Wächter der Macht 06 - Inferno
Blick schweifte zu Ben und blieb auf ihm ruhen. »Wir müssen an die Zukunft denken.«
Ben zuckte bloß mit den Schultern und schaute weg.
Seine Feindseligkeit war schmerzhaft, aber kaum überraschend. Als er Mara getötet hatte, wusste Jacen, dass er damit die Ergebenheit seines Cousins opferte – allerdings hätte das eigentlich erst passieren sollen, nachdem Ben erfahren hatte, wer der Mörder seiner Mutter war. Also nahm der Tod seiner Mutter den Jungen entweder mehr mit, als Jacen bewusst war, oder er vermutete die Wahrheit und sagte es niemandem.
Caedus fragte sich, ob es sich als notwendig erweisen würde, Ben zu töten, um das Geheimnis um Maras Tod noch einige Tage länger zu bewahren. Jacen hoffte es nicht; er sah immer noch Potenzial in seinem jungen Cousin, und ein Teil von ihm glaubte nach wie vor, dass es möglich war, ihn zu einem geeigneten Schüler zu machen.
Jacen gelangte zu dem Schluss, dass es fürs Erste am besten war, Ben im Stillen trauern zu lassen, setzte eine Miene feierlicher Betretenheit auf und wandte sich wieder an Luke. »Ich fürchte, ich kann mich Euch heute nicht anschließen, Meister Skywalker«, sagte er. »Man erwartet mich baldmöglichst an Bord.«
Luke hob verwirrt die Brauen. »Ein Manöver?«
»Nein, ich begleite die Vierte Flotte in die Schlacht.« Jacen warf Kenth, Kyle und den anderen Meistern einen anklagenden Blick zu. »Ich bin überrascht, dass der Rat dich nicht darüber unterrichtet hat. Ich habe Jedi-StealthX-Jäger angefordert .«
Luke sah Saba stirnrunzelnd an. Diese konnte bloß nicken und sagte: »Wir wollten dich damit nicht behelligen.«
Der Ausdruck von Verärgerung in Lukes Augen schwenkte um zu Verständnis. Sein Gesicht war plötzlich getrübt von etwas, das Scham hätte sein können, dann bedachte er Saba und die anderen Meister mit einem finsteren Blick.
»Ihr könnt mich später auf den neuesten Stand bringen.«
Es war Kenth Hamner, der antwortete. »Mit dem größten Vergnügen.« Er sah in Jacens Richtung und fügte hinzu: »Da gibt es eine Menge Dinge zu erzählen.«
Luke kniff die Augen zusammen, wandte sich aber an Jacen. »Ich verstehe – die Pflicht ruft. Doch ich hoffe, du wirst darüber nachdenken, was hier heute geschehen ist.«
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte Jacen. »Dessen kannst du dir gewiss sein.«
»Gut. Möge die Macht mit dir sein.«
»Und mit dir.«
Jacen drehte sich um und marschierte mit großen Schritten den Mittelgang entlang; er trieb die Stiefelabsätze tief in das Derbmoos und nutzte die Macht, um Leute behutsam beiseitezuschieben. Luke sah zu, wie er davonging, zu gleichen Teilen von Hoffnung und Entsetzen erfüllt. Falls von dem sanftmütigen Jungen, an den er sich aus der Jedi-Akademie auf Yavin 4 erinnerte, noch irgendetwas übrig war, konnte er es nicht länger sehen. Jacen war von einer Dunkelheit umgeben, die umfassender war als jede andere, die er seit langer Zeit gespürt hatte – vielleicht sogar seit den Tagen Darth Vaders und des Imperators –, und es war ganz und gar nicht sicher, dass man ihn zurück ins Licht ziehen konnte. Dennoch musste Luke es versuchen – wenn nicht um Jacens willen, dann für Leia und die Allianz, aber vor allem anderen für sich selbst. Nach dem Fehler, den er bei Lumiya gemacht hatte – nachdem er sie irrtümlich aus Rache ermordet hatte –, konnte er den Gedanken nicht ertragen, bei seinem eigenen Neffen einen ähnlichen Fehler zu begehen. Falls es noch eine Möglichkeit gab, zu Jacen durchzudringen, musste er es probieren.
Kenth Hamner trat an das Rednerpult und dankte allen, die gekommen waren, um gemeinsam mit den Jedi das Leben von Mara Jade Skywalker zu würdigen. Er ermahnte sie, sich in den bevorstehenden schwierigen Zeiten ein Beispiel an ihr zu nehmen, und lud sie herzlich zum Trauermahl ein, das in der Halle des Friedens bereitstand. Als sich die Menge zum Gehen erhob, wandte sich Luke dem Hinterausgang des Innenhofs zu und bedeutete Ben, Saba und den übrigen Meistern, ihm zu folgen.
Das Letzte, was er in diesem Moment wollte, war, sich den Angelegenheiten des Ordens zu widmen. Da dort, wo sonst Mara gewesen war, bloß eine schmerzende Leere in ihm gähnte, fühlte sich Luke wie das Opfer einer Herzamputation; alles in ihm brannte vor Trauer, Erinnerungen an Maras Tod wirbelten durch seine Gedanken – an diesen plötzlichen, schrecklichen Ruck an ihrer Machtverbindung, als würde sie in einen Stern stürzen, daran, wie er versuchte, mental
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