Wächter der Macht 02 - Blutlinien
Terroristen das Handwerk zu legen.
HNE-Morgenbericht
BÜROS VON STAATSCHEF OMAS, SENATSGEBÄUDE, CORUSCANT
Die HNE-Holokamera schwebte geduldig in der Luft, während Staatschef Omas ein erstes Interview über die Sicherheit der Wasserversorgung von Galactic City gab. Jacen hielt sich im Hintergrund und sah von dem Sofa in der Ecke des ausgedehnten Büros aus zu.
Auf Omas' Tisch stand ein Kristallkrug, und während er sprach, goss er sich - ungezwungen, aber dennoch durchaus mit Bedacht - ein Glas Wasser ein und nippte gelegentlich daran. Es gab nichts Besseres als einen Politiker, der persönlich sein Vertrauen in das coruscantische Wasser demonstrierte. Er bot sogar dem Reporter ein Glas an, der seinem Gesichtausdruck nach wusste, dass er genötigt wurde, sich an einer gewissen Meinungsmache zu beteiligen. Der Mann trank dennoch, Er und Omas sahen aus wie Kinder, die eine Mutprobe absolvierten.
»Bei sämtlichen Stationen der Wasserwerke sind mittlerweile zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden«, sagte Omas und wog sein Glas. Jacen hatte schnell gelernt, dass es einen höchst beruhigenden Eindruck vermittelte, etwa die Hände auf dem Tisch zu falten. Auch der Trick mit dem Wasserglas würde bei den HNE-Zuschauern Wirkung haben. »Ich bin zuversichtlich, dass sich ein Sabotageakt, wie er in dieser Woche stattgefunden hat, nicht wiederholen wird.«
»Glauben Sie, dass wir es mit einer ernsten terroristischen Bedrohung zu tun haben, oder war das ein willkürlicher Akt?«, sagte der Reporter.
»Es ist eine ernste Bedrohung, und sie scheint zu eskalieren«, antwortete Omas. »Auch wenn wir es nicht mit einer identifizierbaren, formellen Terrororganisation zu tun haben.«
»Wenn Sie bereits festgestellt haben, dass wir uns einer Bedrohung dieses Ausmaßes gegenübersehen, haben Sie dann das Gefühl, dass Sie genug tun, um die Bürger von Coruscant zu schützen?«
Diesmal zögerte Omas, um durchzuatmen. Jacen sah, dass er überlegte, und er wusste, dass der Politiker eine Gelegenheit witterte. »Ich kann Ihnen versichern, dass unsere Sicherheitsdienste jede mögliche Anstrengung unternehmen.«
»Dennoch wurden Sie von einigen Politikern kritisiert, Sie würden nicht weit genug gehen.«
»Wir sind so weit gegangen, wie es die gegenwärtige Gesetzeslage zulässt.«
»Einige Ihrer Kollegen verlangen die Internierung
corellianischer Bürger.«
»Das ist eine sehr schwerwiegende Maßnahme. Wir befinden uns nicht im Krieg.«
»Wenn das schließlich der Fall ist, wird es dann nicht zu spät dafür sein?«
Omas brachte ein bedauerndes Lächeln zustande. »Lassen Sie uns nichts überstürzen.«
Internierung. Du sprichst da über meinen Vater. Jacen ertappte sich dabei, wie sich alles in ihm sträubte, und dann fühlte er sich schuldig, weil er zuerst an seine eigene Familie dachte. Irgendwer muss diese Situation unter Kontrolle bringen, und das bin ich.
Bewegungen draußen im Foyer, sichtbar durch ein Transparistahlfenster, zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Der Umriss wurde von den geätzten Mustern auf dem Stahl verzerrt, doch er erkannte Senator G'Sil, den Vorsitzenden des Sicherheits- und Geheimdienstausschusses. Sobald der HNE-Reporter sein Interview beendet hatte und gegangen war, schlüpfte G'Sil in Omas' Büro.
»Mein Job steht hier zwar nicht auf dem Spiel«, sagte er und zog sich einen Stuhl heran. »Aber ich glaube, unser Freund von der Presse hat recht. Tut mir leid. Bloß ein bisschen harmloses Lauschen.«
Jacen wusste, warum man ihn gerufen hatte, doch er war neugierig, wie sie das Thema ihm gegenüber zur Sprache bringen würden. Sich an politische Spielchen zu beteiligen weckte in ihm die Sorge, dass ihn persönlicher Ehrgeiz antrieb, doch andererseits hatte er es hier mit Leuten zu tun, bei denen Manipulation zum Handwerkszeug gehörte. Wenn er sich ihre Rückendeckung sichern wollte, musste er also ebenfalls manipulieren. Wenn ein Jedi eins war, dann pragmatisch.
»Es gefällt mir nicht, die Angelegenheit auf die harte Tour anzugehen«, sagte Omas. »Und womöglich ist das gar keine Entscheidung, die bei mir liegt.«
G'Sil deutete über die Schulter auf die Stadt jenseits der raumbreiten Fenster. »Schauen Sie dort hinaus. Auf diesem Planeten leben eine Billion Leute. Ein paar Tausend - ein winziger Prozentsatz - sind unmittelbar von Terroranschlägen betroffen. Doch der Rest glaubt, dass ihnen etwas Ähnliches zustoßen wird, und genau darum geht es hier: um die Sichtweise
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