Wächter der Macht 02 - Blutlinien
euer Wohnung hier unter Beobachtung hält.«
»Wüsstest du das dann nicht längst?«, fragte Han. Jacens Machtsinne schienen inzwischen besser zu sein als Scanner.
Er sah, wie das Gesicht seines Sohnes eine Sekunde lang in sich zusammenfiel. »Warum sagst du das?«
»Ich weiß nicht, was für Macht-Zeug du aufgeschnappt hast, während du all diese Jahre über fort warst, aber es wird sich
garantiert als hilfreich erweisen.«
»Ah«, sagte Jacen. Er schien beruhigt. Han war sich nicht sicher, was ihn aus der Fassung gebracht hatte. »Zudem sollten wir jede Vorsichtsmaßnahme treffen, die wir können. Dreipeo ist sehr überzeugend darin, den Leuten zu versichern, dass er keine Ahnung hat, wo ihr hingeflogen seid, selbst den Noghri. Trotzdem wirkt er deswegen irgendwie verdrossen.«
Jacen blieb stehen und schaute sich um. Etwas hatte ihn abgelenkt - etwas, das Han wie gewöhnlich nicht sehen oder hören könnte. Dann erhaschte Han aus dem Augenwinkel heraus ein Aufflackern von Orange, drehte sich um und sah einen Piloten der Galaktischen Allianz zwischen den stillgelegten Schiffen auf dem Vorfeld der Landebahn hindurchgehen. Einen unvernünftigen Moment lang rumorte sein Magen, doch dann bemerkte er das lange braune Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, und den Astromech-Droiden, der hinter der Pilotin hereilte, bemüht, mit ihr Schritt zu halten.
Jaina. In einer Pilotenuniform.
»Sag mal, was hat sie denn da aus dem Kleiderschrank geholt?«, sagte Han. »Sie hat uns gar nicht erzählt, dass sie in den aktiven Dienst zurückkehren würde.«
»Keinen Streit«, sagte Leia bestimmt.
Han war bestürzt darüber, wie rasch er von seiner Erleichterung, noch am Leben war, dazu überging, die Entscheidungen seiner Tochter in Frage zu stellen. Dabei war er ungemein froh, sie zu sehen. Sie streckte einfach die Hand aus und drückte die seine, seltsam förmlich, und tat dann das Gleiche bei Leia. Jacen nickte sie einfach bloß zu, was nichts Gutes verhieß.
Han nahm an, dass eine Pilotin der Galaktischen Allianz, die in der Öffentlichkeit irgendwelche Leute umarmte, einige Aufmerksamkeit erregt hätte. Trotzdem wünschte er, sie würde die Dinge mit Jacen ins Reine bringen.
»Ich habe nicht vor, irgendwelche naheliegenden Fragen zu stellen.« Jaina tätschelte R2S Kuppelhaupt. »Aber ich dachte, ihr könntet ein bisschen Hilfe bei den Reparaturen gebrauchen.«
»Danke.« Han ignorierte Leias Warnung, und die Bemerkung kam ihm über die Lippen, bevor er noch richtig darüber nachdachte: »Und warum hast du dich mit einem orangefarbenen Fliegeranzug herausgeputzt?«
»Weil ich meinen Job mache, Dad.«
»Hat Zekk dich da mit reingezogen?«
Innerhalb eines Lidschlags konnte Jaina aussehen wie ihre Mutter und stellte den gleichen Ausdruck trauriger Ungeduld zur Schau. »Dad. ich bin einunddreißig, ich treffe meine eigenen Entscheidungen, und manchmal vergisst du offenbar, was ich bin.«
»Ich vergesse nie, dass du eine Jedi bist. Aber das bedeutet nicht, dass du dich in den Krieg der Allianz gegen Corellia reinziehen lassen solltest.«
»Dad«, sagte Jaina sanft. »Ich meinte damit, dass ich Kampfpilotin bin. Das vergisst du offenbar. Ich habe mich freiwillig für den aktiven Dienst gemeldet, weil das hier meine Aufgabe ist.«
R2-D2 rollte zum Falken und verschwand unter seinem Bauch. Han hörte eine Reihe missbilligender Pfeiftöne und den gelegentlichen Klang von Metall, während der Droide das Schiff untersuchte. Jaina blieb vor ihrem Vater stehen, ohne klein beizugeben, noch immer mit traurigen Augen, und noch immer sah sie aus, als würde sie in seinem Gesicht nach
Verständnis suchen.
»Du kannst nicht ernsthaft glauben, dass die Allianz im Recht ist, Schatz«, sagte Han.
»Dad, vielleicht tue ich das, vielleicht tue ich's nicht, aber darum geht es nicht. Ich trage diese Uniform, und das bedeutet, dass ich an der Front bin und sie mir verdiene, unabhängig von meinen persönlichen Ansichten. Darum geht es, wenn man dient.«
Han verstand das als Zurechtweisung. Natürlich war es das nicht, aber er neigte nun mal eher zu Gefühlen als zu kühler Professionalität, und das wusste er. Ja, Jaina war Kampfpilotin. Er schuldete ihr den Respekt, der einem professionellen Krieger gebührte.
Aber es brach ihm trotzdem das Herz, dass sein kleines Mädchen - und das würde sie immer sein, sogar wenn sie selbst irgendwann grauhaarig war - ihr Leben für ein Regime riskierte, das anscheinend die
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