Wächter der Macht 02 - Blutlinien
freizuziehen.
»Dummer Junge.«
Es war ein CSK-Offizier. Der Mann hatte ihn gerettet. Ben kämpfte sich mit tränenden Augen auf die Knie. »Mach schon, verschwinde von hier!«
Mit einem Mal schnellte Bens Aufmerksamkeit von seiner eigenen Zwangslage zu einem Punkt hinter dem Beamten. Er konzentrierte sich auf ein Gesicht, das er kannte, auf einen Jungen mit kurzem blondem Haar - Barit Saiy -, und Ben starrte auf einen Blaster, der nicht auf ihn, aber auf den Rücken des Offiziers gerichtet war. Er dachte nicht nach. Noch auf den Knien, zog er einfach mit seiner freien Hand sein Lichtschwert und sah, wie die hellblaue Klinge mit einem Strom weißer Energie kollidierte, die Salve abwehrte. Das Ganze dauerte eine Sekunde, und als er erneut blinzelte, um seine tränenden Augen zu klären, sah er Barit in dem Gewühl verschwinden.
Der Polizeibeamte blickte sein Lichtschwert einen Moment lang an, eine Hand auf seinem eigenen Blaster.
»Es war ein Stein«, log Ben. »Jemand hat etwas nach Ihnen geworfen.«
Der Beamte zog ihn auf die Füße. Auch sein Gesicht war von gasbedingten Tränen überströmt. Er hatte seine Atemschutzmaske nicht rechtzeitig aufsetzen können. »Du bist schnell, Junge. Bringen wir dich zum Tempel zurück, was meinst du?«
»Ich werde meinen Meister kontaktieren. Er wird mich abholen.« Jacen war kein Meister, doch in diesem Moment war diese Kleinigkeit des Jedi-Lebens nicht von Bedeutung. Ben wollte von hier verschwinden und Barit folgen. »Vielen Dank, Officer.«
»Ich danke dir, Jedi.« Der Beamte wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab und hustete gequält.
Wie wenig er auch von Politik verstehen mochte, Ben war sicher, dass ein Corellianer, der einen CSK-Offizier erschoss, eine üble Situation in eine katastrophale Situation verwandelte. Er spürte, dass Barit eine Rolle bei etwas Entsetzlichem spielen würde.
Er fuhr sich mit dem Ärmel seines Gewandes über das Gesicht und die laufende Nase und aktivierte erneut sein Komlink. »Jacen? Kannst du mich hören?« Es folgte lediglich das übliche leise Pfeifgeräusch eines Anrufs, der nicht entgegengenommen wurde, und dann das Klicken des Nachrichtenrekorders. »Jacen, etwas Schreckliches wird passieren.«
6.
Je größer die Galaxis, desto schöner das Nachhausekommen.
Corellianisches Sprichwort
JEDI-TEMPEL-BEZIRKE, CORUSCANT
Ben versuchte, Kontakt zu ihm aufzunehmen, aber Jacen hatte im Augenblick seine eigenen Probleme. Seine Mutter steckte in Schwierigkeiten.
Er fühlte, wie sie ihre Sinne nach ihm ausstreckte. Er spürte sowohl ihre Furcht als auch ihre Entschlossenheit, und Letzteres gewann die Oberhand.
Wo ist sie? Was geht da vor sich?
Jacen schlüpfte in eine von Büschen in quadratischen Keramiktöpfen flankierte Nische und setzte sich hin, um sich zu konzentrieren. Mit geschlossenen Augen konnte er spüren, wo sie war, und sie war nicht auf Coruscant, aber ganz in der Nähe. Es kostete ihn ein paar Sekunden, um sich darüber klar zu werden, dass sie sich womöglich in einem Schiff befand.
Hör zu... Hör zu...
Während seiner Studien hatte Jacen eine theranische Technik gelernt, die es ihm ermöglichte, mittels der Macht über weite Entfernungen hinweg zu hören. Er verlangsamte seine Atmung und spürte das Brummen in seinen Stirnhöhlen, als hätte man ihn zu früh aus einem Schlaf der Erschöpfung geweckt. Das Brummen füllte seinen Kopf, und dann konnte er dahinter - darin - Worte und Laute ausmachen.
Er hörte die Stimme seiner Mutter. Und dann hörte er die seines Vaters.
»... versuch noch eine Notbremsung.«
»Fünf Sekunden...«
Metall stöhnte. Ein Triebwerk dröhnte und ächzte, ein rhythmischer Ton, der anschwoll und abfiel, und es war kein beruhigendes Geräusch. Jacen sandte ein einziges Wort aus, das Maximum dessen, was selbst er durch die Macht zu übermitteln vermochte.
Gemeinsam.
Er stellte sich den Millennium Falken vor. In seinem Geist konnte er die Platten an der Unterseite des Schiffs und den Transparistahl des Cockpits sehen, das an die Steuerbordseite montiert war. Er sah den Falken so, wie er hätte sein sollen, intakt und solide. Er konnte spüren, wie Leia sich bemühte, Macht-Telekinese zu benutzen, aber nicht, wo genau sie diese einzusetzen versuchte. Er konnte bloß die Anspannung in ihrer Stimme hören und nahm ihr wachsendes Unbehagen wahr.
Und er konnte noch eine weitere Gegenwart spüren: die seiner Schwester Jaina.
Sie sprachen in letzter Zeit kaum noch miteinander,
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