Wächter der Macht 02 - Blutlinien
rasende, verzweifelte Gewalt geflüchtet hatte. Hätte er Jacens Ausbildung genossen, wäre er imstande gewesen, seine Kräfte zu perfektionieren und alle Facetten der Macht kennenzulernen - selbst jene, die zu lehren sich die Jedi-Akademie scheute -, und dann wäre die Galaxis womöglich ein ganz anderer Ort gewesen. Ich bin die zweite Chance.
Der Jedi-Rat hat das Heft aus der Hand gegeben. Und er hat
dafür bezahlt.
Jacen hatte sein Sith-Schicksal akzeptiert, doch jetzt verstand er nicht bloß, dass es passieren musste, sondern warum. Alles in seinem Leben war darauf hinausgelaufen, weil Anakin Skywalkers Schicksal von wohlmeinenden, aber blinden Meistern unterminiert und zunichtegemacht worden war, die so den Grundstein dafür gelegt hatten, dass er dem Geheiß des verschlagenen Palpatine gefolgt war, statt sich seiner eigenen Kraft vollends bewusst zu werden.
Ich bin mächtiger als jeder von euch.
Ein Junge hatte es in einem Wutausbruch hervorgestoßen, aber es stimmte. Und so, wie sich die Geschichte wiederholte, weil sie keine andere Wahl hatte, war auch Jacen mächtiger als jeder von ihnen, mit Ausnahme von Luke. Doch von Tag zu Tag näherte er sich Lukes Stärke an.
Wenn er zum Sith-Meister wurde, würde er ihn hinter sich lassen. Er hatte noch nicht darüber nachgedacht, wie er und Luke nebeneinander bestehen würden. Einen kurzen und verführerischen Moment lang erwog Jacen, in die Zukunft zu sehen, wie er es schon zuvor getan hatte, aber sein Instinkt sagte ihm, davon fürs Erste abzusehen.
Macht. Macht war ein ordinäres, personengebundenes Wort, durchsetzt von Ehrgeiz und kleinkarierter Selbstgefälligkeit. Ein Meister zu werden war ein notwendiger politischer Schritt, um den höchsten Rang zu erreichen. Darüber hinaus hatte es keine Bedeutung, aber Jacen würde dennoch danach streben - allein als Werkzeug.
Er konnte den Zeitfluss und die Unsichtbarkeit nicht länger aufrechterhalten. Er schnellte aus der Vergangenheit und hielt seine Präsenz gerade lange genug zurück, um die Kammer zu verlassen und ein Stück weiter im Korridor stehen zu bleiben, um wieder zu Atem zu kommen. Ein Hausmeister tauchte aus einem Lagerraum auf und schaute ihn überrascht an.
»Gute Nacht, mein Freund«, sagte Jacen und löschte die Erinnerung an sich aus dem Verstand des Mannes, als er ging.
Slave I, STÄDTISCHER RAUMHAFEN VON CORONET, CORELLIA
»Wie kannst du in dem Ding eigentlich atmen?«, brummte Han.
»Versuch erst mal, dich darin zu rasieren«, entgegnete Fett.
Han Solo rückte den Mandalorianerhelm mit beiden Händen zurecht. Die zusätzliche Rüstung hatte Fett als Ersatz in der Slave I gehabt. Die Körperplatten waren nicht eigens angepasst, sodass sie sich ohne allzu große Schwierigkeiten über Hans Kleidung anbringen ließen, doch der Helm war eine Maßanfertigung, und er hatte seine Mühe damit.
»Ich kann nichts sehen«, sagte Han.
Fett aktivierte den HUD.
»Wow... Was ist das alles?« Han legte seine Hand auf das Schott, als würde er nach vorn fallen. »Ich habe kein Gleichgewicht.«
»Datenanzeige und 360-Grad-Blickfeld.« Fett schaltete die meisten der Angaben und der blinzelgesteuerten Funktionen ab, sodass Han nur das sah, was er mit seinen eigenen Augen sehen würde. Es würde Tage dauern, bis er sich an das 360-Grad-Blickfeld gewöhnt hatte, ohne gegen irgendetwas zu stoßen. Und es gab keinen Grund, ihn mit dem Rest der Anzeigen zu verwirren, die im Innern des Visiers blinkten und nach unten scrollten. Wenn er zur falschen Zeit blinzelte, würde er sich entweder selbst in die Luft jagen oder Milliarden an der Börse versenken. Er musste lediglich in der Lage sein, zu
sehen. »Noch nie einen Helm aufgehabt?«
»Doch, aber ich kann mich an keinen Strumtruppler-Helm erinnern, der innen so raffiniert war.«
»Und dabei hast du bloß die Verteidigungsausstattung für Geizhälse. Versuch zu gehen.«
Han ging den schmalen Gang im Frachtbereich der Slave I auf und ab, wobei er seinen Kopf von links nach rechts drehte. Mirta beobachtete ihn mit eisiger Gleichgültigkeit. Fett kannte sie allerdings inzwischen gut genug, um zu wissen, dass die Nachricht von Ailyns Festnahme sie kalt erwischt hatte. Vielleicht brachte ihr diese Halskette eine richtig dicke Belohnung ein.
»Okay, das kriege ich hin«, sagte Han. »Ich kann gut genug sehen, um ihm das Hirn wegzupusten. Also erklär mir, wies läuft.«
»Wir marschieren einfach rein und bitten darum, deinen Cousin sehen zu dürfen. Dann
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