Wächter der Macht 02 - Blutlinien
Feindseligkeit: es gab kein anderes Wort dafür.
In seinem Verstand fühlte er einen starken Schubs, der ihn zurückdrängte.
Verschwinde aus meinem Kopf. Er konnte die Bedeutung ihrer Gedanken so deutlich erfassen, als würde sie direkt mit ihm reden. Hau ab.
Jacen fragte sich, ob Zekk das ebenfalls spüren konnte. Er versuchte nicht, in Zekks Gefühle einzudringen. Stattdessen teilte er eine Emotion mit ihnen beiden: Er strahlte Ruhe aus.
Sie warteten, schweigend, beobachteten ihre Schirme.
Einer der fondorianischen Jäger löste sich aus der Linie und passierte die Bloodstripe. Er flog langsam auf Zekk zu, der an Jacens Steuerbordflügel die Stellung hielt.
»Ganz ruhig«, sagte Zekk.
Der Fondorianer verlangsamte, bis er sich kaum mehr bewegte, und drehte dann unvermittelt zu einer Seite hin ab. Zekk machte das Manöver unverzüglich nach und blieb dem Jäger zehn Kilometer lang dicht auf den Fersen, bis der Fondorianer herumschwang und wieder in Richtung der Formation hinter der Bloodstripe zurückflog. Jetzt rückten alle
Schiffe vor, um eine Linie mit dem corellianischen Kreuzer zu bilden.
»Sie werden es drauf ankommen lassen, Zekk«, sagte Jaina.
»Ja, ich spüre es.«
»Los geht's.«
Jacen sagte nichts. Die Bloodstripe rührte sich nicht, aber dafür die Schiffe zu beiden Seiten des Kreuzers. Sie gingen weiter auseinander, und einen Moment lang fragte er sich, ob sie einfach versuchen würden, die Allianzschiffe zurückzudrängen.
»Nur die Ruhe«, sagte Jacen.
Dann gewann der Atzerri-Frachtraumer an Geschwindigkeit und kam direkt auf sie zu. Jacen hatte jetzt Blickkontakt. Es war ein altes Schiff und nur leicht bewaffnet, um Piraten abzuschrecken. Doch es legte weiter an Tempo zu.
»Er kommt geradewegs auf dich zu, Jaina«, sagte Jacen. »Wenn er es sich bei zwei Kilometern noch nicht anders überlegt hat, erinner ihn daran, wer hier das Sagen hat.«
»Ich werde ihm einen Denkzettel verpassen.«
»Sei vorsichtig«, sagte Zekk.
Der Frachter machte keine Anstalten, langsamer zu werden. Er flog direkt auf die Sperrlinie zu, und sein Kurs schien ihn zwischen die XJ7er zu bringen, in eine Entfernung von drei Klicks zu einem der Allianzzerstörer.
»Das ist nah genug«, sagte Jaina und schoss vor, um über die Oberfläche des Frachters hinwegzurasen, wobei sie beinahe die Antenne des Schiffs abrasierte. Der Frachter wich nicht vom Kurs ab.
»Er braucht noch eine Warnung«, sagte Jacen und setzte Jaina nach, um dem Frachter den Weg zu blockieren.
»Bonadanischer Kreuzer ganz hinten löst sich aus der
Formation«, meldete Zekk. »Überlasst den mir.«
Die Resolut, einer der Sperrzonenzerstörer, schaltete sich auf dem allgemeinen Komlink-Kanal zu. »Laserkanonen ausgerichtet, Jäger drei, bloß für den Fall, dass der auf irgendwelche dummen Ideen kommt.«
Der Kreuzer war ein legitimes Ziel: Es war ein bewaffnetes Kriegsschiff. Die Sache mit dem Atzerri-Frachtraumer allerdings erforderte ein wenig mehr Fingerspitzengefühl. Auf ein Zivilschiff zu feuern war politisch nicht ohne Weiteres zu rechtfertigen. Jacen hielt geradewegs auf die lange Reihe der Sichtfenster des Frachters zu, die entlang des gesamten Bugs angeordnet waren. Jaina war eine Schleife geflogen und unternahm einen weiteren Versuch, das Schiff abzufangen.
»Dreh ab...«, sagte Jacen.
Der Frachter behielt seinen Kurs bei.
»Komm schon, dreh ab!«
Sie befanden sich auf Kollisionskurs. Nicht mit Hochgeschwindigkeit, aber im Weltraum konnte selbst eine Kollision mit geringer Geschwindigkeit katastrophale Folgen haben.
»Spiel dieses Spielchen lieber nicht mit mir, Freundchen«, murmelte Jacen.
Jetzt konnte er die Gestalten sehen, die sich auf der hell erleuchteten Brücke des Frachtraumers bewegten. Er war nah genug, um die Farbe ihrer Overalls erkennen zu können. Noch nicht. Rot, blau, ein paar grüne - alles Menschen. Noch nicht.
Dreißig Sekunden länger auf diesem Kurs und er würde geradewegs in ihre Sichtfenster krachen.
Ruhig...
Wenn er nicht in zwanzig Sekunden hochzog war er tot. Er achtete nicht länger auf Jaina oder Zekk, bloß auf das rostgesprenkelte Schiff mit der Reihe weißer Lichter, das jetzt sein Blickfeld ausfüllte. Er wurde wieder zum Piloten, war nicht mehr ein angehender Sith-Lord oder ein Jedi, der über das Wissen von Generationen verfügte, nur noch ein Pilot, der eins mit seinem Raumjäger war.
Zehn Sekunden...
Jacen überließ sich seinem Instinkt. Er riss den Steuerknüppel zurück, und
Weitere Kostenlose Bücher