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Wächter der Macht 02 - Blutlinien

Wächter der Macht 02 - Blutlinien

Titel: Wächter der Macht 02 - Blutlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Traviss
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ROONADAN: UFERDISTRIKT

    Genau wie der Verkäufer gesagt hatte, war das Uferviertel schick und voll von gut betuchten Fachkräften. Das Taxi flog
    ihn an dem künstlichen Fluss entlang, einem Kanal mit sorgsam konstruierten Stromschnellen und einer maschinell erzeugten Strömung. Es gab sogar saftiges Grün entlang der Ufer, und Grünland erstreckte sich bis nach hinten zu den Reihen der Geschäfte und Schickimicki-Restaurants.
    Fett, einen schwarzen Umhang über der Rüstung, fühlte sich ohne seinen Helm sonderbar nackt und konzentrierte sich auf die Tatsache, dass niemand ihn an seinem Gesicht erkennen würde. Er gelangte zu dem Schluss, dass er sich in Distrikten, in denen die Bars schlecht beleuchtet und ein Blaster eine Notwendigkeit war, wesentlich mehr zu Hause fühlte.
    »Ich werde bei AruMed arbeiten«, sagte Fett. »Wo sollte man sich da am besten eine Wohnung kaufen?«
    Der Taxipilot schaute in den Rückspiegel, und sein Blick traf den von Fett. Es war das erste Mal seit Jahren, dass ihm jemand wirklich in die Augen sah und nicht bloß versucht hatte, durch sein Visier zu starren.
    »Alle Wissenschaftler kaufen sich irgendwas am Oberen Parkweg. Sind Sie Wissenschaftler?«
    »Ich bin Anatom.« Ja, ich weiß genau, wo ich jeder einzelnen von tausend verschiedenen Spezies hinschießen muss, damit es die größtmögliche Wirkung hat.
    »Dann wollen Sie definitiv was am Oberen Parkweg.«
    »Nachtleben?«
    »Teure Bars. Hauptsächlich Skayan-Bistros und Weinstuben.« Der Pilot rümpfte missbilligend die Nase. »Ich selbst bin eher Biertrinker.«
    »Wie weit bis zu den AruMed-Labors?«
    »Fünf Minuten. Angenehme kleine Gemeinde.«
    »Alles Menschen?«
    »Haben Sie irgendwas gegen Nichtmenschen?«
    »Frag bloß aus Neugier.« Kaminoaner hassten Sonnenlicht. Sie waren an Wolken, Regen und endlose Ozeane gewöhnt.
    Fett bezweifelte, dass ein Zierfluss Taun We genügend Wasser bot. »Ich weiß gern, wer meine Nachbarn sind.«
    »Hab da oben immer nur Menschen gesehen.«
    Vielleicht weil du nicht richtig hinschaust. »Setzen Sie mich hier ab. Ich will sehen, ob es mir hier gefällt.«
    Der Obere Parkweg war in jeder Hinsicht so adrett, wie der Taxipilot gesagt hatte. Zwischen die Apartmenttürme waren Stadthäuser eingestreut - ein echter Luxus auf einem dicht bevölkerten Planeten -, und Droiden bauten noch immer Anwesen am Rande des Parks, dem dieses Viertel offenbar seinen Namen verdankte. Vom Ende der Straße aus konnte Fett das monolithische graue Gebäude der AruMed-Laboratorien mit seinem rot erleuchteten Schild ausmachen, ein kurzer Spaziergang für jeden, der am Oberen Parkweg lebte. Und wie der Pilot gesagt hatte, gab es in der Gegend mehrere ansprechende Bistros.
    Wenn es darum ging, sich von einem Dach abzuseilen, um einen Häftling einzufangen, oder mit einem Blaster in der Hand in ein Gebäude zu stürmen, war Fett ganz in seinem Element. In eine Bar zu spazieren und umsichtig zu plaudern, war nicht ganz sein Stil.
    Aber es musste getan werden. Bring es hinter dich, Fett.
    In dem Bistro war alles lupenrein sauber, gesittet und ruhig. Er ging vor zur Theke, setzte sich und überflog die Speisekarte. Ohne seinen Helm konnte er tatsächlich etwas essen. Das Novum dieses Gedankens wirkte erstaunlich und erinnerte ihn daran, wie viele Dinge er nie getan hatte und jetzt vielleicht auch niemals mehr tun würde, wenn er diese Daten nicht finden konnte.
    »Kann ich Ihnen irgendetwas bringen?«
    Erneut fand Fett sich dabei wieder, dass er in das Gesicht eines Barkeepers schaute, doch dieser hier schaute ihn an wie einer, der bloß einen normalen Mann sah, keinen Kopfgeldjäger. Auch sonst schien niemand in der Bar Notiz von ihm zu nehmen. Für gewöhnlich sorgte er allein schon dadurch dafür, dass in einer Kneipe nervöse Stille einkehrte, dass er eintrat.
    »Ein Bier«, sagte er. Es ist so einfach. Genau so machen das alle anderen. »Ein corellianisches.«
    Vor ihm erschien ein schäumendes Glas. »Auf Besuch hier?«
    Er ist ein Mann, der sich fremde Gesichter merkt. Ein vorsichtiger Mann. »Ich denke darüber nach, mir hier eine Wohnung zu kaufen.«
    »Ist echt eine gute Zeit dafür.« Der Barmann schob ihm eine Glasschüssel mit irgendwelchen unidentifizierbaren Snacks zu. »Jetzt, da AruMed expandiert, werden die Preise verrücktspielen.«
    Fett nippte an dem Bier, fast gefangen von der schlichten Freiheit, in der Öffentlichkeit etwas zu trinken. Außerdem probierte er die Snacks, die salzig-süß und

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