mühe zu atmen.
»Ich muss wirklich wissen, wen zu töten man Sie hergeschickt hat«, sagte Jacen, und er klang vernünftig und aufrichtig. Er nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz und bedeutete Ben, sich in der Nähe der Tür hinzusetzen. »Ist es Staatschef Omas?«
»Ich bin bloß eine Schuldeneintreiberin.« Habuur war nicht ganz so aufmüpfig, wie sie es einige Tage zuvor gewesen war. aber sie gab auch nicht nach. »Lassen Sie sich nicht von den Blastem täuschen.«
»Sie hatten genügend Waffen bei sich, um ein ganzes Bataillon auszuschalten. Sie befanden sich in der Gesellschaft eines aktenkundigen corellianischen Agenten, daher weiß ich, welche Regierung Sie bezahlt.«
»Wie ich schon sagte, ich bin Schuldeneintreiberin. Der Konkurrenzkampf in diesem Gewerbe ist groß.«
»Da Sie nach Coruscant gekommen sind, haben Sie es auf eine hochrangige Zielperson der Allianz abgesehen.«
»Ich habe Ihnen alles gesagt. Mehr kriegen Sie aus mir nicht raus. Kann ich jetzt einen Anwalt anrufen?«
Mit einem Mal krachte Habuurs Kopf ohne Vorwarnung auf den Tisch hinunter. Ben zuckte bei dem lauten Krachen zusammen. Jacen hatte keinen Finger gerührt. Habuur richtete sich wieder auf; Blut rann ihr Kinn hinab. Sie sah mehr überrascht als verletzt aus, obwohl es schien, als hätte sie sich einen Zahn abgebrochen.
»Netter Trick, Jedi-Bursche.«
»Davon habe ich jede Menge auf Lager.«
»Darauf wette ich.«
»Versuchen wir's noch mal. War Omas Ihre Zielperson? Und wer arbeitet sonst noch mit Ihnen zusammen?«
Ben konnte noch immer nicht glauben, was er gerade gesehen hatte. Im nächsten Moment, als Jacen die Macht einsetzte, um ihren Kopf erneut auf die Tischplatte zu donnern, glaubte er es.
»Jacen.«, sagte Ben. Das war nicht richtig. Und das war nicht Jacen. »Jacen, solltest du.«
»Später.« Jacen warf Ben einen aufgeschreckten Blick zu, als würde er sich plötzlich daran erinnern, dass sich der Junge ebenfalls im Raum befand. »Geh und warte draußen.«
Ben hatte verstanden, dass er ein ganzes Stück vom Verhörraum entfernt hätte warten sollen, wo er nichts hören konnte, aber er hatte das Gefühl, dass er in der Nähe bleiben musste, als würde er Jacen dadurch, dass er sich zu weit entfernte, irgendwie
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