Wächter der Macht 06 - Inferno
wären die im Innern der Gebäude zu spürenden Machtpräsenzen nicht gewesen, hätte sie den Ort für verlassen gehalten.
Möglicherweise hatten die Solusars im Hinblick auf Maras Bestattung eine Meditationswoche ausgerufen. Vermutlich bedauerten sie ebenso sehr wie Jaina, nicht dabei gewesen zu sein, und die Kinder brauchten ein Ritual, das ihnen dabei half, mit dem Verlust einer so bedeutenden Jedi-Meisterin fertig zu werden.
Jaina wünschte bloß, dass sie und Zekk und Jag die Zeit hätten erübrigen können, sich der Meditation anzuschließen. Sie litt auf eine Weise, wie sie es seit dem Krieg gegen die Yuuzhan Vong nicht mehr getan hatte, als sie Anakin und Chewbacca sowie hundert andere treue Kameraden verlor. Es kostete sie all ihre Kraft, sich einfach in ihre Trauer zu fügen und sich nicht wie während des Krieges in sich selbst zurückzuziehen.
Jagged Fels forsche Stimme drang über die Sprechanlage des StarDrive-Daktyls, den das Alema-Jagdteam diese Woche flog. »Registrierst du irgendetwas?«
»Negativ«, antwortete Zekk einige Meter hinter Jaina. Er saß auf der gegenüberliegenden Seite des Raumschiffrumpfs und schaute durch eine Sichtkuppel, ähnlich der, die Jaina vor sich hatte. »Vielleicht sollten wir uns nicht zu sehr auf Vektormessungen verlassen. Wir wissen nicht das Mindeste über dieses neue Schiff, in dem sie unterwegs ist … Und warum sollte sie überhaupt hierherkommen?«
»Weil sie Alema Rar ist«, entgegnete Jaina. »Und wenn wir unsere Zeit mit dem Versuch vergeuden dahinterzukommen, warum sie irgendetwas tut, sind wir noch verrückter als sie.«
Jag schmunzelte – wie er es meistens machte, wenn Jaina anderer Ansicht war als Zekk –, dann sagte er: »Kann schon sein … Also, bedeutet das jetzt, dass du etwas wahrnimmst, oder nicht?«
»Gib mir eine Sekunde«, erwiderte Jaina. »Wir sind gerade erst hierhergekommen.«
»Wir brauchen etwas Zeit, um uns auf die lokalen Machtströme einzustellen«, erklärte Zekk. »Es ist ja nicht so, als wäre ihr neues Schiff so was wie ein Leuchtfeuer der Dunklen Seite. Es strahlt lediglich eine geringe Aura aus.«
»Dann wollt ihr damit sagen, dass wir noch mal drüberfliegen müssen?«, fragte Jag.
»Und vermutlich auch noch ein drittes und ein siebentes Mal«, antwortete Jaina. »Es wird vielleicht einige Mühe kosten, sie zu finden, aber ich verwette mein Hemd darauf, dass Alema hier ist.«
Jag sagte im selben Moment: »Abgemacht!«, wie Zekk meinte: »Bin dabei!«
Jaina runzelte die Stirn, verwirrt vom Enthusiasmus der beiden. »Was ist?«
»Deine Wette.« Zekk schielte über die Armaturen. »Ich bin dabei.«
»Hey, ich war Erster!« Wie gewöhnlich ließ sich aus Jags Tonfall unmöglich schließen, ob er scherzte oder nicht, doch Jaina ging davon aus, dass das vermutlich der Fall war. Die einzigen Glücksspiele, an denen er ihres Wissens nach je beteiligt gewesen war, drehten sich um Sternenjäger und verschwindend geringe Überlebenschancen. »Sie hat mit mir gewettet.«
»Haha, sehr lustig«, sagte Jaina. »Welchen Teil von Danke, kein Interesse habt ihr beiden eigentlich nicht verstanden?«
Jaina gab sich keine Mühe, die Verärgerung aus ihrer Stimme herauszuhalten. Bereits vor Maras Ermordung war sie des Konkurrenzkampfs zwischen Jag und Zekk überdrüssig gewesen, und nun machte es sie einfach wütend. Abgesehen davon gab es nicht einmal einen Grund für eine solche Rivalität. Damals auf Terephon hatte Zekk behauptet, er sei über sie hinweg. Und als Jag wieder aufgetaucht war, war er angesichts ihrer Taten im Zuge der Dunkles-Nest-Krise so aufgebracht gewesen, dass eine Romanze ausgeschlossen schien.
Natürlich hatte dieser segensreiche Zustand ungefähr so lange Bestand wie eine Seifenblase in einer geöffneten Luftschleuse. Sobald den beiden Männern erst bewusst geworden war, dass sich der jeweils andere gerade Hoffnung auf einen Platz im Familienholo machte, fingen sie an, ihre Köpfe gegeneinanderzudonnern wie Rontobullen. Nach Maras Tod war Jaina es schließlich leid gewesen, und sie hatte beiden gesagt, sie sollten sie gefälligst in Ruhe lassen.
Unversehens glitt der Eingang zum Hangar der Akademie unter dem Daktyl vorüber, dann füllte sich Jainas Sichtkuppel mit Himmel, als Jag das Schiff auf die Seite rollen ließ und herumschwang, um das Gebiet erneut zu überfliegen. Der Daktyl war um einiges weniger manövrierfähig als der YT -2400, den sie bis vor einigen Tagen als Mutterschiff benutzt hatten, doch
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