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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Straßenlaternen. (Ich habe ein kleines Heinzelmännchenwesen, das jede zweite Woche vorbeischaut und das alte Boot rein hält; dafür lasse ich ihm eine Schale Single Malt Whiskey stehen. Ich halte viel davon, die alten Traditionen hochzuhalten - besonders wenn das bedeutet, dass ich nicht mit dem Duraglit auf alle viere heruntergehen muss. Ich hasse es, Messing zu polieren.)
    Ich hätte Molly lieber in meine hübsche Wohnung in Knightsbridge mitgenommen, aber das wagte ich nicht: Meine Familie wusste von der Wohnung. Bestenfalls hatten sie Agenten vor Ort, die aufpassten und warteten, für den Fall, dass ich dumm genug wäre, mein Gesicht dort zu zeigen. Schlimmstenfalls - und sehr viel wahrscheinlicher - hatten sie die Wohnung schon auseinandergenommen auf der Suche nach Hinweisen oder belastenden Dokumenten, die sie darauf brächten, wo ich war und was ich vielleicht gerade machte. Ich kannte das Prozedere; ich hatte es selbst oft genug angewandt. Na ja, sollten sie suchen. Ich ließ nie etwas von Wert in meiner Wohnung zurück. Oder sonst wo, um genau zu sein. Ein Frontagent muss bereit sein, jederzeit von allem wegzugehen und nie zurückzublicken. Wir dürfen nicht sentimental sein oder Bindungen entwickeln. Unsere einzigen Wurzeln sind in der Familie. Dafür sorgt die Familie.
    Das war ungefähr der Sinn meiner Worte zu Molly, und sie nickte.
    »Sie haben wahrscheinlich Ihr ganzes gutes Zeug in Stücke geschlagen, aus reiner Gehässigkeit. Ich habe gesehen, wie Ihre Familie vorgeht. Wissen Sie ganz genau, dass dort nichts ist, mit dessen Hilfe sie Sie aufspüren können? Ich könnte Sie überall finden, ich brauche bloß irgendeinen Gegenstand in Händen zu halten, der einmal Ihnen gehört hat.«
    »Nicht, solange ich den Torques trage«, sagte ich. »Meine Rüstung schirmt mich vor allem ab.«
    Ich half Molly auf das Deck meines Hausboots hinunter und sprang dann leichtfüßig neben sie. Molly betrachtete mich nachdenklich.
    »Ihre Rüstung kommt von Ihrer Familie. Sind Sie sicher, dass sie nicht doch eine geheime Möglichkeit haben, Sie durch die Rüstung zu finden?«
    »Absolut sicher! Das war schon immer unsere Stärke und unsere Schwäche. Dieselbe Rüstung, die uns so mächtig macht, isoliert uns auch von allem anderen in der Welt.«
    »Dann sind Sie also immer allein?«
    »Ja. Das ist der Grund, weshalb so wenige Droods draußen in der Welt zurechtkommen, fern von den allumfassenden Armen der Familie. Kommen Sie, es ist kalt hier draußen. Lassen Sie uns nach unten gehen!«
    Ich öffnete die Luke, und wir stiegen in das luxuriös ausgestattete Innere der Lucky Lady hinab. Egal wo ich wohne, ich wohne gern gut. Ich hatte das Hausboot vor einigen Jahren bei einem Pokerspiel mit einem vom Pech verfolgten Privatdetektiv gewonnen; am Ende musste das arme Schwein in seinem eigenen Büro wohnen. Geschah ihm ganz recht; er hatte versucht zu betrügen. Es gibt nichts, was mir mehr Spaß macht, als einen Betrüger zu prellen. Ich kann Extraasse aus Stellen herausziehen, die Sie mir nicht glauben würden!
    Ich machte mir in dem alten Wohnbereich zu schaffen, entzündete die alten Schiffssturmlaternen und stellte die Dochte ein, bis das Innere des Hausboots von einem warmen, goldenen Schein erfüllt wurde. Molly oohte und aahte angesichts der aufwendigen Ausstattung und mannomannte beifällig ob der Zeitalterdetails. Die Lucky Lady hat keinen neuzeitlichen Komfort, keine Elektrizität. Der springende Punkt beim Aufenthalt auf dem Hausboot war, von der modernen Welt abgeschnitten zu sein. (Es gibt eine chemische Toilette. Und einen tragbaren CD-Spieler. Es hat keinen Zweck, in diesen Dingen ein Fanatiker zu sein.) Schließlich ließen wir beide uns auf der bequem gepolsterten Chaiselongue nieder, und zum ersten Mal seit einer scheinbaren Ewigkeit entspannte ich mich.
    »Es gefällt mir, wie Sie wohnen, Eddie«, sagte Molly und zog die Beine unter sich an. »Es ist so ... so nicht Sie! Ein bisschen einsam allerdings.«
    »Das ist der Sinn der Sache«, meinte ich.
    Sie schaute mich ernst an. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie es für Sie sein muss, ein so einsames Leben zu führen - so abgeschnitten von allem und jedem. Nie jemandem vertrauen zu können, der nicht Familie ist.«
    »Das kommt mit der Arbeit«, sagte ich. »Und nachdem ich in einem Herrenhaus aufgewachsen war, das vor Familie aus den Nähten platzte, war ich froh, fortzukommen.«
    »Hat es denn nie ...jemand anders gegeben? Jemand, der Ihnen etwas

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