Wächter der Macht 02 - Blutlinien
zurückzuschauen. »Also, was für ein Gefühl ist es, im Lager
deines Feindes herumspaziert zu sein?«
»Ich betrachte die Jedi augenblicklich nicht als den Feind«, sagte Lumiya. »Das wäre viel zu grob vereinfacht.«
»Als was dann?«
»Es sind Leute, die nur das halbe Bild sehen und trotzdem glauben, dass sie alle Fakten kennen. Das macht ihre Entscheidungen fehlerhaft.«
»Es ist hart, den Rest dieses Bildes sehen zu wollen.«
»Ihr tut es bereits.«
Er verfolgte, wie Lumiya in Richtung des Taxistands davonging, bis er sie nur noch spüren konnte. Er war so darin vertieft, die kleinen Wellen zu erkunden, die sie in der Macht hinterlassen hatte, und sie nach Hinweisen abzusuchen, dass er vor dem erschrak, was dann seinen Verstand berührte, fast, als hätte ihm jemand auf die Schulter geklopft.
Er fühlte seine Mutter. Sie steckte in Schwierigkeiten.
Seine Zukunft als Sith-Lord ließ sich sehr leicht für einen Moment beiseiteschieben, während er sich darauf konzentrierte, sie zu finden.
CORELLIANISCHES VIERTEL, GALACTIC CITY, CORUSCANT
Ich hätte Jacen sagen sollen, wo ich hingehe.
Ben hatte Jacen nicht direkt angelogen: Er hatte das Flottenkommandozentrum tatsächlich aufgesucht, und Admiralin Niathal hatte ihn auch in den Einsatzräumen herumgeführt. Es hatte bloß nicht so lange gedauert, wie er erwartet hatte. Er war noch immer unglaublich neugierig auf die Corellianer, die auf Coruscant lebten und die jetzt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit das waren, was Niathal als den Feind im Innern bezeichnete.
Ben hatte Schwierigkeiten, sich darüber klar zu werden, wer auf einem Planeten mit tausend Spezies wirklich Coruscanti war. Aber sie lagen im Krieg mit anderen Menschen. Wer waren die? Wer waren wir? Wie konnte Coruscant sowohl eine eigenständige Welt als auch der Inbegriff der Galaxis sein - der ganzen Galaxis?
Vielleicht war dies das Problem.
Ben befand sich in einem der corellianischen Viertel nahe dem Zentrum von Galactic City, wo er auf den Laufstegen zwischen Läden und Wohnhäusern und Unternehmen umherwanderte. Er suchte nach einer Werkstatt namens Saiys, die Barits Familie gehörte. Es sah wie in jedem anderen Viertel aus: Die Namen der Geschäfte klangen nicht anders als jene im Rest von Coruscant. Die Leute sahen aus wie er. Je mehr nichtmenschliche Rassen er sah, desto mehr faszinierte Ben die Leichtigkeit, mit der Lebewesen gegen Angehörige ihrer eigenen Art kämpfen konnten. Es war, als würden die kleinen Unterschiede mehr zählen als die wirklich großen - als müsste man etwas erst kennen, bevor man es richtig hassen konnte.
Kein Wunder, dass Jacen der Galaxis ein bisschen Ordnung bringen wollte.
Jedi waren nicht wirklich unsichtbar, aber ein braunes Gewand zu tragen, verschaffte einem aus irgendeinem Grund eine gewisse Neutralität, wie Jacen es nannte. Ben schlenderte auf den Laufstegen dahin, nahm die Einzelheiten in sich auf, und obgleich einige Leute ihn mit vager Neugierde anschauten, behelligte ihn niemand.
Vielleicht sehen sie nur ein Kind und keinen Jedi.
Ben ging gerade an der Fassade eines kleinen Lebensmittelgeschäfts vorbei, als er das unverkennbare Brummen eines großen Gefährts hinter sich hörte. Er schaute zurück, um ein Einsatzschiff der Sicherheitskräfte von Coruscant zu erblicken, von der Art, wie die Polizei sie für Patrouillen benutzte. Es bewegte sich mit offenen Seitenluken langsam die Skylane entlang. Vielleicht suchten die Beamten nach jemandem. Doch dann vernahm er eine dröhnende Stimme, die aus der Lautsprecheranlage des Schiffs drang.
».benutzen Sie auf keinen Fall Ihren Wasseranschluss.« Das Schiff war jetzt fast auf einer Höhe mit ihm, und die körperlose Stimme füllte die schmale Skylane, hallte von den Wänden der Gebäude wider. »Ich wiederhole: In der städtischen Wasserversorgung wurden Verunreinigungen entdeckt, und als Vorsichtsmaßnahme wurde alles Wasser abgestellt. Benutzen Sie nicht Ihren Wasseranschluss, da das Wasser, das noch in den Leitungen steht, möglicherweise verunreinigt ist. Informieren Sie sich bitte bei Ihrem Nachrichtensender über die weitere Entwicklung.«
Das Schiff glitt vorbei, wiederholte seine Notfalldurchsage, und Ben sah vier blau uniformierte CSK-Beamte in der Mannschaftsbucht stehen, von denen einer einen Stimmenverstärker mit einer Hand umklammerte.
»Verunreinigt mit was?«, fragte sich Ben laut. Leute waren aus ihren Häusern und Geschäften gekommen, standen auf dem Bürgersteig und
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