Wächter der Macht 02 - Blutlinien
seinem Kokon zu schlüpfen, um sich zu verändern - in das, was er sein musste. Ein Sith-Lord.
Ihm war nie ein einfacher Weg bestimmt gewesen, um diese Prophezeiung zu erfüllen. Vergere hatte das gewusst. Selbst damals schon hatte sie es gewusst.
»Du kanntest meinen Großvater. Musste auch er diesen Weg beschreiten?«
»Ja.«
»Warum hat er dann versagt?«
»Er wollte Macht. Nicht politische Macht, sondern die Macht, die Realität für die, die er liebte, nach eigenem Willen zu formen. Das verleitete ihn und ließ einen großen Mann schwach werden. Außerdem mangelte es ihm an Eurer breit gefächerten Ausbildung in der Macht. Davon bin ich überzeugt.«
Jacen dachte an sein unfassbares Versagen, nicht erkannt zu haben, dass Ailyn Habuur geschickt worden war, um seine Eltern zu ermorden und nicht Cal Omas. Er hätte es mittels der Macht sehen müssen, und dem war nicht so gewesen.
Ich war geblendet von persönlicher Voreingenommenheit, von Familienbanden. Das muss der Grund dafür sein.
»Die Kunde der Sith lehrt, dass wir uns Liebe und Zorn nicht verschließen sollten«, sagte Jacen. »Wie kann das stimmen, wenn genau das Anakin Skywalkers Fehler war?«
»Man muss sich diesen Dingen nicht verschließen. Man muss in der Lage sein, dem standzuhalten und Kraft daraus zu schöpfen. Seht Euch die Jedi heutzutage an, alle mit ihren Familien und Kindern, alle von ihnen in Ketten gelegt. Lukes kleines Frauchen ignoriert, was sie in Bezug auf Euch fühlt, und greift nach jeder sich bietenden Ausrede, um es nicht glauben zu müssen, weil die Zufriedenheit ihres Sohnes für sie an erster Stelle steht. Luke bietet Euch nicht die Stirn, weil er fürchtet, seine Frau und sein Sohn könnten sich dadurch von ihm entfremden. Würden sie sich diesen Ängsten stellen und sich darauf einlassen, wäre es gut möglich, dass sie unsere Pläne durchkreuzen. Aber das werden sie nicht.«
Jacen wusste, dass sie recht hatte. »Und Ben?«
»Ben wird Euch ein großartiger Schüler sein, sobald er aufhört, sich über den Namen seines Vaters zu definieren. Er ist bereits auf dem rechten Weg.« Lumiya senkte ihre Stimme, als hätte sie Angst davor, den folgenden Vorschlag zu machen. »Ihr müsst ein Jedi-Meister werden.«
»Ist das nicht genau das, was ich nicht zu sein brauche?«
»Es ist wichtig für Ben, dass Ihr sein Meister seid, damit er weiß, dass er sich aus der Kontrolle seines Vaters gelöst hat. Der Jedi-Rat muss seine Anerkennung dafür zeigen, was Ihr für die Galaktische Allianz tut, wenn er nicht will, dass es so aussieht, als würde der Rat die Regierung untergraben. Das würde man irgendwann irgendwie gegen ihn verwenden.« Sie machte eine Pause. »Abgesehen davon: Warum solltet Ihr kein
Meister sein? Wenn Euch das, was Ihr in den letzten paar Jahren gelernt habt, nicht dafür qualifiziert, was dann?«
»Lumiya, wenn ich mich dafür einsetze, ward es wie eine Schwäche aussehen, die sie sich zunutze machen können.«
»Das müsst Ihr nicht tun - noch nicht. Lasst mich ihre Meinung ändern.«
»Den Jedi-Rat beeinflussen? Oh, jetzt hör aber auf.«
»Abgesehen von Mara Skywalker habt Ihr dort noch andere Verbündete. Lasst mich diese Idee an einigen Stellen anbringen - außerhalb des Rates, natürlich. Ideen entwickeln rasch ein Eigenleben.«
»Wie die von Admiralin Niathal.«
»Sie hatte bereits entsprechende Ambitionen. Ich habe nur dafür gesorgt, dass sie sich nicht mehr für ihre Unerschrockenheit schämt.«
»Hast du sonst noch das Verhalten von irgendjemandem beeinflusst?«
»Ich musste keinen nennenswerten Einfluss nehmen. Dies ist eine Galaxis auf der Suche nach Ordnung.«
Jacen zwang sich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. So verlockend Lumiyas Beschwichtigung auch war, er vertraute am meisten auf seine eigenen Gefühle. Er konnte in dieser Nacht in den Jedi-Tempel zurückkehren und selbst sehen - selbst hören, seihst fühlen —, was die Wahrheit war und was nicht.
Und er würde das Risiko eingehen, erneut durch die Zeit in die Tage seines Großvaters zurückzureisen. Er musste sieh dem stellen.
»Bald werdet Ihr bereit sein zu verstehen, wie Euer letzter Weg aussehen muss«, sagte Lumiya. »Ich weiß es.«
»Ich ebenfalls«, sagte Jacen und klatschte mit einer
Explosion von Macht-Energie einmal in die Hände. Die schöne blaue Unterwasserillusion verwand wie zerschmettertes Eis auf einem Teich, und er befand sich wieder in seinem kargen Apartment, wo eine Tasche auf ihn wartete, die
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