Wächter der Macht 05 - Opfer
Halfter bereits geöffnet und umklammerte das Griffstück des Blasters, doch Mirta hatte ihn genau im Auge. Mittels ihrer HUD-Kommlinkverbindung konnte Fett sehen, dass sie ihn beobachtete; die Helmsensoren reagierten auf ihre Augenbewegungen.
Fraig zuckte mit den Schultern. »Was genau wollen Sie von mir wissen?«
»Der Mandalorianer, der Cherit umgebracht hat. Ich muss ihn finden.«
Fraig hatte diese Art Lächeln, das sich wie ein Riss im Eis ausbreitete. »Man hat mir schon einige hintersinnige Fragen gestellt, aber das ist eine besonders gute. Ich versichere Ihnen, dass ich Cherits Tod nicht in Auftrag gegeben habe.«
»Es ist mir egal, ob Sie einen Kranz geschickt und seine Witwe getröstet haben. Wissen Sie, wo ich den Mann finden kann, der ihn getötet hat?«
»Sollen wir nach draußen auf den Balkon gehen?« Fraig vollführte eine einladende Handbewegung und nahm seinen Drink auf. »Dieses Thema ist zu heikel, um es vor meinen Gästen zu diskutieren.«
»Wie Sie wollen«, sagte Fett und erkannte augenblicklich, wohin man ihn dirigieren wollte. Nach draußen gehen. Klar. Mirta stand bei den offenen Türen Wache, doch der Hamadryas-Leibwächter versuchte, sie aus dem Weg zu schieben. Er beging den Fehler, seine Hand auf ihren Rücken zu legen, und noch dazu ein bisschen zu weit unten. Sie hob ihre geballte Faust einfach auf Schulterhöhe und fuhr die Vibroklinge in ihrem Handschuh aus.
»Rühr mich noch mal an, Chakaar, und ich ramme dir das Ding in deine Halsschlagader.«
»Ich habe keine.«
»Dann werde ich so lange auf dich einstechen müssen, bis ich irgendetwas anderes finde, das stark blutet.«
Fraig ging dazwischen. »Serku, lass uns die Dame nicht verärgern, ja? Lass sie dort warten, wo immer sie möchte.«
Für einen Verbrecherboss machte Fraig an diesem Abend eine Menge Fehler. Dennoch war es gut, dass Fett stets mit dem Schlimmsten rechnete. Fraig dachte womöglich, dass der Balkon Fetts Möglichkeiten einschränkte, doch für einen Mann mit einem Raketenrucksack stellte das kein großes Problem dar. Fraig hatte keinen. Außerdem mangelte es ihm an einem Fiberschnurseil.
Es würde nicht lange dauern.
Amateure.
Fett musste dem Drang widerstehen, Fraig zu erklären, wie man dergleichen richtig machte. Draußen auf dem Balkon schimmerten die Lichter von Kuat City in der Abenddämmerung durch einen Schleier rauschenden Wassers. Einige Meter vor der Fassade des Gebäudes wurde der von einem Überbau geteilt.
Fett stützte sich mit einer Hand auf das Geländer und heuchelte beiläufiges Desinteresse, während er in Wahrheit die Stärke des Metalls testete. Er ließ den Blick über Fraig schweifen, um sein Gewicht zu schätzen. »Lassen Sie mich meine einfache Frage von eben wiederholen. Sagen Sie mir alles, was Sie über den Mandalorianer wissen, der Ihren Vorgänger fertiggemacht hat.«
»Damit hatte ich nichts zu tun. Cherit hat jede Menge Leute gegen sich aufgebracht. Berufsrisiko.«
»Das beantwortet nicht meine Frage. Ich wette, auch Ihre Organisation war scharf darauf, mehr darüber herauszufinden.«
»Wir wussten nicht, wer es war. Alles, was wir wissen, ist, dass er einen Groll gegen einen bestimmten Twi'lek-Clan hegte. In der Unterhaltungs industrie machen wir Geschäfte mit Twi'leks.«
»Da bin ich mir sicher.« Fraig bezog sich auf Twi'lek-Mädchen. »Was für eine Art Groll?«
»Er war der Meinung, wir würden sie nicht angemessen behandeln. Dank ihm haben wir ein paar sehr beliebte Entertainer verloren.«
Fraig war ein elender Lügner. Der Klon in der mandalorianischen Rüstung hatte vielleicht für irgendwelche Twi'leks eine Rechnung beglichen, aber er war kein Kopfgeldjäger. Es war etwas Persönliches gewesen, nichts Geschäftliches.
Zeit. Er hatte keine Zeit für das hier.
»Haben Sie ihn seitdem gesehen?«
»Nein.«
»Wollen Sie mir verraten, wer die Twi'leks waren?«
»Warum wollen Sie diesen Mann unbedingt in die Finger bekommen? Es muss etwas Großes für Sie sein, dass Sie ihn jagen.« Fraig betrachtete seine manikürten Fingernägel. »Oder vielleicht bedauern einige meiner Geschäftspartner Cherits Ableben, weshalb man Sie angeheuert hat, um mich zur Strecke zu bringen.«
»Momentan bin ich nicht zu engagieren.« Fett würde nie begreifen, warum sie nicht zuhörten. Sie hörten nie auf das, was er sagte. Er redete Klartext, und sie suchten immer nach dem Haken daran. »Ich will den Mando in einem Stück. Ich brauche ihn, damit er etwas für mich
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