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Wächter der Macht 07 - Zorn

Wächter der Macht 07 - Zorn

Titel: Wächter der Macht 07 - Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Allston
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sein, schmerzte seine Wange tatsächlich, wenn auch bloß ein bisschen, und fühlte sich auch immer noch leicht geschwollen an. Er rieb darüber, während er sich umschaute.
    Einst war sein »Zimmer« ein begehbarer Kleiderschrank gewesen, der dem Kommandanten dieses Außenpostens gehört hatte und dementsprechend genügend Platz für das Feldbett, den kleinen Tisch und den Stuhl bot, die man als seine persönlichen Möbel hergebracht hatte. Es war nichts Besonderes, aber immer noch eine bessere Unterkunft als die der meisten anderen Jedi hier.
    Er stand auf, warf die Decke beiseite und nahm seine Gewänder vom Haken. Nachdem er sich angekleidet hatte, ging er ins Wohnquartier seines Vaters hinüber. Der Raum war ruhig und dunkel, und im ersten Moment glaubte Ben, allein zu sein. Dann sah er seinen Vater im Schneidersitz vor dem großen Sichtfenster sitzen und auf die Bäume von Endor hinausschauen, wie er es so häufig tat.
    Ben beobachtete ihn eine Minute lang. Luke saß vollkommen regungslos da, mit ausdrucksloser Miene, und blinzelte seltener, als es für einen Mann im Wachzustand normal war. Zweifellos war er sich über Bens Anwesenheit und seinen prüfenden Blick im Klaren, doch er zeigte keinerlei Reaktion.
    Ben wusste, warum. In den Tagen seit seiner Rettung von der Anakin Solo war sein Vater so besorgt und fürsorglich gewesen, dass Ben schließlich begonnen hatte, ihn anzublaffen. Der Gedanke daran ließ ihn innerlich zusammenzucken. Schmerz.
    Verlegenheit, ein tief sitzendes Gefühl des Verrats durch Jacens Folterung und die jugendlichen Mormone, über die alle ständig sprachen, machten ihn reizbar und wütend.
    Ben fand, dass er jede Menge Gründe hatte, gereizt und wütend zu sein. Gründe, die über die Folter, die er erdulden musste, weit hinausgingen. Er vermutete, dass nicht Alema Rar. sondern Jacen seine Mutter umgebracht hatte. Mehr noch: Tief in seinem Innern wusste er, dass dem so war. Doch außer ihm schien niemand sonst im Universum an Jacens Schuld zu glauben. Es war schwer, mit einem derart gravierenden Verdacht allein auf weiter Flur zu sein.
    Trotzdem hatte sein Vater es nicht verdient, dass er seine Wut an ihm ausließ. Vielleicht gelang es Ben nicht immer, sich zu beherrschen, aber zumindest konnte er anerkennen, dass sein Vater an alldem keine Schuld trug.
    Ben stand einige Sekunden da und legte sich seine Worte zurecht, dann ging er hinüber, um sich neben seinen Vater zu setzen - in derselben Haltung wie Luke - und sah ihn an. Die Beine übereinanderzuschlagen ließ seine Gelenke ächzen. Die Ärzte hatten gesagt, dass er nach dem, was Jacen ihm angetan hatte, noch wochenlang Schmerzen haben würde.
    Er versuchte, seine Stimme ruhig und erwachsen klingen zu lassen. »Ich habe meine Hausaufgaben gemacht.«
    Luke blinzelte mehrmals hintereinander. Er wirkte nicht verwirrt, aber Ben wusste, dass diese Worte seinen Vater verblüfft hatten, was ihn in gewisser Weise freute.
    Luke wandte sich ihm zu. »Was für Hausaufgaben?«
    »Die, die du und Mom mir aufgetragen habt, kurz bevor ich nach Almania aufgebrochen bin.«
    Luke schüttelte den Kopf. »Ich bin froh, dass du das erledigt hast. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, wovon du sprichst.«
    »Es ging um meinen Großvater. Anakin Skywalker. Darum, wie er zu Darth Vader wurde. Der Imperator hat ihm grässliche Dinge angetan. Hat dafür gesorgt, dass er anfing, seinen Freunden zu misstrauen, sodass sie keine Freunde blieben. Hat ihn dazu angestiftet, Kinder zu töten, damit niemand ihm je wieder vertrauen würde. Hat ihn zur Einsamkeit verdammt. Hat es so aussehen lassen, als würde ihn niemand im Universum verstehen ... nur der Imperator. Ich wette, kurz bevor Darth Vader aus ihm wurde, hat er den Imperator gehasst. Doch der Imperator hat alles so arrangiert, dass er der Einzige war, den Anakin Skywalker noch hatte.«
    Luke dachte darüber nach, dann nickte er. »Ich nehme an, damit hast du recht.«
    »Und dann bin ich darauf gekommen. Das ist genau das, was Jacen mit mir gemacht hat.«
    In Luke dämmerte es langsam. »Das ist vollkommen richtig.«
    »Und hätte ich ihn an diesem Tag getötet, hätte ich mich in Darth Vader verwandelt.«
    »Vielleicht. Für eine Weile.«
    »Vielleicht für immer.«
    »Vielleicht.« Luke zuckte die Schultern. »Aber wenn du das jetzt verstanden hast, wenn du das nie vergisst, wirst du niemals zu Darth Vader werden.« Er drehte sich zur Seite, um den Blick erneut über die Wälder schweifen zu lassen.

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