Wächter der Macht 05 - Opfer
er auch nur mit der Wimper zucken würde, als sie schließlich die Vene fand, und das tat er auch nicht. Die paar Sekunden, in denen sie mit ihrem Daumen Druck auf das Blutgefäß ausübte, um anschließend die Blutung zu stoppen, waren die längsten ihres Lebens, weil er ihr nicht in die Augen sah, und das erinnerte sie daran, dass sie ihn zwar berühren, aber trotzdem nicht erreichen konnte.
Jaing hielt die Ampulle mit rotschwarzem Blut hoch ins Licht und betrachtete sie. »Das wird reichen. Gib ihm etwas zu naschen, weil er so ein tapferer Junge war, Mirta.«
»Was jetzt?«, fragte Fett ungerührt.
»Ihr setzt mich ab, und ich lasse euch wissen, was wir kriegen.«
»Wie?«
»Ich werde es persönlich nach Keldabe bringen.«
»Dann solltest du dich besser beeilen. Oder du kommst gerade rechtzeitig zu meiner Beerdigung.«
»Oh, ich werde zurückkommen, genau wie jede Menge anderer Mando'ade auch. Du hast uns darum gebeten, schon vergessen? Du hast uns darum gebeten, nach Hause zu kommen.« Er wandte sich an Mirta. »Wenn der alte chakaar stirbt und sie seine Rüstung unter sich aufteilen, sorg dafür, dass du den Flammenwerfer kriegst. Denn seine Panzerplatten sind duse. Nicht einmal aus ordentlichem Beskar.«
Also war Jaing über die Vorgänge auf Mandalore auf dem Laufenden, und er glaubte, dass Fetts Durastahlrüstung Schrott war. Der Strill trabte näher an Jaing heran und gähnte überschwänglich, mit einem Ausdruck, der besagte, dass das Vieh von der Unterhaltung alles andere als begeistert war. Mirta konnte seinen Atem riechen, der - seltsamerweise - überhaupt nicht unangenehm war.
»Wie kann dieses Ding jagen, wenn es so sehr stinkt?«, fragte Fett.
Jaing beugte sich vor und kraulte Mirds Nackenfalten. »Bloß Humanoide können das riechen. Und geh nicht zu hart mit Mirta ins Gericht, weil sie von uns überrumpelt wurde, Bob'ika. Bloß wenige Leute kommen mit einem voll ausgewachsenen Strill klar, der nach ihnen schnappt. Diese Dinger können fliegen, weißt du.«
»Ich halte mir keine Haustiere.« Fett schien am Rande eines Zugeständnisses zu stehen. »Falls du etwas essen möchtest, zur Kombüse geht's durch dieses Schott.«
Jaing öffnete ein Fach seines Gürtels und holte etwas Dunkles und Getrocknetes daraus hervor, das wie Lederriemen aussah. Er warf Mird einen Streifen zu und kaute selbst auf einem herum. »Wir sind versorgt, danke.«
Mirta brauchte ein paar Sekunden, um dahinterzukommen, was vorging. Er will keinerlei DNA zurücklassen. Er ist sogar noch ausgefuchster als du, Ba'buir.
Fett drehte sich um und ging durch das Schott. Mirta hatte gehofft, die beiden Männer würden noch ein anderes Thema finden, über das sie sich unterhalten konnten, doch die Tatsache, dass sie dasselbe Genom benutzten, hatte offensichtlich nichts zu bedeuten. Trotzdem war das ein Verwandter. Dies war ein Verwandter von ihr, ein Großonkel, auch wenn Mandos sich nicht halb so viel aus Blutlinien machten wie die meisten anderen Spezies. Die Kiffar-Hälfte von ihr machte sich eine Menge daraus.
»Es tut mir leid für dich. Mädchen«, sagte Jaing. »Ich meine, für ihn tut es mir ebenfalls leid. Aber abgesehen von einer gewissen Bewunderung für seine Fähigkeiten, ist er meiner Ansicht nach das schlechteste Beispiel für einen Mando´ade diesseits des Kerns.
Andererseits ist er ein Gewinnertyp, und wir brauchen Gewinner. Und mein Dad hätte zweifellos von mir erwartet, dass ich ihm helfe.«
Jaing sprach, als würde er aus einer vollkommen anderen Familie stammen, nicht aus einem Bottich, der die duplizierten Chromosomen von Jango Fett enthalten hatte. Er ließ ein dreischneidiges Messer aus seinem Unterarmpanzer gleiten und zerteilte das getrocknete Fleisch in kleinere Stücke, absolut ungezwungen.
»Mit Dad hast du nicht Jango gemeint, oder?«, sagte Mirta.
»Nein.« Einen Moment lang lächelte Jaing wehmütig. »Gene spielen keine Rolle. Das solltest du inzwischen eigentlich wissen. Der Mann, der mich adoptiert hat, war mein Ausbildungs-Sergeant. Der beste Mann, den es je gab.«
Jaing klang, als würde er aus einer wesentlich glücklicheren Familie stammen, eine sonderbare Sache für einen Klonkrieger.
»Was diese Tradition treu ergebener Kinder angeht, scheine ich aus der Art zu schlagen«, sagte Mirta. »Ich habe versucht, meinen Großvater umzubringen.«
»Genau wie deine Mutter, wie ich gehört habe. Boba hat offenbar ein magisches Händchen, was Frauen angeht.«
»Du scheinst alles über
Weitere Kostenlose Bücher