Wächter der Macht 07 - Zorn
dir weiterhin das Vertrauen aller zu bewahren, darin bestand, den Mund zu halten.«
Seha warf ihm einen Blick zu. »Vertrauen ist nichts wert, wenn es auf Lügen aufgebaut ist. Ich bin vielleicht das dämlichste Mädchen, das Euch je unter die Augen gekommen ist, aber das ist selbst mir klar.«
Niemand antwortete ihr sofort. Selbst Corrans Gesichtsausdruck war eher abschätzend als wütend, und Luke wusste sowohl aufgrund seiner Erfahrung als auch dank dem, was er durch die Macht fühlte, dass Corran das Mädchen lediglich geschickt anstachelte und seine eigene Zurschaustellung von Emotionen bloß gespielt war.
Schließlich brach Cilghal das Schweigen. »Fairerweise muss man sagen, dass Seha dabei geholfen hat, die Computer zu zerstören, nachdem der Orden bei Kuat mit Jacen und der Allianz gebrochen hatte und die Garde ausrückte, um den Tempel zu besetzen. Sie hat im Alleingang ein komplettes Datenarchiv gelöscht und zwei Jedi- Ritter durch die Unterstadt in Sicherheit geführt.«
Luke räusperte sich, um Sehas Aufmerksamkeit zu erlangen. »Du kannst im Orden bleiben, ohne an dieser Mission teilnehmen zu müssen.«
Ein flüchtiges, unsicheres Lächeln flackerte über Sehas Lippen. »Kann ich das?«
»Ja. das kannst du. Und das solltest du. Jacen ist ... außerordentlich gefährlich. Für den Fall, dass er dich entdeckt, genügt es, wenn er sich zu nur einem einzigen noch so geringfügigen Angriff hinreißen lässt. Ein solcher Angriff würde einen Jedi-Meister ablenken, einen Jedi-Ritter verwunden ... und dich töten.«
Sie schluckte. »Weiß irgendjemand im Orden, wie man durch die Unterstadt zu Jacens Amtszimmern gelangt?«
»Zekk vielleicht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Seit der Vong-Umformung kennt er sich dort nicht mehr aus. Seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg. Ich gehe lieber mit auf diese Mission.«
»Und hältst dabei deinen Kopf unten.«
»Und halte dabei meinen Kopf unten.«
Luke nahm einen tiefen Atemzug, dann schaute er sich um. »Würdet ihr mich bitte allesamt entschuldigen? Kyp, bitte begleite Seha nach unten und komm in ein paar Minuten wieder zu mir.«
Alle verneigten sich, zogen sich mit Grabesmienen zurück und fuhren mit der Aufzugplattform nach unten, die Seha hergebracht hatte.
Luke stand allein vor dem schiefen Werkzeugständer, schloss die Augen, tauchte in die Macht ein ... und suchte nach Führung.
Eigentlich hätte sein Herz genügen sollen, um ihm den Weg zu weisen, dieweil die Macht ihm gelegentlich einen Schubs in eine bestimmte Richtung gab, wenn Dinge unklar waren. Gleichwohl, als Mara starb, war sein Herz bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, und von den Bruchstücken, die davon noch übrig waren, drängte jedes auf eine andere Vorgehensweise. Konzentrier alle Bemühungen darauf Jacen unschädlich zu machen. Bring Alema Rar zur Strecke und lass sie dafür bezahlen, dass sie Mara getötet hat. Die Fäulnis geht zu tief der Jedi-Orden sollte sich aus alldem heraushalten und die Kriegführenden Staaten ihren Konflikt alleine ausfechten lassen: erst dann kann der Wiederaufbau beginnen. Der Kerl gehört mir. Er gehört mir.
Und die Macht schwieg. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit sie ihm zum letzten Mal irgendeine Führung in Bezug auf das große Ganze geboten hatte. Alles, was sie dieser Tage für ihn parat hatte, waren Empfehlungen für unmittelbare Probleme, für das Hier und Jetzt. So war es jetzt bereits seit - wie langer Zeit? Wenigstens seit Maras Tod. Gut möglich, dass es schon davor seinen Anfang genommen hatte.
Vielleicht war er nicht länger imstande, die Macht zu deuten. Vielleicht hatte sie beschlossen, nicht mehr länger zu ihm zu sprechen.
Und falls das zutraf, konnte er nicht der Großmeister des Ordens bleiben. Dann würde er die Jedi in den Untergang führen.
»Großmeister?«
Luke öffnete die Augen. Kyp stand vor ihm. Luke hatte weder gehört noch gefühlt, dass er gekommen war.
Luke zwang seine Gedanken in die Gegenwart zurück. »Du hast den Plan für diese Mission ausgetüftelt.«
»Ja.«
»Warum gibt es dann noch Zweifel, wer die Führung übernimmt?«
Kyp zögerte einen Moment. »Die Meister Horn und Katarn haben sich freiwillig gemeldet. Ich bin ebenfalls bereit, die Gruppe anzuführen. Bislang habe ich aber noch keinen Missionsleiter benannt ... weil ich denke, dass du das übernehmen solltest.«
»Auf keinen Fall.«
»Bitte, hör mir zu. Im Orden macht sich Unruhe breit, die daher rührt, dass die anderen nicht wissen, wo
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