Wächter der Macht 05 - Opfer
sicherzugehen, dass die angrenzenden Bahnen frei waren, dann ging er den Schießstand hinauf, um sich die Gel-Gestalt anzusehen. Je öfter er sie getroffen hatte, desto länger dauerte die Selbstreparatur. Die interne Energie— Versorgung musste wieder aufgeladen werden. Die Form bemühte sich, auf die Beine zu kommen, und Ben verfolgte zunehmend verstörter, wie sich die bedauernswerte anonyme Gestalt zunächst auf den Bauch rollte und sich dann auf alle viere hochstemmte. Ben zwang sich, nicht länger hinzuschauen.
Dass keine der tatsächlichen Folgen von Verletzungen zu entdecken waren, die er nur allzu oft gesehen hatte, machte alles noch viel schlimmer.
»Essenfassen«, rief Lekauf. diesmal mit mehr Nachdruck.
Ben war sich nicht sicher, ob er überhaupt Hunger hatte.
BEVIIN-VASUR-FARM, ZEHN KILOMETER AUSSERHALB VON KELDABE, MANDALORE
Goran Beviin blickte von dem Graben auf, eine Mistgabel in einer Hand und ein schmutziges Grinsen auf dem Gesicht. Es fing an zu regnen, und er steckte bis zu den Knöcheln in Tierdung, doch das schien ihn vollkommen glücklich zu machen.
»Und die haben gesagt, den Mandalore zu spielen würde mir zu Kopfsteigen«, sagt e er und rieb sich die Nase an seinem Ärmel. »Bist du deshalb so schnell wieder nach Hause gekommen?«
Fett wahrte seine Distanz. »Ich habe gefunden, wonach ich gesucht habe. Du hattest mich nicht so bald zurückerwartet?«
»Ich schon. Einige der Clanführer nicht. Du hast die Angewohnheit. manchmal mehrere Jahre am Stück herumzuziehen.« Beviin wuchtete sich aus dem Graben und wischte sich die Handflächen an seinem Hosenboden ab. Er wirkte sehr, sehr zufrieden mit sich. »Wärst du noch länger weg gewesen, hätte ich dich kontaktiert, aber da du wieder hier bist ... Willst du mal was Erstaunliches sehen?«
Fett fragte sich, ob dies ein guter Zeitpunkt war. Beviin über seine Krankheit zu informieren. Früher oder später würde er es erfahren. Er hätte sich selbst formell zum Mandalore erklären können, während Fett fort gewesen war, und vermutlich hätte er dafür eine Menge Unterstützung von den Clans erhalten, aber er hatte es nicht getan; er hatte weiter Dung geschaufelt und seine Farm geführt. Er war mit seinem Leben so zufrieden, wie es war. Hätte es ein paar Beviins mehr gegeben, hätte die Galaxis besser funktioniert.
»In Ordnung«, sagte Fett. »Erstaun mich.«
Beviin winkte und stapfte durch den Matsch auf die Farmgebäude zu. Das feine Nieseln verwandelte sich in Regen, und das Land wirkte kahl - nicht im ruinierten Sinne der Nachkriegsverheerungen, die einen so großen Teil des Planeten vernichtet hatten, sondern als hätte es sich für den bevorstehenden Winter zur Ruhe gebettet, um zu schlafen. Trotz der Herkunft des Nachnamens Fett - der vom Wort für »Farmer« abstammte - und des Umstands, dass sein Vater seine Kindheit auf der Farm seiner Eltern auf Concord Dawn verbracht hatte, wusste Fett nicht das Geringste über Landwirtschaft. Manchmal wünschte er sich, er hätte etwas darüber lernen können, um besser zu verstehen, wer sein Vater einst gewesen war.
»Wie macht sich Mirta?« Beviin blickte nicht über seine Schulter zurück. »Nun, zumindest hat sie offenbar nicht noch mal versucht, dich zu töten. Das ist ein gutes Zeichen. Kinder können wirklich schwierig sein.«
Fett spürte, wie der Matsch an seinen Stiefeln zog. »Im Kampf ist sie ein nützliches Paar Fäuste.«
»Sie wird dir wundervoll wilde Urgroßenkel schenken, Bob'ika.« Beviin blieb ein paar Sekunden lang stehen. Fett versuchte, das Wort Urgroßenkel in seinen Kopf zu bekommen, scheiterte jedoch kläglich. »So - das, was zu tun du losgezogen bist, endete also in einem Kampf?«
»Ich musste meinen Fragen bloß ein wenig Nachdruck verleihen.«
»Willst du mir davon erzählen?«
Dieser Zeitpunkt schien so gut wie jeder andere, und Fett sah keinen Grund, die Angelegenheit zu beschönigen. »Ich bin todkrank. Zwei Jahre noch, höchstens. Acht, neun Monate, wenn ich so weitermache wie bisher.«
Beviin drehte sich immer noch nicht um. Er ging noch einige Meter weiter, den Kopf gegen den Regen gesenkt, doch dann blieb er abrupt stehen und sah Fett endlich an. Er wirkte aufrichtig mitgenommen. Fett konnte sich nicht daran erinnern, dass jemals irgendjemand wegen ihm mitgenommen gewesen wäre, abgesehen von seinem Vater.
Vielleicht hatte Sintas etwas für ihn empfunden. Wenn, dann war es ihm nicht aufgefallen.
»Du wirst dich doch nicht einfach
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