Wächter der Macht 02 - Blutlinien
los ist!«
Ben hustete angestrengt. »Ich habe eine Dosis Tränengas abbekommen.«
»0 nein.« Mara drehte seinen Kopf hin und her, um ihn zu untersuchen. »Du siehst aus, als wärst du versengt worden. Kannst du normal atmen?«
»Es lässt schon nach, Mom.« Er fügte sich einer erneuten Umarmung. »Ich war nur zur falschen Zeit am falschen Ort.«
»Bringen wir dich für eine Kontrolluntersuchung ins Medicenter«, sagte Luke ruhig.
»Ich sagte, mir geht's gut, Dad. Es lässt nach.« Ben klang verärgert. »Was unternehmt ihr eigentlich wegen dieser Wasserverschmutzung?«
»Die städtischen Behörden kümmern sich darum.«
»Waren das die Corellianer? War es ein Terroranschlag? Das sagen sie auf HNE, und jeder glaubt es.«
»Warum gehen wir nicht hoch ins Apartment und machen dich sauber?« Mara führte Ben auf den Turbolift zu. »Wo ist Jacen?«
Ben blieb bei den Lifttüren stehen. »Ich weiß es nicht. Ich kam gerade vom Flottenkommandozentrum zurück. Hör mal, dies ist Jacens Apartment. Ich sollte ihn fragen, ob es in Ordnung ist, einfach so reinzugehen.«
»Es ist auch dein Zuhause«, sagte Luke vorsichtig. Jacen hatte Ben also tatsächlich unter Kontrolle. Der Junge gehorchte seiner Mutter nicht einmal mehr, wenn sein Leben in Gefahr war. Das machte Luke Angst, und dann ertappte er sich dabei, wie er sich das Hirn zermarterte, um herauszufinden, ob er sich aufrichtig Sorgen wegen Jacens von Dunkelheit gefärbten Einfluss machte oder ob er einfach bloß verletzt war, weil sein Neffe eine väterlichere Beziehung zu seinem Kind hatte als er selbst. »Komm schon.«
Für gewöhnlich seufzte Ben und zeigte seine Einwände. Doch diesmal nickte er einfach nur resigniert, als wäre er im Laufe weniger Tage schlagartig wesentlich erwachsener geworden.
Sie fuhren mit dem Turbolift nach oben, und das unbehagliche Schweigen wurde nur von Bens Schniefen und Husten unterbrochen. Sein Gewand war schmutzig, als hätte er sich auf dem Boden gewälzt. Als sie das Apartment betraten, machte er sich sofort auf den Weg ins Bad. Ein paar Schritte vor der Tür blieb er stehen und wandte sich auf seinen Absätzen um.
»Im Kühlschrank sind Wasserflaschen«, sagte er.
Im Großteil der Innenstadt war die Wasserversorgung immer noch abgestellt. Luke drehte die Hähne in der Küche auf, um alles Wasser ablaufen zu lassen, das noch in den Rohrleitungen und den Wasserkästen stand. Es gab keinen Grund, irgendein Risiko einzugehen.
»Ich kann spüren, dass du verärgert bist, Dad«, sagte Ben heiser. Er goss eine Flasche Wasser in eine Schlüssel und
tränkte einen Waschlappen, um sich das Gesicht abzuwischen.
Als der Stoff seine Haut berührte, zuckte er zusammen, gab jedoch keinen Laut von sich. »Das ist aber nicht Jacens Schuld. Es ist meine eigene. Ich hab beschlossen, ihn nicht zu begleiten, als er zu seinem Treffen gegangen ist.« Er wollte offenbar näher darauf eingehen, hielt sich dann aber zurück. »Ich habe meine Lektion gelernt.«
»Ist schon in Ordnung.« Mara suchte Lukes Blick, als Ben sein Gesicht einen Moment lang mit dem Waschlappen bedeckte. Ihre Miene sagte alles: Ist das der rebellische Sohn, den wir kennen? »Ich hole dir etwas zu trinken. Du hörst dich schrecklich an.«
Schließlich saßen die drei im Wohnzimmer, so weit voneinander entfernt, wie es der Raum zuließ. Ben nippte an einem Glas Saft und brach gelegentlich in abgehacktes, unkontrolliertes Husten aus, bis er schließlich keuchte und Tränen über sein Gesicht rannen. Seine Ernsthaftigkeit verblüffte Luke.
Vielleicht hatte Mara recht. Möglicherweise war Luke zu sehr in seinen eigenen Grübeleien darüber gefangen, zu welchem Zeitpunkt er den Draht zu Ben verloren hatte, sodass er Jacens Motive falsch deutete. Abgesehen von seinen fürchterlichen Träumen und der Dunkelheit, die Jacen anhing, hatte er nichts Konkretes, das er seinem Neffen vorwerfen konnte, bloß Belege dafür, dass Ben in seiner Obhut wesentlich besser zu sich selbst fand, als er das je zu Hause getan hatte.
Eine Weile saßen sie schweigend da. Sie mussten sich nicht unterhalten. Fast aus Gewohnheit ließ Luke sich treiben, um Eindrücke aus dem Apartment aufzunehmen, und fühlte zunächst nichts, was über einen Anflug von Unruhe hinausging, als hätte Jacen Probleme.
Ein Mann, der unglücklich verliebt ist. Vielleicht ist das wirklich alles.
Doch irgendetwas sagte ihm, dass das nicht stimmte. Was er hingegen zu fühlen begann, waren seine Schwester, irgendwo ganz
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