Wächter der Macht 06 - Inferno
entbunden worden waren, um die »angemessene« Sicherheit der Anlage zu gewährleisten –, war der gesamte Jedi-Orden empört gewesen. Und als Luke dem Rat dann trotzdem vorschlug, mit ihren StealthX-Jägern in die Schlacht um Kuat einzugreifen, hatte er nicht die geringste Unterstützung gespürt, bloß Einverständnis. Nun begriff er, dass es ein Fehler gewesen war, nicht darauf zu beharren, dass die Meister ihre eigene Sicht der Dinge darlegten, damit sie gemeinsam zu einer Entscheidung gelangen konnten – besonders, wo sogar er selbst die Zuverlässigkeit seines Urteilsvermögens momentan infrage stellte.
Zum Glück war es nie zu spät, um einen Fehler zu korrigieren. Luke richtete den Blick auf Corran, dann sagte er: »Ich weiß euer aller Rücksichtnahme auf meine Gefühle wirklich zu schätzen, aber das ist nicht das, was ich brauche. Das ist nicht das, was der Orden braucht.«
Corran gelang es, gleichzeitig schuldbewusst und verwirrt zu wirken. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich recht verstehe, Meister Skywalker.«
»Ihr denkt, diese Mission ist ein Fehler«, sagte Luke.
Begreifen dämmerte in Corrans Augen, und jetzt war es an den anderen Meistern, schuldbewusst auszusehen. »Mir gefällt das Ganze nicht«, gab er zu. »Jacen spielt mit uns.«
»Vermutlich – aber was sollen wir dagegen unternehmen ?«, fragte Luke. »Die Seiten wechseln und den Aufstand unterstützen?«
Corran errötete. »Das schlägt niemand vor, Meister Skywalker.«
In dem Wissen, dass er alle Meister zu einer Übereinkunft bewegen musste, ließ Luke seinen Blick zu Kyp schweifen. »Vielleicht sollten wir Jacen verhaften wegen … nun, ich bin mir nicht ganz sicher, gegen welches Gesetz er verstoßen hat – oder wie wir das beweisen könnten«, sagte er. »Aber ich meine es ernst. Sollten wir zur Brücke hochmarschieren und ihn unter Generalverdacht festnehmen?«
Kyp senkte den Blick. »Das ist vermutlich keine so gute Idee«, gab er zu. »Im Augenblick kann die Allianz nicht noch mehr Chaos gebrauchen.«
Als Nächstes wandte sich Luke an Kenth. »Wir könnten auch einfach nichts tun und abwarten, wie die Schlacht ausgeht. Zumindest wüssten wir dann, dass wir nicht das Falsche tun.«
Kenth dachte einen Moment lang über den Vorschlag nach, dann schüttelte er den Kopf. »Die Zukunft der Galaxis hängt hiervon ab – wir müssen irgendetwas tun.« Er sah die anderen Meister an. »Wenn uns nur die Wahl zwischen einem Despoten und völliger Gesetzlosigkeit bleibt, denke ich, dass wir uns für den Despoten entscheiden sollten. Fürs Erste.«
»Das ist auch meine Ansicht«, sagte Luke. Er wandte sich an Saba. »Aber wann entscheiden wir, dass Jacen zu weit gegangen ist? Wo ziehen wir die Linie?«
»Das fragst du ausgerechnet diese hier?« Saba legte im Barabel-Äquivalent von Verlegenheit ihre Wangenschuppen an. »Jacen ist die Brut deiner Brut.«
»Und er ist der Sohn deiner Schülerin«, konterte Luke. »Du bist für diese Entscheidung ebenso verantwortlich, wie ich es bin.«
»Leia hat sich bereits von ihm abgewandt«, merkte Saba an. »Es sei denn, der militärische Geheimdienst hat sich in Bezug auf ihre Angelegenheiten auf Kashyyyk geirrt.«
»Leia ist keine Jedi-Meisterin«, erinnerte Luke sie. » Du schon.«
Saba stellte ihre Rückenstacheln auf und musterte Luke eine ganze Weile. Keiner von ihnen wollte derjenige sein, der vorschlug, die Jedi sollten Jacen die Stirn bieten, doch sie alle wussten, dass dieser Moment kommen würde … und dass das vermutlich bedeutete, der gesamten Regierung der Galaktischen Allianz zu trotzen, wenn es schließlich so weit war.
Am Ende wandte Saba sich halb in ihrem Sessel um und schaute weg. » Du bist der Langzahn, Meister Skywalker. Wir ziehen die Linie da, wo du sagst, dass wir sie ziehen sollen.«
Das war nicht unbedingt die Antwort, die Luke sich gewünscht hatte, aber die, mit der er gerechnet hatte. Nichts wäre ihm lieber gewesen, als die Führerschaft über den Orden jemand anderem zu übertragen, während er sich der Suche nach Maras Mörder widmete und Ben dabei half, seine Trauer zu verarbeiten. Doch diesen Luxus hatte er im Augenblick nicht. Zumindest das hatte Jacen hinreichend deutlich gemacht.
Luke wartete, bis sämtliche Jedi-Meister und -Ritter ihre Zustimmung bekundet hatten, ehe er nickte.
»Vielen Dank. Ich verspreche euch, wir werden es nicht zulassen, dass Jacen uns noch weiter unter Druck setzt.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Wandschirm zu,
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