Wächter der Macht 02 - Blutlinien
Schreckliches getan hatte. »Irgendetwas?«
»Was genau?«
Han seufzte laut. »Sohn, wir nehmen einen Leichnam von dir in Empfang. Gibt dir das vielleicht einen kleinen Hinweis?«
»Sie war angeheuert worden, um euch zu töten. Sie hat nie die Chance dazu bekommen.« Jacen öffnete die Luke des Konservators, und kalte Luft strömte heraus. Er deutete auf den großen schwarzen Leichensack, der flach auf der Durastahlbahre lag. »Was gibt es dazu noch mehr zu sagen?«
Jetzt stand Han zwischen ihm und seiner Mutter. »Ich muss wissen, was passiert ist. Um meiner eigenen geistigen Gesundheit willen.«
Leia kratzte sich an der Augenbraue, offenkundig verlegen. »Ich denke, wir müssen es beide wissen, Jacen.«
»In Ordnung, Dad. Ich habe sie verhört, und sie ist gestorben. Willst du die Einzelheiten wirklich wissen?«
»Irgendwie macht das den Unterschied aus, Jacen.«
»Ich habe eine Technik benutzt, um in ihren Verstand einzudringen und sie zum Reden zu bringen. Sie muss irgendeine Art körperlicher Schwäche gehabt haben. Sie starb an einem Aneurysma.«
»Können wir sie uns ansehen?«, fragte Leia. »Wir müssen sie Fett bringen. Wir wollen keine Überraschungen erleben.«
Sie hätte ohnehin nachgeschaut. Früher oder später musste Jacen sich dem stellen. Er gelangte zu dem Schluss, dass früher besser war. Er zog die Bahre heraus, dann öffnete er den Sack entlang der Seitennaht.
»Da«, sagte er.
Leia und Han sahen hin. Seine Mutter schluckte einfach nur schwer, aber sein Vater wandte sich mit in die Hüften gestemmten Händen ab, den Kopf gesenkt. Jacen wartete, während Leia sich wieder fasste, dann verschloss er den Sack wieder.
»Hat sie diese Blutergüsse im Gesicht dir zu verdanken?«
Dies ist der Preis, den du bezahlen musst. Er konnte beinahe hören, wie Lumiya ihn daran erinnerte, doch er würde eine ganze Weile brauchen, um den Ausdruck des völligen Vertrauensverlusts zu vergessen, der in diesem Moment auf dem Gesicht seiner Mutter lag. Das hier fühlte sich an wie sein Tiefpunkt.
»Ich glaube schon.«
»Du glaubst schon?«
»Ja.«
Leia nickte ein paar Mal und sah dann zur Seite. »In Ordnung. Dann gibt es nicht mehr viel für mich zu sagen.« Sie nahm den Handgriff der Repulsorbahre und schob den Leichensack in den Konservator zurück. »Wir sollten besser gehen.«
Jacen wartete darauf, dass sein Vater etwas sagen würde, aber Han wollte sich nicht einmal umdrehen. Jacen ging zur Luke, um an Bord des Schiffs zu gehen, mit dem sie zum Treffpunkt geflogen waren, und erwartete, dass Han einlenken und etwas sagen würde, aber das tat er nicht.
Ich kann es nicht so enden lassen. Ich werde ihn dazu bringen, dass er mit mir redet. Ich muss das hier tun. Warum kann er das nicht verstehen?
»Hast du Thrackan tatsächlich umgebracht, Dad?«
Han drehte sich um und sah ihm in die Augen, aber es lag kein Funken des Erkennens in seinem Blick. »He, vielleicht liegt das in der Familie. Wenn ich kaltblütig töten kann, dann kann das mein Sohn auch. Ich bin froh, dass wir einander verstehen.«
Jacen trat vor, um den Arm seines Vaters zu ergreifen. »Dad, tu das nicht.«
Han schüttelte ihn ab. »Lass mich in Ruhe.«
»Dad.«
»Ich weiß nicht, wer du bist, aber du bist nicht mehr mein Sohn. Mein Jacen hätte nie solche Dinge getan, die du tust. Raus hier. Ich will nichts mehr davon wissen.«
Das Letzte, was Jacen von seinen Eltern sah, war sein Vater, der ihm den Rücken zukehrte, und seine Mutter, die neben der Luke stand, als sich die Türen schlossen, und ihn ansah, als wäre sie drauf und dran, in Tränen auszubrechen.
Dad hat recht. Wer bin ich?
Er schüttelte seinen Kummer und seine Scham als eine der Schwächen des alten Jacen Solo ab und erinnerte sich daran, dass sein Leben jetzt nicht mehr in seinen eigenen Händen lag. Sein Schicksal war es, ein Sith zu werden. Er nahm mit dem zerbeulten Schiff Kurs auf die Blockade und gestattete sich den flüchtigen Luxus, seine Sinne in der Macht nach Tenel Ka und Allana auszustrecken, solange er weit, weit weg von Lumiya war.
GGA-HAUPTQUARTIER, CORUSCANT
Captain Shevu fluchte keuchend, als er auf einen der Datenschirme im Verwaltungsbüro starrte. Ein Klerikaldroide stand auf einer Seite des Tisches, verloren und schweigend, um gelegentlich einen Arm auszustrecken und ihn jedes Mal, wenn Shevu aufblickte und ihn ansah, rasch wieder zurückzuziehen.
Ben stand im Türrahmen und fragte sich, ob Shevu ihn ebenfalls zur Schnecke machen
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