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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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bedeutete?«
    »Nein. Nie. Ich kann niemand zu nahe kommen, ohne ihm zu verraten, was ich mache. Und das erlaubt die Familie nicht. Ehe, sogar ... Freundschaften finden nur nach dem Ermessen der Familie statt. Sie müssen genehmigt werden. Besonders bei jenen von uns, die im Außendienst arbeiten und zugänglich für die Versuchungen der Welt sind. Von dem Moment an, wo wir geboren werden und sie unseren Säuglingshälsen den goldenen Torques auferlegen, gehören wir der Familie - mit Leib und Seele. Ich wohne allein, wo immer ich wohne, und wenn ich auch vielleicht von Zeit zu Zeit Leute einlade, mich zu besuchen, so dürfen sie doch nie bleiben. Zu ihrer eigenen Sicherheit.«
    »Also ... keine Freundinnen? Keine Lebensgefährtinnen? Keine echten Freunde? Was für eine Art von Leben ist das?«
    »Ein Leben des Dienstes an einer größeren Sache«, antwortete ich. »Das war es, was ich glaubte. Was mir beigebracht worden war. Wie hätte ich wissen sollen, dass das alles eine Lüge war?«
    »Gibt es hier etwas zu Essen oder zu Trinken?«, wechselte Molly netterweise das Thema. »Ich könnte einen Happen vertragen, falls Sie was dahätten.«
    »Selbstverständlich!«, sagte ich. »Lassen Sie mich nur schnell ein paar Brotkäfer aus dem Schiffszwieback klopfen!«
    Ich machte mich daran, mithilfe der Konservendosen, die ich immer vorrätig habe, eine bescheidene kalte Mahlzeit zu organisieren, und öffnete eine Flasche Brandy, die ich für medizinische Notfälle aufbewahre. Molly beschäftigte sich inzwischen damit, meine CD-Sammlung durchzusehen und abfällige Kommentare über meinen Musikgeschmack von sich zu geben.
    »Was ist das denn? Kein Hawkwind, kein Motörhead, nicht mal was von Meat Loaf? Bloß ... Judy Collins, Mary Hopkin und Kate Bush ...«
    »Ich mag Sängerinnen«, erklärte ich, während ich mit einem Tablett hereinkam.
    »Na schön, ich werde Ihnen ein paar meiner Within-Temptation-Importe ausleihen; die werden Ihnen gefallen. Es ist eine holländische Band mit einer großartigen Sängerin; ein bisschen wie ABBA auf Crack.«
    »Hm«, meinte ich. »Das ist doch mal was, worauf man sich freuen kann!«
    Wir fielen mit gesundem Appetit über unser Essen her. Molly schlang ihres hinunter, womit sie sich meine stille Anerkennung verdiente. Ich kann Leute nicht ausstehen, die in ihrem Essen herumstochern. Danach saßen wir zusammen, während der Brandy sich in unseren Mägen erwärmte, gesellig nahe, noch zu aufgedreht vom Adrenalinausstoß der Nacht, um schon zu schlafen. Also redeten wir von alten Zeiten, alten Fällen, wo wir immer auf verschiedenen Seiten gestanden hatten und uns ziemlich oft nach Kräften bemüht hatten, uns gegenseitig umzubringen. Es gibt manche Sachen, über die man nur mit alten Feinden reden
    kann. Weil man da gewesen sein muss, um zu verstehen.

*

    Der Fall des Millennium-Upgrades war ein klassischer Schlamassel von beinah legendären Ausmaßen. Meine Familie erfuhr, dass ein ziemlich bedeutender deutscher Wissenschaftler im Begriff war, von Vril Power Inc. in München abzufallen und nach London gekommen war, um die Früchte seiner Forschungen an den Meistbietenden zu verkaufen. Damit spielte die Sache in meinem Territorium, und ich wurde aufs Feld geschickt, um sicherzustellen, dass seine Arbeit an jemanden ging, den die Familie akzeptierte. Oder um den Wissenschaftler ohne Rücksicht auf Verluste auszuschalten, sollte ihm nicht nach Kooperation zumute sein.
    Wir geraten normalerweise bei Industriespionage nicht so aus dem Häuschen, aber Herr Doktor Herman Koenig arbeitete an einer zukunftsweisenden Technologie der Schnittstelle von Computer- und Menschenverstand und hatte offenbar eine Methode entwickelt, direkten Kontakt zwischen menschlichem Denken und Rechnerleistungsfähigkeit herzustellen. Theoretisch konnte daraus eine Kombination aus beiden resultieren, die ein Ganzes hervorbringen konnte, das weit größer als die Summe seiner Teile war. Eine ganze Menge Leute war bereit, eine ganze Menge Geld für die Alleinrechte an so einem Verfahren zu bezahlen, daher oblag es mir, sicherzustellen, dass nur die richtige Art von Person es in die Hände bekam. Oder gar keine. Meine Familie kann in manchen Sachen sehr missgünstig sein, auch wenn sie selbst gar nichts damit anfangen kann.
    Doktor Koenig hatte sich ein behelfsmäßiges Laboratorium in einer nicht mehr benutzten Denkfabrik der Regierung im alten Bradbury Building eingerichtet, nur ein Stückchen unterhalb vom Centre Point.

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