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Wächter der Macht 02 - Blutlinien

Wächter der Macht 02 - Blutlinien

Titel: Wächter der Macht 02 - Blutlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Traviss
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erlauben, noch schlimmere Dinge zu tun, als er bereits tat. Also tut er Leuten weh. Ich habe mich gefreut, dass er einen feindlichen Jäger abgeschossen hat, und dieser Kerl ist tot. Warum fühle ich mich dann schlecht, wenn ich sehe, wie er jemandem wehtut? Ben holte sein Lichtschwert hervor und starrte den Griff an, während er versuchte, nicht auf das zu lauschen, was im Verhörraum vorging. Dies ist eine Waffe. Er war darauf trainiert worden, sie dazu zu benutzen, sich selbst zu verteidigen, aber er wusste auch, dass in der
    Klinge genügend pure Energie steckte, um jemandem den Kopf abzuschneiden oder problemlos Rüstungen zu durchdringen.
    Er hatte noch nie jemanden getötet.
    Wofür war ein Lichtschwert dann da, wenn man sich nicht mit dem Gedanken abfinden konnte, dass es dazu diente, Leute zu töten? Er versuchte, Jacen so zu sehen, dass er eine Waffe - seine Machtkräfte - benutzte, um die Galaktische Allianz gegen Leute wie Ailyn Habuur zu verteidigen, aber alles, woran er denken konnte, war, dass Jacen - ein Mann, den er mehr achtete als seinen eigenen Vater - einer Frau wehtat, die sich nicht zur Wehr setzen konnte.
    Er hörte Dinge, von denen er wusste, dass kein Kind sie hören sollte. Und dennoch konnte er nicht einfach weggehen. Er saß eine Stunde lang da, dann eine zweite, starrte auf seine Hände, hörte die erhobenen Stimmen, dann die dumpfen Aufschläge und die gelegentlichen Schmerzensschreie und dann bloß noch Jacens Stimme, der dieselbe Frage wieder und immer wieder wiederholte: Wer hat Sie geschickt, und um wen zu töten hat man Sie geschickt?
    Ben konnte es nicht ertragen. Jacen, du musst damit aufhören.
    Girdun und Shevu tauchten bei den Doppeltüren am Ende des Korridors auf und warfen einen Blick auf Ben, bevor sie schnell zum Verhörraum gingen.
    »Jacen ist da drin«, sagte Ben schwach.
    »0 Mann.« Shevu stieß Girdun an. »Kommen Sie, wir müssen das beenden.«
    »Er ist der Kommandant.«
    »Girdun, Sie Schwachkopf, er bringt sie um. So gehen wir die Dinge hier nicht an.«
    »So sind wir die Dinge angegangen.«
    »Tatsächlich? Nicht während meiner verfluchten Schicht.« Shevu schien seine kühle Gelassenheit verloren zu haben. Ben sah zu; er wollte sie nicht aufhalten, weil er wusste, dass er Jacen selbst hätte stoppen müssen. Shevu überbrückte das Schloss, und Ben versuchte angestrengt, nicht in die Zelle zu schauen. »Sanitäter! Jemand muss einen Sanitäter holen!«
    Jacen blaffte Shevu an, rauszugehen, aber Girdun drängte hinter ihm herein, und die beiden Offiziere legten Habuur flach auf den Fußboden und versuchten, sie mit Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben. Ben verfolgte, wie sie abwechselnd auf ihre Brust drückten, Hand auf Faust, ihre Atmung überprüften und Finger gegen ihre Kehle pressten in dem Versuch, ihren Puls zu finden. Jacen hielt sich im Hintergrund.
    »Wo ist der verfluchte Sanitäter?«, wollte Shevu wissen. Girdun betastete ihren Hals, dann ihr Handgelenk. »Kein Puls.«
    »Ben, ruf den Sanitäter.«
    Girdun schüttelte den Kopf. »Zu spät. Sie ist tot.«
    Ben starrte entsetzt hin. Habuur sah schrecklich aus. Er hatte noch nie eine Tote gesehen, nicht so eine; und nicht, wie sein eigener Cousin über ihr stand, als wäre es lediglich ein wenig unpraktisch, dass sie gestorben war, bevor sie seine Fragen beantwortet hatte.
    »Was haben Sie sich dabei gedacht, Sir? So können wir Gefangene nicht behandeln. Sie müssen das melden. Wenn Sie das nicht tun.«
    »Ich bin bereits in den Verstand von Leuten eingedrungen, und hinterher ging es ihnen immer gut«, sagte Jacen. Er schien überrascht darüber, dass seine Macht-Technik bei Habuur so viel Schaden angerichtet hatte, aber er empfand offenbar kein Bedauern darüber, wie Ben registrierte. In der kurzen Panik war er vergessen, wieder unsichtbar für Erwachsene, die sich miteinander stritten. »Wir müssen wissen, mit wem sie zusammengearbeitet hat.«
    Shevu rührte sich nicht von der Stelle. Er schien nicht die geringste Scheu vor Jacen zu haben. »Sie hätten das mir überlassen sollen, Sir.«
    »Wenn es um Attentatsversuche geht, ist die Zeit ein kritischer Faktor. Sie könnten jetzt da draußen sein.«
    »Das weiß ich - und ich weiß auch, dass man Gefangene während eines Verhörs nicht sterben lässt. Ich muss das melden.«
    »Dann melden Sie es, Captain, aber im Augenblick muss ich herausfinden, auf wen sie es abgesehen hatte, und meine einzige Spur ist irgendeine Frau namens Mirta.

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